Kusel Der Riesen-Bärenklau überragt die umliegende Pflanzenwelt

Der Riesenbärenklau am Kuselbach zwischen Rammelsbach und Kusel.
Der Riesenbärenklau am Kuselbach zwischen Rammelsbach und Kusel.

Er gehört zu den am meisten bekämpften, nichtheimischen Pflanzen: Der Riesen-Bärenklau, der in diesen Sommertagen zur Blüte kommt. Die Staude ist in Verruf geraten, weil sie sich rasant ausbreitet und andere Arten verdrängt. Zudem kann der Pflanzensaft Hautreizungen verursachen.

Auch im Kreis Kusel gibt es mehrere Vorkommen des Riesen-Bärenklaus: regelrechte Felder zwischen Rammelsbach und Kusel und mehrere am Glan zwischen Altenglan und Glan-Münchweiler. Auch hinter der Palatia Malz in Kreimbach-Kaulbach wächst die Herkulesstaude in dieser Saison gut. Dies sind nur einige Beispiele.

Wo genau die Problem-Staude vorkommt, darüber führt die untere Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung keine Erhebungen. Die bundesweit als „etabliert“ eingestufte Pflanze komme im Landkreis „stellenweise“ vor, sagt der Leiter des Umweltschutzreferats bei der Kreisverwaltung, Dirk von Ehr.

Keine Bekämpfungspflicht

Es gebe allerdings keine Massenvorkommen, die den Naturhaushalt erheblich beeinträchtigen würden, betont der Referatsleiter. „Derzeit besteht keine Rechtspflicht, im Rahmen der Unterhaltung der Gewässer, tätig zu werden“, erläutert von Ehr. Auch abseits der Gewässer müsse die Pflanze nicht bekämpft werden. Eine Ausnahme wäre, falls besonders wertvolle Biotope betroffen seien. Dafür gebe es allerdings bislang keine Anhaltspunkte.

Laut Bundesamt für Naturschutz gehört die Pflanze mit dem lateinischen Namen Heracleum mantegazzianum zu den am meisten bekämpften Neophyten. Um das Jahr 1900 kam das Gewächs als Gartenpflanze aus dem Kaukasus nach Mitteleuropa – und breitet sich seither aus. Der Riesen-Bärenklau kann bis zu vier Meter hoch werden, die großen Blätter beschatten andere Pflanzen darunter und verdrängen sie. Wenn sie auch einen schlechten Ruf hat: Die Pflanze ist für Imker durchaus attraktiv. Bildet sie doch rund 80.000 Einzelblüten aus, die den Bienen ein gutes Nahrungsangebot bieten.

„Mehr als 50.000 Samen“

„Trotz aller Anstrengungen bleibt die Bekämpfung meist erfolglos“, weiß von Ehr. Denn jede der zwei- bis mehrjährigen Pflanzen produziert mehr als 50.000 Samen, die bis zu sieben Jahren keimfähig bleiben. „Eine völlige Ausrottung im gesamten Landkreis ist insbesondere unter verhältnismäßigem Einsatz finanzieller und personeller Ressourcen kein realistisches Ziel“, stellt von Ehr klar. In der Vergangenheit sei die Pflanze allerdings auf freiwilliger Basis bekämpft worden. Vor allen an kritischen Stellen auf kreiseigenen Grundstücken wie entlang von Wanderwegen und Nordic-Walking-Strecken und an bekannten und zugänglichen Stellen entlang einiger Gewässer, erläutert der Landespfleger.

Der Erfolg der Gegenmaßnahmen hängt laut Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion entscheidend davon ab, dass keine Herkulesstaude mehr zur Blüte gelangen kann. Dies müsse über sieben bis zehn Jahre lang gewährleistet sein – etwa durch Abmähen drei Mal im Jahr, um die Blüte zu verhindern. Denn durch jeglichen erneuten Sameneintrag sei der Erfolg der Maßnahmen hinfällig.

Japanischer Knöterich im Reichenbachtal

Ein weiterer Neueinwanderer ist der Japanische Knöterich. Auch diese Staude ist inzwischen im Landkreis angekommen, beispielsweise im Reichenbachtal. Wie Dirk von Ehr auf Nachfrage der RHEINPFALZ berichtet, ist die Pflanze im Landkreis sogar „weit verbreitet“ und vermehrt sich größtenteils durch das Austreiben eigener Pflanzenteile. Auch Samen, die in Fließgewässer und auf Grünschnittstellen oder Komposthaufen gelangen, könnten austreiben. Zudem haben sich Besitzer von so manchem Neubau womöglich auch schon über unbestelltes Grün gewundert, wenn unterirdisch wachsende Pflanzensprossen, die auch starken Frost überleben, die Pflanze im neu angelegten Garten austreiben lassen.

Der Japanische Knöterich ist für Mensch und Tier ungefährlich, als extrem schnellwüchsige Art unterdrückt er aber eine Vielzahl heimischer Pflanzen. „Auf längere Sicht stellt er weltweit eine Gefahr für heimische Biotope und ganze Ökosysteme dar“, betont von Ehr. Auch hier sei eine Bekämpfung nach einer großflächigeren Etablierung des Knöterichs über fünf Quadratmeter aufgrund der starken Keimfähigkeit und der weit verzweigenden Wurzelsysteme kaum und nur mit erheblichem Aufwand möglich. „Denkbar wäre ein regelmäßiges, über mehrere Jahre andauerndes bodentiefes Abmähen aller überirdischen Triebe. Der Verbleib einzelner Pflanzenteile nach dem Mähen auf der Fläche hätte allerdings möglicherweise einen gegenteiligen Effekt und würde zu einer weiteren Verbreitung des Neophyten führen“, gibt er zu bedenken.

Bei kleineren Vorkommen bestehe die Möglichkeit, die Pflanze mehrfach samt ihren Rhizomen auszugraben und dem Restmüll oder einer Kompostieranlage zuzuführen. Dieser Vorgang müsste über mehrere Jahre bis zum dauerhaften Verschwinden aller oberirdischen Triebe wiederholt werden. Von Ehr: „Eine rechtliche Verpflichtung zur Bekämpfung dieses weit verbreiteten Neophyten gibt es, wie auch bei dem Riesenbärenklau, derzeit nicht.“

x