Kreis Kusel „Das Herz muss auch dabei sein“

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„Kunst, Kunstgeschichte und Architektur habe ich seit frühester Jugend erlebt, schon auf den Schultern meines Vaters,“ erzählt die Malerin und Innenarchitektin Bärbel Grub-Hapke. Und das Interesse daran sollte die 1963 in Zweibrücken als Tochter eines Architekten und einer Lehrerin geborene Künstlerin ein Leben lang begleiten. „Kunst war bei mir einfach immer da, zu malen ist wie die Luft zum Atmen für mich. Malerei ist mein Ausdruck, wie ich die Welt sehe.“

Bereits während ihrer Schulzeit am Herzog-Wolfgang-Gymnasium in Zweibrücken belegte sie Kurse in Druck und Kalligrafie. Nach der Fachhochschulreife absolvierte sie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin und besuchte in den Ferien die Kunstakademie in Trier, an der sie anschließend vier Jahre lang Innenarchitektur studierte und ein Diplom im Hochbauprojekt erlangte, aber auch Kurse in Bauzeichnungen, Landschaftsmalerei, Aquarell sowie Akt- und Objektzeichnen belegte. Sie ergänzte ihr Studium an der Middlesex Polytechnic in London und begleitete dort auch ein Semester lang einen Fotografen der New York Times, von dem sie viel über Schwarz-Weiß-Fotografien und Entwicklungen lernte. „Ich habe dort unglaublich viele Eindrücke empfangen. Es war toll, nicht auf ein Genre festgelegt zu sein,“ erinnert sie sich. „Du versuchst, eine Gesamtpersönlichkeit zu werden und alles das wiederzugeben, was du als Reservoir in dir gesammelt hast.“ Aber auch die Kunstgeschichte fasziniert Bärbel Grub-Hapke, vor allem die Analyse der Bilder: Warum ist ein Bild so, wie es ist? Ein Bild ist für sie dabei immer auch ein Zeitdokument. Was erzählt es mir über seine Zeit und über die Malerei dieser Epoche? Nach mehreren Jahren in Aachen, wo sie auch ein Architekturbüro leitete, und nach der Geburt ihrer ersten Tochter – 1995 kam die zweite Tochter zur Welt – eine Auszeit nahm, kehrte sie zurück nach Zweibrücken. Ein einschneidendes Erlebnis für sie war das Attentat am 11. September 2001. „An diesem Tag hab’ ich wieder mein erstes Bild gemalt. Da ging die Entwicklung los. Das war etwas so Erdrückendes – zu sehen, wie das Flugzeug in die Twin Towers des World Trade Centers einschlägt. Das war der Beginn eines neuen grausamen Kapitels in der Menschheitsgeschichte.“ In ihren Bildern setzt sich Bärbel Grub-Hapke mit diesen neuen Eindrücken auseinander. „Meine Malerei ist eine Art Tagebuch. Ich versuche, Dinge, die mir und anderen Menschen widerfahren, zu verarbeiten und setze das in Bilder um,“ beschreibt sie ihre Motivation. „Ich versuche das Bild so auszuarbeiten, dass es zur Essenz kommt – zu dem, was ich transportieren möchte. Du machst das alles mit dir selbst aus und stößt dabei auch immer wieder an deine Grenzen.“ Wichtig ist der Künstlerin dabei aber immer die Autonomie des Betrachters. „Die Leute sollen nicht durch meine Augen blicken, sondern ihre eigene Sichtweise einbringen. Deshalb sind meine Bilder überwiegend ohne Titel. Jeder Mensch hat eine eigene Vorstellung, seine eigene Sehgewohnheit. Er ist in einem Bild zu Hause und erschafft sich so seine eigene Welt – oder auch nicht. Das ist genauso legitim. Es ist sehr erfrischend, wenn Menschen unvoreingenommen auf Kunst zugehen und sich darin wiederfinden – ohne Allüren, ohne Gehabe, einfach pur.“ Das gleiche Verständnis hat Bärbel Grub-Hapke auch von ihrer Tätigkeit. „Der Künstlerberuf ist eine Profession, man sollte sich nichts darauf einbilden. Ich bin kein ,Künstler’, ich male Bilder. Das ist ein Handwerk, für das man ganz viel arbeiten muss. Aber man kann dabei nicht nur vom Kopf in den Arm arbeiten, wie einer meiner Professoren immer gesagt hat, sondern das Herz muss auch dabei sein. Dann kriegt das Bild eine Seele. Aber um das zu können, muss der Kopf alles wissen. Gerade die abstrakte Kunst fordert viel. Du fängst mit der Konzeption der alten Kunst an und setzt dann die Abstraktion davor. Dabei habe ich keine Vorlage, ich muss mich auf den Moment einlassen und das umsetzen. Ich muss mich immer hinterfragen und neu definieren. Das ist die Herausforderung in der Kunst – und nicht Moden zu folgen.“ Vorbilder sind für sie Künstler wie Antoni Tapiès, Götz Sonderburgh, Carl-Otto Rötz, Lionel Feininger und die Bauhausästhetik – und immer wieder Pablo Picasso. Seit 2009 zeigt Bärbel Grub-Hapke ihre Arbeiten in Gruppen- und Einzelausstellungen, 2012 eröffnete sie als Gründungsmitglied der Künstlergruppe Prisma die Produzentengalerie Zweibrücken. INfo Die Ausstellung mit Bildern von Bärbel Grub-Hapke wird am Sonntag, 18. September, um 11 Uhr in der Kulturhalle Waldmohr eröffnet. |knf

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