Kusel „Jeder Gottesdienst ist besonders“

Ruhig und besinnlich – so sollen die Wochen vor Weihnachten sein. Vor lauter Vorbereitungsstress ist die Adventszeit für viele aber häufig das glatte Gegenteil. Auch Pfarrer können davon ein Lied singen. Die RHEINPFALZ fragte, wie sie sich auf die Weihnachtsgottesdienste vorbereiten.

„Für mich beginnt Weihnachten erst nach dem letzten Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag“, gesteht der Pfeffelbacher Pfarrer Günter Lötzbeyer. Ein Buch lesen, bei Kerzenlicht Musik hören, etwas Ruhe: Wegen vieler Veranstaltungen schaffe er das zeitlich eher nicht. Die Vorbereitung der Gottesdienste nennt der evangelische Pfarrer „unser täglich Brot“. Aber zum Tagesgeschäft würden sie dennoch nie. „Wenn das Lampenfieber aufhört und alles nur noch Routine wird, dann stimmt etwas nicht“, meint Lötzbeyer, der seit fast elf Jahren die Pfeffelbacher Gemeinde betreut. Heute stehen für Lötzbeyer drei Familiengottesdienste auf dem Programm. „Da ersetzt ein Krippenspiel die Predigt“, schildert er. Um 22 Uhr findet in der Kirche auf Burg Lichtenberg eine Christmette statt. Drei weitere Gottesdienste folgen am ersten und zweiten Feiertag. Erst kurzfristig hat sich Lötzbeyer auf seine Predigten vorbereitet. Zwei unterschiedliche werden es sein, eine für die Christmette, die andere für die drei weiteren Gottesdienste. Bei der Auswahl hält sich der Theologe meist an den liturgischen Kalender der rheinischen Landeskirche. Dieser gibt als Predigttext vor: Lukas 2, Vers 1 bis 14, also die klassische Weihnachtsgeschichte „Es begab sich aber zu der Zeit…“. Vorgeschlagen werden in dem Kalender ferner Psalm, Spruch, Halleluja-Vers, Lieder und Texte für den Kindergottesdienst. Alle paar Jahre wiederholen sich die Angaben in diesem Orientierungswerk. Eine bereits vor Jahren gehaltene Predigt noch einmal lesen, das macht Lötzbeyer nicht. „Es gibt viele aufmerksame Hörer“, weiß der Pfarrer. Auch sei es sein Anspruch, aktuelle Bezüge herzustellen. Dazu verwende er gerne Bilder oder bringe Gegenstände mit in den Gottesdienst. Lötzbeyer: „Jeder Gottesdienst ist besonders, Weihnachten zumal.“ Auch der katholische Rammelsbacher Pfarrer Kazimierz Cwierz nennt seinen Stil „eher spontan“. „Dann kommen auch die richtigen Gedanken.“ Ob er dafür auch Vorlagen verwende? „Gott bewahre!“, sagt Cwierz. Denn was sich im Internet auffinde, passe gar nicht zu seinen Gemeinden. Er findet es besser, zwei, drei existenzielle Gedanken aufzugreifen, als die Gemeinde mit „tollen theologischen Überlegungen“ zu langweilen. Eine zuvor gehaltene Predigt wieder aufzuwärmen, kommt deswegen auch für Cwierz nicht in Frage. „Das ist wie mit den Brötchen beim Bäcker. Die müssen auch frisch gebacken sein“, verdeutlicht er. Aufgrund der neuen Konstellation im katholischen Dekanat Kusel sind auch die Gottesdienste neu geregelt, erklärt Cwierz. Sie finden unter anderen auf dem Remigiusberg und in Rammelsbach statt. Am ersten Weihnachtstag feiert Cwierz um 14 Uhr wieder einen Gottesdienst für Menschen aus seinem Heimatland Polen. Diesen besuchten viele Altenpflegerinnen, die auch über die Feiertage in den deutschen Familien arbeiteten. Die Dörrmoscheler Pfarrerin Katja Wolf, die im Dekanat Rockenhausen auch für die Kirchengemeinde in Nußbach zuständig ist, hält sich gerne an die Predigtordnung. Die sogenannte Perikopenordnung wurde von der Liturgischen Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland erstellt und 1978 eingeführt. So müsse man sich nicht grundsätzlich alles neu ausdenken, sagt Wolf. „Die Gedanken zum Predigttext gehen dann schon eine Weile mit mir, bevor ich die Predigten erarbeite“, erklärt die Theologin. Am heutigen Heiligabend predigt sie in Nußbach. „Da ist die Kirche voll“, weiß die Pfarrerin. Die weiteren Gottesdienste teilt sie sich mit Gemeindereferent Matthias Klein. „Die meisten wollen an Heiligabend zwischen 17 und 18 Uhr zum Gottesdienst“, berichtet Wolf. Weil sie in diesem Jahr zu zweit sind, könne sie dies in mehreren Dörfern auch so anbieten. Am zweiten Weihnachtsfeiertag sind die Protestanten der Alten Welt wie stets einmal im Monat in der katholischen Kirche in Reipoltskirchen zu Gast. Umgekehrt nutzen die Katholiken alle vier Wochen die evangelische Kirche in Nußbach.

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