Kurzgeschichte zu Ostern Die drei Ostertiere

Etwas Süßes darf zum Fest nicht fehlen. Die Redaktion wünscht frohe Ostern.
Etwas Süßes darf zum Fest nicht fehlen. Die Redaktion wünscht frohe Ostern.

Ostern steht vor der Tür. Für die Festtage um Hase, Küken und Lamm gibt es eine Kurzgeschichte von uns.

Jährlich in der Osterzeit trifft sich der Nachwuchs der Ostertiere, um das anstehende Fest vorzubereiten; gemeinsam Eier zu bemalen und die Körbe mit Leckereien zu befüllen. Doch in diesem Jahr geht es nicht so friedlich zu wie sonst. Das Lamm, der Hase und das Küken eifern um die Wette. Jeder ist überzeugt, das beste, das wahre Ostertier zu sein.

So verweist etwa das Lamm auf seine große biblische Bedeutung. Im Neuen Testament wird Jesus nämlich als „Lamm Gottes“ bezeichnet, da er sich für die Menschheit geopfert und diese von ihren Sünden erlöst hat. Seither gilt das Lamm als Symbol der Wiederauferstehung. „Außerdem bin ich der Star unter den biblischen Tieren“, sagt das Lamm bestimmt. In der Heiligen Schrift werde das Lamm oder vielmehr das Schaf mit Abstand am häufigsten erwähnt: insgesamt 196 Mal. „Da kann mir keiner von euch das Wasser reichen – weder du, Hase, noch du, Küken.“ Siegessicher blickt das Lamm in die Runde. Wenn schon Jesus, der an Ostern auferstanden ist, in der Bibel als Lamm bezeichnet werde, dann könne es ja gar nicht anders sein, als dass das Lamm das wahre Ostertier sei, meint das wollige Tier.

Da erhebt der Hase seine Stimme. Denn auch er hat allen Grund, sich mit seiner Bedeutung zu brüsten. „Auch ich stelle ein Symbol für Jesus Christus dar“, sagt er. „In der byzantinischen Tiersymbolik werde ich nämlich mit Jesus in Verbindung gebracht. Außerdem gelte ich als Symbol für das Leben und die Auferstehung.“ Der Hase erklärt, dass er bis zu 20 Junge im Jahr auf die Welt bringen kann – zudem eines jener Tiere ist, das im Frühjahr als erstes Nachwuchs bekommt. „Weil ich mich so stark vermehren kann, stehe ich schon seit jeher für Fruchtbarkeit.“

Eier als Symbol für Fruchtbarkeit

Uff, das hat gesessen. Das Lamm blickt beleidigt zum Hasen hinüber. Doch der hat sogar noch einen Trumpf im Ärmel. Er erzählt, dass das Brauchtum rund um den Osterhasen schon vor mehr als 300 Jahren entstand. „Im 19. Jahrhundert kam dann aber mein großer Durchbruch“, sagt der Hase überzeugt. „Dann setzte ich mich überall als Symbol für Ostern durch und verdrängte all meine Konkurrenz. Seitdem bin ich auf dem ersten Platz. Fragt doch mal die Kinder, die kennen nur mich, den Osterhasen. Von einem Osterlamm oder einem Osterküken spricht heute kaum noch jemand.“

Nun meldet sich auch das Küken zu Wort. „So so, du glaubst also, dass du an Ostern die wichtigste Rolle spielst“, sagt das Küken mit abschätzigem Blick in Richtung des Hasen. „Dabei bin ich mir sicher, dass die Menschen etwas ganz anderes nennen würden.“

„Und was soll das sein?“, fragen Hase und Lamm verdutzt. „Überlegt doch mal“, entgegnet das Küken, „was bemalen wir denn hier so schön und bringen es anschließend den Kindern? Worum dreht sich denn das ganze Osterfest, welches Symbol taucht immer wieder auf?“

Resigniert betrachten Lamm und Hase den prall gefüllten Korb voller bunter Eier. „Genau“, sagt das grinsende Küken stolz. „Und das Ei ist ja wohl DAS Symbol für Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und das Leben schlechthin. Wäre das nicht so, würde man an Ostern ja wohl kaum Eier verstecken.“ Etwas bedröppelt schauen Lamm und Hase das kleine Küken an. Dieses fährt unbeirrt fort. „Und wer schlüpft aus dem Ei? Das bin ich, das Osterküken, ich symbolisiere das neue Leben, das Leben, das Jesus und der liebe Gott uns gegeben haben.“

Mehrere Körbe auf einmal tragen

„Außerdem“, legt das Küken nach. „Von wem werden die Eier gelegt? Ja wohl kaum vom Lamm oder vom Hasen. Das mache ich irgendwann, wenn ich groß und stark, wenn ich ein Huhn bin.“ Das winzige Küken baut sich immer mehr auf vor seinen immer kleiner wirkenden Mitstreitern und hat ebenfalls noch ein Ass im Ärmel. „Lamm und Hase, wusstet ihr denn eigentlich, dass in Schweden ein Osterhahn die Eier bringt? Dort spricht kaum einer vom Osterhasen oder vom Osterlamm.“

Stille. Das Lamm und der Hase brauchen einen Moment, um das Gehörte zu verdauen. Dann erhebt das größte Tier unter ihnen, das Lamm, seine Stimme. „So so, in Schweden bringt der Hahn also die Eier. Und wie, liebes Küken, willst du das einmal anstellen? Du bist doch viel zu klein – selbst als Hahn –, um die Eier und erst recht den Korb zu tragen.“ Das vorlaute Küken läuft vor Scham auf seinen gelben flauschigen Bäckchen rot an. Auf einmal wirkt es ganz winzig und hilflos, nur noch halb so groß wie zuvor. „Das habe ich nicht bedacht“, gibt es kleinlaut zu. „Ich weiß nicht, wie das der Hahn in Schweden macht.“

„Deswegen bringt in Deutschland auch der Osterhase die Eier. Ich kann das viel besser, weil ich zumindest viel flinker bin“, entgegnet der Hase bestimmt.

„Das mag zwar stimmen“, antwortet das Lamm. „Aber du kannst auch immer bloß einen Korb tragen. Und du kannst zwar springen, allerdings fehlt dir der Überblick, denn sonderlich groß bist du ja nicht.“ Peinlich berührt läuft nun auch der Hase rot an, als er an die vielen Kilometer denkt, die er jedes Mal zurücklegen müsste, um den nächsten vollen Korb mit Eiern und Leckereien zu holen. Nach Ostern müsste er erstmal ein ganzes Jahr schlafen, um sich von den Strapazen zu erholen. „Ich dagegen“, sagt das Lamm bestimmt, „bin größer als ihr. Ich kann mehr Körbe auf einmal tragen als ihr an einem ganzen Tag zusammen.“

„Das mag zwar stimmen“, klinkt sich das Küken nun ein. „Doch bist du viel zu langsam, als dass du alle Eier an einem Tag verstecken könntest. Außerdem könntest du mit deinen großen Klauen die Eier wohl kaum richtig verstecken, ohne dass sie kaputt gehen.“

Mit vereinter Kraft gehen die drei ans Werk

Uff, auch das hat gesessen. Die rosa Bäckchen des Lammes sind kaum zu übersehen. Eine Weile schweigen sich die drei bedrückt an. „Vielleicht“, sagt das Küken schließlich, „hat es ja einen Grund, weshalb wir alle drei Ostertiere sind. Vielleicht gibt es gar nicht das eine, das wahre Ostertier.“ Hase und Lamm nicken zunächst zögernd, dann immer zustimmender. „Vielleicht war Ostern bisher auch immer nur deshalb so schön, weil unsere Eltern zusammengearbeitet haben und sich nie darüber Gedanken gemacht haben, wer das beste Ostertier ist“, sagt der Hase und blickt das Lamm an. „Ja“, antwortet dieses nach einer Weile. „Jeder von uns hat besondere Fähigkeiten. Nur wenn wir zusammenarbeiten, wird das Osterfest so, wie wir es kennen. Einer allein kann das nicht stemmen. Darum los, ran an die Arbeit. Es gibt noch viel zu tun.“

Mit vereinter Kraft gehen die drei ans Werk. Während das Küken die Eier einfärbt und bunte, filigrane Muster aufzeichnet, wird das Lamm bis obenhin mit Körben vollgepackt, in denen sich die Leckereien tummeln. Beladen macht sich dieses gemeinsam mit dem Hasen und dem Küken auf den Weg hinaus in die Welt zu den Menschen, wo der Hase mit seinen flinken Pfoten die Eier und Süßigkeiten in Windeseile in den Gärten versteckt. Zufrieden sitzen die drei Ostertiere am Festtag beisammen, beobachten die vielen glücklichen Kinder beim Suchen und Finden ihrer Osternester. „Wir sind ein gutes Team“, seufzt das Lamm mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Und Hase und Küken stimmen ihm zu. „Wir sind ja auch die drei Ostertiere.“

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