Kreis Kusel Das Verbrechen lauert überall

Einen schräg-schaurigen Abend verbrachte am Sonntagabend das etwa 30 Zuschauer zählende Publikum im evangelischen Gemeindehaus in Offenbach-Hundheim. Burkhard Engel ließ den meuchelnden Mördern der Vergangenheit freien Lauf. Von ihren Taten bis zu ihrem jähen Ende fesselte er mit märchenhafter Erzählerstimme und Gitarrenbegleitung das Publikum.

„Sie hatten sich beide so herzlich lieb, Spitzbübin war sie, er war ein Dieb“, heißt es im Gedicht „Ein Weib“ von Heinrich Heine. Liebe, Gier oder schlicht ein verrücktes Welt- und Menschenbild. Gründe für Verbrechen gab es sicher viele. Im Vordergrund des Programms von Burkhard Engel stehen jedoch nicht die Ursachen für die vielen Morde, sondern das romantisch verklärte Gauner-Bild und das makaber-lustige Treiben in den kriminellen Erzählungen – den Moritaten, was frei übersetzt etwa Schauerballaden bedeutet. Gleich zu Anfang erzählt Engel von der Tochter eines Händlers, die sich stets in den Falschen verliebt. Ihre Lösung des Problems ist in fünf Fällen ebenfalls die gleiche: Schnell und skrupellos werden diese um die Ecke gebracht. Ihre Erklärung der Taten kurz vor ihrer Strafe: Sie habe lediglich auf eine Anzeige reagiert und sich einer Räuberbande angeschlossen. Etliche Bluttaten von Wedekind, Baumbach und Morgenstern weiter, ist die schlechte Erziehung in „Trauriges Resultat“ von Wilhelm Busch ein Zwischenspiel. Nicht nur mit der Gitarre den Gesang begleitend, sondern auch rezitierend trägt Engel die kurzweiligen und bösen Geschichten vor. Zum Beispiel die Geschichte von „Brigitte B.“ von Frank Wedekind, erzählt in etwa zwei Minuten: Eine Anstellung in einem Laden gibt Brigitte B. finanzielle Sicherheit. Doch vor einer falschen Liebe gibt es keine Sicherheiten. In einen Gauner verknallt, darf dieser bald den Laden nach Belieben ausräumen. In wenigen schönen Versen kommt es, wie selbstverständlich, zum brutalen Ende der beiden. Die Strafen nach des Satans Lust folgen unmittelbar im Jenseits, und am Ende des Programms von Burkhard Engel kehren die Diebe und Halunken als Geister zurück auf die Bühne im evangelischen Gemeindehaus. Henning Baumgart aus Offenbach-Hundheim und Peter Blasius aus Weinheim kennen Burkhard Engel von einer privaten Aufführung. Auch dessen Auftritt damals in Wiesweiler ist Baumgart gut in Erinnerung. Das Spiel des Künstlers, die Stimme und die düstere Begleitung mit der Gitarre haben beiden gut gefallen. Dass auch alte Sprachelemente dabei verstanden werden und scheinbar ein stilles Wissen darüber wachrufen, fasziniert Peter Blasius. Auch Monika Baumgart, Vorsitzende des Fördervereins, ist mit der Aufführung zufrieden. Ihr wurden aber schon in der ersten Hälfte des Programms zu viele Menschen ins Jenseits befördert. Dass die vielen Grausamkeiten in einer lieblichen Sprache vorgetragen würden, sei schräg, mache es aber auch nicht besser. Eine etwas hellere Stimmung, wie in früheren Aufführungen Engels, hätte ihr vermutlich besser gefallen. Krimi-Freunde seien jedoch ganz sicher auf ihre Kosten gekommen. Schaurig-lustig solle die Aufführung sein, erklärt Burkhard Engel. Immer im Repertoire sind Stücke von Heinrich Heine, dem von Engel besonders geschätzten Literaten. Mit etwa 15 ausgearbeiteten Programmen ist Engel seit acht Jahren auf Tournee, etwa 110-mal stand er seitdem auf der Bühne und ist immer wieder überrascht, wie viele Menschen sich von literarisch anspruchsvollen Werken gerne unterhalten lassen.

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