Kusel „Ich mach’s gerne und mit Herzblut“

Führt seit zwei Jahren ehrenamtlich als erster Beigeordneter die Verbandsgemeinde: der Lauterecker Andreas Müller.
Führt seit zwei Jahren ehrenamtlich als erster Beigeordneter die Verbandsgemeinde: der Lauterecker Andreas Müller.

«Lauterecken.» Wegen der schweren Erkrankung von Bürgermeister Egbert Jung fügte es sich, dass Andreas Müller vor etwas mehr als zwei Jahren als Erster Beigeordneter an die Spitze der Verbandsgemeinde rückte. Zur damaligen Zeit ahnte Müller noch nicht, wie lange er den Bürgermeister würde vertreten müssen. Mehr als zwei Jahre sind es unterdessen geworden. Dass Andreas Müller nach Egbert Jungs Tod nun für das Bürgermeisteramt kandidiert, kann daher nicht verwundern. Seine Partei, die SPD, nominierte ihn jüngst.

Schon 2014, als die Fusion der beiden Verbandsgemeinden Lauterecken und Wolfstein anstand und ein Bürgermeister gewählt werden musste, strebte Müller nach dem Spitzenamt. Er unterlag damals allerdings, kam nicht in die Stichwahl, die zwischen Egbert Jung und Michael Kolter entschieden werden musste und zugunsten Jungs ausgehen sollte. Zuteil wurde Müller dann das Amt des ersten Beigeordneten, der den Bürgermeister bei Bedarf offiziell vertritt. Das tut Müller nun schon gut zwei Jahre, und er tue es gerne, wie er sagt. „Ich mach’s mit Herzblut“, versichert er. Dabei scheut er keinen Zeitaufwand. Er führt die Verbandsgemeinde im Nebenberuf, wobei ihm sein Hauptberuf schon genügend abverlangte. Als Lehrer an der Polizeischule des Landes auf dem Flughafen Hahn unterrichtet Müller als Erster Polizeihauptkommissar Recht für die Bachelorstudenten, die später mal als Kommissare tätig sein werden. „Wenn ich sage, dass ich meine Arbeit gern mache und mit Herzblut, dann meine ich das Ehrenamt als erster Beigeordneter genauso wie meinen Hauptberuf“, beteuert Müller. Seine Tage sind eng getaktet. In der Frühe macht er sich mit dem Auto auf zum Hahn. Etwa eine Stunde braucht er dafür. Nach dem Unterricht geht es am Nachmittag zurück in die Lauterecker Verwaltung. Dort studiert er Akten, befasst sich mit Vorgängen, lässt sich informieren über aktuelle Themen, bereitet sich auf Sitzungen vor, die er an manchen Abenden besucht. Bürgermeisterdienstbesprechungen gehören ebenso zum ehrenamtlichen Arbeitsalltag. „Manchmal komme ich mir vor wie Richard Kimble auf der Flucht“, bemerkt er schmunzelnd angesichts seines überquellenden Terminkalenders. Geschadet hat ihm sein Arbeitspensum, zu dem auch Unterrichtsvorbereitung und Klausurkorrekturen gehören, offenbar noch nicht. Die Frage nach einer eventuellen Überlastung beantwortet er lächelnd mit den Worten: „Für einen Burnout habe ich gar keine Zeit.“ Die Liste der Themen, die er als Bürgermeister umsetzen will, ist lang. Er weiß, dass sich einige Vorhaben nicht problemlos verwirklichen lassen werden, beispielsweise die Einführung eines Bürgerbusses. Sicher eine gute Sache, aber ein hoch sensibles Thema, weiß er, weil es die Geschäfte privater Unternehmer tangiere. „Es gibt genügend dicke Bretter zu bohren, aber ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann“, sagt er. Ärzteversorgung und schnelles Internet seien für ihn auf jeden Fall Schwerpunkte. Der 58-Jährige, der verheiratet ist und drei Kinder hat, schwingt sich immerhin jeden Tag noch für eine Stunde auf sein Fahrrad, um körperlich fit zu bleiben – „jedenfalls versuche ich das.“ Bei schlechtem Wetter muss der Hometrainer herhalten, und weil das recht eintönig sei, lese er dabei Gesetzestexte: „Das brauche ich für meinen Unterricht, außerdem macht es mir Spaß.“

x