Redaktion vor Ort Lauterecker üben Kritik an Landesregierung und Kreisverwaltung: „Politik vergisst den Norden“

Gutes Wetter, meist sehr nette Begegnungen – das gab’s gestern bei der „Redaktion vor Ort“ am Lauterecker Schloss: Sabrina Schre
Gutes Wetter, meist sehr nette Begegnungen – das gab’s gestern bei der »Redaktion vor Ort« am Lauterecker Schloss: Sabrina Schreiner (gelbes Oberteil) und Benjamin Ginkel (rechts) im Gespräch mit Leserinnen und Lesern.

Gut 30 Besucher haben am Mittwochvormittag das Team der RHEINPFALZ vorm Schloss in Lauterecken besucht. Bei kühlen Temperaturen aber strahlend blauem Himmel wurde viel gelobt – aber auch Kritik geäußert. Dabei waren manche nicht zimperlich.

Die neuen – oder altbekannten – Gesichter aus der Redaktion kennenlernen – oder wiedersehen –, das war für viele Leserinnen und Leser der Grund, am Mittwoch nach Lauterecken zur „Redaktion vor Ort“ zu kommen. Die Dubbetassen erwiesen sich einmal mehr als begehrtes Andenken für die Besucher – fast 50 wurden als Erinnerung mitgenommen.

Manfred Döhnert aus Lauterecken sieht seine Heimatstadt abgehängt – finanziell und auf Verkehrsschildern. „Was die Landespolitik mit uns hier im Norden des Landkreises veranstaltet, das ist unverschämt.“ In Mainz schere man die kleinen Gemeinden der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein mit den Dörfern in der Vorderpfalz über einen Kamm. „Das kann man doch nicht ernsthaft vergleichen“, sagt Döhnert. Aber auch für die Kreispolitik sei Lauterecken oft weit entfernt, moniert er. „Gucken Sie sich mal die Kreisverkehre und die Kreuzung am Bahnhof an. Da steht auf keinem Verkehrsschild Lauterecken. Altenglan und Bad Kreuznach sind zu lesen, aber nicht Lauterecken.“ Das zeige symbolisch, welchen Stellenwert Lauterecken für die Kreispolitik habe.

Motorradlärm am Wochenende unerträglich

Motorradlärm von der B270 und der L39 macht Günter Mayer an den Wochenenden zu schaffen. Er wohnt im Wälderbusch, also zwischen den genannten Straßen: „Samstagmittag bis Sonntagabend ist das eine Zumutung, eigentlich ist es da an sonnigen Wochenenden unmöglich, dort zu wohnen.“ Er wünsche sich von der Polizei Geschwindigkeits- und Lautstärkekontrollen, denn die Lebensqualität der Anwohner leide dort. Kaum ein Motorradfahrer halte sich an die Höchstgeschwindigkeit von 70 auf der B270, selbst durch Lauterecken Richtung Cronenberg werde meist deutlich zu schnell gefahren. Die kurvenreiche Strecke sei unter Motorradfahrern allerdings sehr beliebt.

Helmut Werner aus Oberweiler-Tiefenbach nutzt die „Redaktion vor Ort“, um kurzfristig noch ein wenig Werbung für das Theaterstück des Brunnenclubs zu machen. Das diesjährige Stück wird an den kommenden zwei Wochenenden aufgeführt, für den Sonntag, 21. April, 18 Uhr, gibt’s unter den Telefonnummern 06304 5230 und 0173 2933231 noch Karten für den Schwank. Seit 25 Jahren ist die Theatergruppe in dem Dorf aktiv, drei von acht Darstellern sogar von Anfang an dabei, erzählt Werner.

Lob für die verlässlichen Zeitungszusteller

Neben Lob für die Zeitung (und die verlässlichen Zusteller), gibt’s aber auch Kritik zu hören: (zu) viele Rechtschreibfehler und (zu) viele Fremdwörter wurden mehrfach kritisiert. Gelobt wurden dagegen das „Fragen und Antworten“-Format, das immer viel Information vermittele („Machen Sie das ruhig öfter“) und die RHEINPFALZ-App. Walter Harth aus Reipoltskirchen ist blind. Zeitunglesen kommt für ihn nicht infrage. Er lässt sich deshalb jeden Morgen ab 4.30 die PDF-Version der RHEINPFALZ vom Handy vorlesen. „Das klappt immer besser, noch leichter würde ich Inhalte finden, wenn alle Seiten benannt wären. Die Qualität steigt jedoch seit zehn Jahren kontinuierlich an.“

Besucher kritisierten die Rätsel als Papierverschwendung und im Politikteil wurden große Politikerbilder bemängelt. „Wie Trump aussieht weiß ich und den will doch auch keiner sehen“, sagte ein Gast in Lauterecken. „Es wird zu wenig aus der Region berichtet“, waren sich Hans-Joachim Müller und Riko Schneider einig, die kritisieren, dass überwiegend aus dem Südkreis berichtet werde. Bei der „Redaktion vor Ort“ in Schönenberg-Kübelberg im März waren die Standbesucher da ganz anderer Ansicht ...

Förderverein der ehemaligen Synagoge in Odenbach will möglichst viele Menschen erreichen

Rupertus Woehl aus Lohnweiler findet die Berichterstattung aus der Verbandsgemeinde mit ihren 41 Gemeinden gut und lobt, dass beispielsweise anhand der Entwicklung des Chorgesanges auf dem Land gezeigt wird, wie sich Dinge und Aktionen in Wellen entwickeln – und manche eben immer mehr abflauen, aber es entstehe auch immer wieder Neues. Heute nehme die langjährige Zugehörigkeit zu Vereinen und Interessengruppen immer mehr ab, vor allem jüngere Menschen wollten sich mehrheitlich nicht mehr lange binden, sondern eher kurzzeitige und niederschwellige Projekte unterstützen. Entsprechende Angebote entwickeln er und seine Frau Ursula auch im Rahmen ihrer Tätigkeit um den Förderverein der ehemaligen Synagoge in Odenbach. Sowohl die Demokratieförderung Jugendlicher als auch die kulturelle Arbeit im Allgemeinen werde leichter zugänglich. „Klassische Konzerte sind eine tolle Sache, aber wir müssen die Menschen abholen und auch auf Populäres setzen.“

Zarah Davudi und Arzo Taher leben in Hohenöllen und sind von der Region sehr angetan, loben die Freundlichkeit der Menschen in ihrem neuen Heimatort. Und doch sei nicht alles optimal. Der Boden des neu hergerichteten Spielplatzes sei „schlecht“, auch teils sehr dornig, und der öffentliche Nahverkehr nicht ausreichend. „Ich musste zur Arbeit, habe das Ruftaxi bestellt, aber es kam nicht“, erinnert sich Arzo Taher, die seit dieser Erfahrung vor rund einem Jahr von dem Angebot keinen Gebrauch mehr macht, da die Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lasse.

Wasser ist für Höhengemeinde ein Problem

Auf ein besonderes Problem in Hohenöllen machten Ute Habermann und Dieter Kleemann aufmerksam, denn in der Höhengemeinde gebe es seit Jahren unerklärlich viel Wasser. Eine Mauer sei schon zusammengebrochen, manche Anwohner müssten in Kellern ständig Wasser abpumpen und zudem seien Hangrutsche nicht ausgeschlossen – das Problem sei auch schon häufig angesprochen worden, doch Abhilfe schaffe niemand.

Die Kita Lauterecken ist an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen. Ein Container für 20 Kinder soll Abhilfe schaffen und da sei man auf einem sehr guten Weg, berichtete Stadtbürgermeisterin Isabel Steinhauer-Theis. Lauterecken, Heinzenhausen, Lohnweiler und Cronenberg haben bereits zugestimmt, der Hohenöller Gemeinderat hat das Thema in seiner kommenden Sitzung auf der Tagesordnung. Die Stadtbürgermeisterin plauderte zudem aus dem Nähkästchen und verriet, wie schwer es ist, Bürgern zu erklären, warum Projekte oft so lange dauern: „Dann heißt es immer, ihr macht ja nix. Stimmt nicht. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht – und die Unterlagen liegen in einer Behörde zur weiteren Bearbeitung.“

Werbung für 50. Jubiläum der Partnerschaft

Ein konkretes Anliegen hat Hans-Joachim Müller mitgebracht: Dem Medarder liegt die deutsch-französische Freundschaft am Herzen, er ist Mitstreiter im Partnerschafts-Förderverein Lauterecken-Sombernon. „Wir suchen ganz dringend noch Gastgeber“, verweist Müller auf den anstehenden Besuch französischer Gäste zu Pfingsten, wenn das 50. Jubiläum der „Jumelage“ gefeiert wird.

Lob und Tadel äußerte Gertrud Kappel aus Becherbach: Die zu groß ausgefallenen Überschriften sollten verkleinert, Todesanzeigen aus anderen Teilen der Pfalz nicht veröffentlicht werden. „Da ließe sich Platz schaffen für sinnvolle Inhalte – auch mal was für Hausfrauen, Rezepte beispielsweise“. Was der Becherbacherin hingegen sehr zusagt: „Der Politik-Teil und die Wirtschaftsberichterstattung in der RHEINPFALZ sind sehr gut.“

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