Kusel Jünger, bunter, weiblicher

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Sollte in der Kuseler Kaserne eine Erstaufnahmeunterkunft für Flüchtlinge entstehen, wird das Personal bei der Polizei um etwa 20 Personen aufgestockt. So sei es mit dem Land verabredet, sagte Wolfgang Erfurt, Präsident des Polizeipräsidiums Westpfalz, gestern im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Darin ging es auch um die Altersstruktur der Polizei im Kreis und um die Präsenz im Südkreis.

Erfurt, der von 1970 bis 1977 seine erste Station in Kusel absolviert hat, betonte, die Polizei stehe bereits in engem Kontakt mit den Polizeipräsidien Mainz und Trier, um von dort Informationen zu erhalten. Mainz ist für die bereits bestehende Einrichtung in Ingelheim zuständig, Trier wird es für die geplante Unterkunft in Hermeskeil sein. Eine solche Einrichtung sei in zweierlei Hinsicht von Bedeutung für die Polizeiarbeit, sagte er. Da sei zum einen die Frage, wie die Bevölkerung dazu stehe, wie sich das auf ihr subjektives Sicherheitsempfinden auswirke und ob es „Gegenbewegungen“ gegen eine solche Einrichtung gebe. Erfurt widersprach dabei Stammtischparolen, wonach es durch eine solche Unterkunft vermehrt Straftaten gebe. Bei bestehenden Einrichtungen sei kein signifikanter Anstieg der Kriminalität wie Handtaschendiebstähle oder ähnliches zu registrieren, sagte er. Zum anderen stelle sich die Frage, inwieweit die Einrichtung selbst Arbeit mache. Dass es zu Konflikten kommen könne, wenn so viele Leute auf engem Raum zusammenleben, sei vorhersehbar. Viel arbeitsaufwendiger sei aber, dass die Polizei alle Ermittlungen in Zusammenhang mit den Asylverfahren übernehmen müsse. Mit dem Land sei verabredet, dass Kusel ebenso etwa 20 Polizisten mehr erhalte wie Hermeskeil, wo eine solche Einrichtung im Herbst öffnet. Weil die zusätzlichen Polizisten natürlich nicht permanent in der Kaserne gebraucht würden, bedeute das „auch für die Region insgesamt eine erhöhte Präsenz“. Ohnedies ist die Polizei im Kreis – wie in der gesamten Westpfalz – inzwischen deutlich häufiger zu sehen. Das liegt daran, dass vor Jahren die Einstellungspraxis geändert wurde und jedes Präsidium selbst Bewerber rekrutieren und nach der Ausbildung bei sich einsetzen kann. Die Zeiten, da Polizeiabsolventen zunächst in der Vorderpfalz oder im Raum Mainz eingesetzt wurden, weil dort der Bedarf höher war, und erst nach vielen Jahren und in mittlerem Alter in ihre Heimat Westpfalz versetzt wurden, sind vorbei. Konsequenz: Seit gut zwei Jahren wird die Polizei im Kreis Kusel im Schnitt stetig jünger. Und weil mit zunehmendem Alter oft die Wehwehchen kommen, hat die Polizei zudem weniger krankheitsbedingte Ausfälle. Nicht nur das: „Unsere Polizei wird auch weiblicher.“ Immer mehr Frauen tun Dienst in der Uniform, kommen auch zunehmend in Führungspositionen – wie jüngst deren zwei in der Polizeiinspektion Lauterecken, wo sie die Leitung von Dienstgruppen übernommen haben. In den kommenden Jahren werden auch mehr Polizisten mit Migrationshintergrund auf dem Land im Einsatz sein, versprach Erfurt, der dies aber nicht mehr in Verantwortung miterleben wird. Er geht Ende Mai nach zwölf Jahren an der Spitze des Präsidiums in den Ruhestand. Die einstigen Klagen aus dem Südkreis über mangelnde Polizeipräsenz, vor einem Jahr durch eine Einbruchsserie im Raum Waldmohr ausgelöst, sieht er als erledigt an – spätestens durch die Verhaftung des Verantwortlichen. Dass die Wache Schönenberg-Kübelberg irgendwann, wie damals gefordert, zur Inspektion hochgestuft werden könnte, hält er für eher unwahrscheinlich. „Die Frage ist doch nur, mit welcher Organisationsform man den Sicherheitsinteressen Rechnung tragen kann – und mit der Polizeiwache sind wir hier doch sehr gut aufgestellt.“ Erfurt, Herr über insgesamt 115 Polizeibedienstete im Kreis Kusel, betonte aber, dass auch die Bürger ihren Teil zur Sicherheit beitragen müssten. „Wir haben mal junge Beamte in Waldmohr losgeschickt, um nach offenen Fenstern und unverschlossenen Autos Ausschau zu halten. Die Ergebnisse waren haarsträubend.“ (wop) MEHR ZUM THEMA

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