Kreis Kusel Schlagende Verbindungen

Die Elbtonal Percussion schlägt los – nicht mit Baseballschlägern, aber mit Trommelstöcken.
Die Elbtonal Percussion schlägt los – nicht mit Baseballschlägern, aber mit Trommelstöcken.

Instrumente zum Draufhauen bilden einen Schwerpunkt beim Zweibrücker Programm des Festivals Euroclassic – als Versuch, die Industrie-Kultur, das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz, zu integrieren: Das Quartett Elbtonal Percussion, Simon Phillips, der frühere Schlagzeuger von Toto, aber auch der Musikkabarettist Pawel Popolski gehören in diese Ecke.

Das Hamburger Ensemble Elbtonal Percussion eröffnet am 9. September den Zweibrücker Part des Musikfestivals und „verwandelt die Bühne in einen Wald aus Schlaginstrumenten“, wie es in der Ankündigung heißt. Dazu zählen Gongs, Trommeln, Marimbaphone und zweckentfremdete Alltagsgegenstände. Geboten werden spannende, schräge und humorvolle Eigenkompositionen. Die Truppe, zu der aktuell fünf Männer gehören, besteht seit 1996, ist europaweit bekannt und schrieb auch schon Filmmusik („Der Baader-Meinhof-Komplex“, 2008) In eine ähnliche Richtung geht das, was Pawel Popolski am 28. September bietet. Er macht Geräusche mit Pfefferstreuer, Paprikaschoten und einem gekochten Ei, die ein bisschen wie Techno-Beat klingen. Auch andere Alltagsgestände baut er in sein Ein-Mann-Objekte-Orchester ein. Hinter der Kunstfigur Pawel Popolski steckt der deutsche Kabarettist Achim Hagemann, der viel mit Hape Kerkeling zusammenarbeitete. Er spricht mit polnischem Akzent und verteilt Wodka im Publikum. Die Gläser muss man auf Kommando auf Ex trinken und in hohem Bogen hinter sich werfen. Nun angemessen berauscht, erklärt er, warum der Reggae in Wahrheit eine Polka mit halber Geschwindigkeit ist – und fast alles irgendwie mit Polka zu tun hat. In seinen Parodien tauchen ein Stehgeiger namens David Garretski und ein Sänger namens Justin Biberk auf. Wer darüber lachen kann, ist bei seinem Programm „Außer der Rand und der Band“ bestens aufgehoben. Der Brite Simon Phillips (61) könnte im Prinzip mit seinem Schlagzeug allein einen Abend bestreiten, denn er ist einer der besten seines Fachs. Er spielte schon mit Toto, Asia, Jeff Beck, Peter Gabriel, Mick Jagger, The Who, Judas Priest und zwei Dutzend weiteren bekannten Musikern. Wenn er am 31. Oktober nach Zweibrücken kommt, spielt er ein Doublebass-Schlagzeug mit eigens für ihn entworfenen Stöcken. Er bringt den US-Saxofonisten Bill Evans (60) mit, der sich in Jazzrockkreisen einen Namen machte, schon mit Miles Davis, Herbie Hancock, David Sanborn und bei John McLaughlins Mahavishnu Orchestra spielte. Dazu kommt die Band Zen Amadeus, deren Musik auch in diese Richtung geht. Eine ähnliche Kombination (zwei Stars plus Band), aber mehr in Richtung Rock und Soul, gibt es am Freitag, 12. Oktober, mit der Pfälzer Rocksängerin Julia Neigel, dem Soulsänger Stefan Gwildis und der Lumberjack Bigband. „Face to Face“ heißt der Abend, in dem die beiden Stars im Duett singen: Songs von ihm, Songs von ihr und Hits aus Rock, Blues und Soul. Max Raabe kennt man in der Kombination mit dem „Palast Orchester“. Mit dem spielt er seit 30 Jahren Schlager, Tanz- und Unterhaltungsmusik der 20er und 30er Jahre. Nach Zweibrücken kommt er am 15. September aber ohne das Orchester, begleitet nur von dem Pianisten Christoph Israel. Im Programm hat er unter anderem „Heute Nacht oder nie“, „In der Bar Zum Krokodil“, „Ein heißer Kuss“, „Mein Herz ist Salon für schöne Frauen“, „Mir ist so morbide“, aber auch seinen größten Hit „Kein Schwein ruft mich an“. In gewisser Weise auch Crossover ist der Abend unter dem Titel „Die Beethovenmaschine“ am 18. September. Die Musik ist konventionell: Der Pianist Ben Süverkrüp (Sohn des Liedermachers Dieter Süverkrüp) und der Violinist Stephan Picard spielen die Beethoven-Sonaten F-Dur, op. 24, A-Dur, op. 102, c-Moll op. 30/2 und G-Dur, op. 96. Dazu kommt eine kabarettistische Rahmenhandlung, die Tina Teubner in Gang setzt: Beethoven liegt auf dem Sterbebett und will, dass seine Arbeit fortgesetzt wird. Das könnte eine Komponiermaschine übernehmen. Er beauftragt den kaiserlichen Hofmaschinisten Mälzel, der das Metronom bekannt machte, eine solche zu bauen. Die Maschine sieht man nicht, aber Beethovens Dialoge über Mensch und Maschine sind hörenswert. Viele Mitglieder des Landjugendchors Rheinland-Pfalz, der am 13. Oktober in Zweibrücken singt, sind Landes- und Bundespreisträger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“. Der Abend steht unter dem Motto „Via Baltica“. Die etwa 40 Sängerinnen und Sänger zwischen 16 und 27 Jahren singen unter Leitung von Kaspers Adamsons aus Litauen A-cappella-Werke zeitgenössischer baltischer Komponisten, darunter „The Deer’s Cray“ von Arvo Pärt sowie Stücke von Selga Mence, Eriks Ešenvalds, Vytautas Miškinis, Veljo Tormis und Urmas Sisask. Das Konzert dauert etwa eine Stunde. Das Trio Cynamon (Zimt) stammt aus dem polnischen Krakau und bringt eine Revue mit Liedern, Gedichten und Szenen aus ihrer Heimatstadt am 22. September in Zweibrücken auf die Bühne. Zum Programm gehören Songs der polnischen Liedermacher Grzegorz Turnau und Marek Grechuta, Volkslieder und Vertonungen von Texten polnischer Dichter. Das Trio besteht aus Kasia Rosolek (Violine, Gesang), Monika Glanowska (Flöte, Gesang) und Lukasz Cioch (Klavier).

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