Kusel Zum Tode von Egbert Jung

40. Dienstjubiläum im August 2015: Der damalige Landrat Winfried Hirschberger überreicht Egbert Jung die Jubiläumsurkunde.
40. Dienstjubiläum im August 2015: Der damalige Landrat Winfried Hirschberger überreicht Egbert Jung die Jubiläumsurkunde.

Immer wieder hatte er Hoffnung geschöpft, seine Krankheit doch noch besiegen zu können. Nun hat Egbert Jung den Kampf gegen sein Krebsleiden verloren. In der Nacht zum Montag ist der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein im Alter von 60 Jahren gestorben.

Mit Betroffenheit reagierten gestern die Fraktionssprecher im Verbandsgemeinderat auf die Nachricht vom Tod ihres Bürgermeisters, ebenso der Erste Beigeordnete der Verbandsgemeinde, Andreas Müller, der seit Egbert Jungs Erkrankung die Verwaltungsgeschäfte führt. „Ich bin tief betroffen“, sagte Müller gestern zur RHEINPFALZ. Er habe Egbert Jung seit der Schulzeit gekannt. Müller sprach von einem guten Miteinander und großen Vertrauensverhältnis in der politischen Zusammenarbeit. Seine Gegenkandidatur bei der Verbandsbürgermeisterwahl 2014 habe das gute Verhältnis zueinander nicht getrübt, betonte Müller: „Wir haben gut und problemlos zusammengearbeitet.“ Egbert Jung gehörte keiner Partei an. Auf seine politische Unabhängigkeit war er sehr bedacht. Nicht ohne Stolz sagte er einmal im Gespräch mit der RHEINPFALZ, dass er dem Anwerbeversuch einer Partei widerstanden habe. Diese Haltung hat ihm nicht geschadet, im Gegenteil. Weil er sich parteipolitisch nicht vereinnahmen ließ – lediglich auf Kreisebene schloss er sich der FWG an – , loben die Fraktionen im Verbandsgemeinderat seine sachorientierte Arbeitsweise. Seiner Haltung bringen sie Respekt entgegen.

„Darüber müssen Sie mal berichten.“

Egbert Jung war ein Verwaltungsmann, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hatte. Lehrling in der Lauterecker Verwaltung, Angestellter in der Finanzabteilung, der Sprung in den gehobenen Beamtendienst und dann der Wechsel zur Verbandsgemeinde Heßheim als Geschäftsleitender Beamter, weil die Aufstiegschancen in Lauterecken begrenzt waren. Egbert Jung ist seine Karriere nie in den Kopf gestiegen. Er war einer von hier, da ist man eher bescheiden. Arroganz war ihm völlig fremd. Auch die große Rede oder den effektvollen Auftritt liebte er nicht. Es war seine Art, statt großer Worte zu machen, lieber zur Tat zu schreiten. In die Arbeit konnte er sich sehr vertiefen, zuweilen derart, dass er manchmal ein wenig stöhnte, als die RHEINPFALZ ihn zu Jahresgesprächen besuchte. Womöglich hätte er lieber noch einen Vorgang bearbeitet, als mit der „Zeitung“ zu reden, weil es immer viel zu tun gab. Aber dann entwickelte sich das Gespräch, und er nahm sich Zeit dafür, reichlich. Er war dann ein angenehmer Gesprächspartner, offen, freundlich, auskunftsfreudig. Nie aber kam es ihm in den Sinn, zum Vertreter der RHEINPFALZ zu sagen: „Darüber müssen Sie mal berichten.“ Das gestattete ihm seine Bescheidenheit nicht. Egbert Jung hatte einen Berg voller Arbeit zu bewältigen, vor allem als die Fusion mit der Verbandsgemeinde Wolfstein vor der Tür stand. Die Zusammenlegung der beiden Verbandsgemeinden hatte er maßgeblich mitgestaltet. Getroffen hatte ihn 2014 die Kritik, dass er seinem bei der Bürgermeisterwahl unterlegenen Wolfsteiner Bürgermeisterkollegen Michael Kolter als hauptamtlicher Beigeordneter lediglich die Zuständigkeit für die Verbandsgemeindewerke hatte gestatten wollen. Es ist tragisch, dass Egbert Jung nur noch zwei Jahre an der Spitze der neuen VG stehen konnte, weil ihn dann die schwere Krankheit zur Pause zwang. Fast zwei Jahre hat er gegen die Erkrankung angekämpft, die am Ende doch stärker war als er.

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