Kusel Mit Flügelzug zum ICE

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Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Gewerbeverein Neunkirchen haben ein Konzept entwickelt, um die Kreisstadt Neunkirchen und das Hinterland besser ans Fern-Bahnnetz anzubinden. Profitieren könnten nach ihren Angaben 289.000 Menschen, darunter auch die Bexbacher. Das Land soll aufgefordert werden, das Konzept zu prüfen.

„Unser Konzept sieht vor, den als Doppelzug von Trier über Saarbrücken nach Kaiserslautern und Ludwigshafen verkehrenden Regionalexpress Süwex im Homburg zu trennen“, erläuterte Manuel Schauer am Freitag im Neunkircher Rathaus die Idee. Der Rechtsanwalt ist einer von drei ehrenamtlichen Geschäftsführern des VCD-Landesverbands Saar. Nicht beide Zugteile sollen laut dem Vorschlag bis Mannheim fahren, sondern nur einer. Der andere würde in Homburg abgekoppelt und Richtung Neunkirchen und auch wieder zurück geleitet und zusammengekoppelt werden. Bahnprofis sprechen dabei vom Flügeln. Gemeint ist das Teilen eines Zuges in mehrere Zugteile, was dank automatischer Kupplungen in wenigen Minuten erfolgen kann. „Diese Variante erlaubt dem Großraum Neunkirchen, Sulzbachtal und Illingen mit über 100.000 Einwohnern eine direkte und damit attraktive Bahnverbindung nach Mannheim.“ Unterstützung findet der VCD beim Gewerbeverein Neunkirchen. Dessen stellvertretender Vorsitzender Otto Dietz sprach am Freitag vom „schwer benachteiligten Großraum Bexbach, Dudweiler, Neunkirchen, Ottweiler, St. Wendel und Sulzbach“. Kein Fernzug fahre Neunkirchen mehr an, die Stadt würde regelrecht umgangen. Die Forderung, diese saarländischen Gemeinden besser ans Drehkreuz Mannheim anzubinden, erhebt der Gewerbeverein seit Jahren. Durch die Einführung der Süwex-Züge – die Abkürzung steht für Südwestexpress – sieht man nun eine gute Chance, das Ziel zu erreichen: 14 dieser schnellen und komfortablen Regionalzüge fahren nach Worten von Dietz täglich durch Homburg. Würde die Hälfte dieser Züge dort getrennt und nach Neunkirchen geleitet, könnten 289.000 Menschen komfortabel an die Hauptstrecke Saarbrücken-Mannheim angebunden werden. „Besondere Vorteile hätte Bexbach“, sagt Dietz. Passagiere aus der Stadt, in der nur die als Bummelzüge bekannten Regionalbahnen halten, könnten dank des Flügelsystems ohne Umsteigen Richtung Mannheim und Saarbrücken gelangen. Die Kosten zur Umsetzung ihres Vorschlags halten beide Organisationen für „überschaubar“. Möglicherweise könnten einige langsame Nahverkehrszüge ersetzt werden. Die genaue Prüfung obliege dem Land, das für den Regionalverkehr verantwortlich zeichnet. Der Bahnhof Neunkirchen verzeichnet aktuell 5500 Fahrgäste täglich, insbesondere Schul- und Berufspendler. 185 Züge und 371 Busse fahren ihn an. Neunkirchens Oberbürgermeister Jürgen Fried und Ottweilers Bürgermeister Holger Schäfer begrüßten den Vorschlag. Würde er umgesetzt, bedeute dies eine „viel höhere Mobilität des ländlichen Raums“, so Schäfer. Die Kommunen werden nun das saarländische Verkehrsministerium auffordern, die Idee zu prüfen. Nach VDC-Angaben wird der Vorschlag auf Fachebene bereits diskutiert. (kgi)

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