Kusel Halb romanisch, halb gotisch

Das wahrscheinlich schönste, aber mit Sicherheit geschichtsträchtigste Gotteshaus im Landkreis Kusel: die Abteikirche in Offenba
Das wahrscheinlich schönste, aber mit Sicherheit geschichtsträchtigste Gotteshaus im Landkreis Kusel: die Abteikirche in Offenbach-Hundheim.

Wenn man sich Offenbach nähert, fällt zuerst der neugotische Turm der katholischen Kirche auf. Er erscheint deshalb so hoch, weil die Kirche am Hang liegt. Aber je näher man kommt, desto mehr wird die Propsteikirche sichtbar. Wie auf dem Remigiusberg ist nur ein Teil der Ursprungs-Kirche erhalten, die im 19. Jahrhundert ergänzt wurde. Die mittelalterlichen Teile zeigen den Übergang von der Romanik zur Gotik. Die ehemalige Propsteikirche ist heute die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde Offenbach und wird gerne für Konzerte genutzt.

Die Anfänge der Offenbacher Propstei und ihrer Kirche lassen sich nicht eindeutig rekonstruieren. Sicher ist, dass im Jahr 1150 der Ritter Reinfried von Rüdesheim dem Benediktinerkloster St. Vincenz in Metz einen Teil seines Erbes stiftete. Dieses Kloster wählte er bewusst, weil dort einer seiner Söhne Mönch war. Die Stiftung war für eine „Cella“ in Offenbach bestimmt, wo drei Mönche Gottesdienst halten sollten. Die Schenkung wurde 1170 bestätigt. Wahrscheinlich entstand in dieser Zeit eine erste Kirche. Sie wurde schon bald durch einen großen Neubau ersetzt, den man St. Maria weihte. Der Bau der dreischiffigen Basilika mit Querschiff und Vierungsturm begann um 1220 und wurde in mehreren Bauabschnitten bis 1350 vollendet. Während der Reformation kam es zur Säkularisierung der Propstei, die zu einem Streit zwischen den Herzögen von Pfalz-Zweibrücken und dem Metzer Mutterkloster führte. Als Folge der Französischen Revolution wurden von 1808 bis 1810 Klostergebäude und ein Teil der Kirche abgetragen. Dabei verschwanden Langhaus und linkes Seitenschiff, nur vom rechten Seitenschiff blieb ein Gewölbejoch stehen. Die Kirche erhielt eine provisorische Wand und wurde von beiden Konfessionen für ihre Gottesdienste genutzt. Das heutige Aussehen ist Verdienst des Pfarrers Karl Metz, der die Bauarbeiten von 1892 bis 1894 durchführen ließ. Ein Joch des linken Seitenflügels und zwei Joche des Mittelschiffs wurden wiederhergestellt. Dabei orientierte man sich am Stil der erhaltenen Bauteile, so dass die Kirche einen einheitlichen Eindruck macht, auch wenn sie heute nicht wie eine Basilika wirkt, sondern wie ein Zentralbau. Wer die Kirche kennenlernen will, sollte mit der Ostseite beginnen. Hier macht der Bau trotz einiger Spitzbogenfenster noch einen romanischen Eindruck. Die einzelnen Bauteile sind übereinander gestaffelt. Die beiden Seitenapsiden werden von der Hauptapsis überragt, die durch ein höheres vorgelagertes Joch mit dem Querhaus verbunden ist. Darüber erheben sich Querarme, die vom Vierungsturm bekrönt werden. Auffällig sind die getreppten Strebepfeiler mit Satteldächern, wie man sie auch an den renovierten Teilen errichtet hat. Die Kirche ist ganzjährig von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Im Inneren beeindrucken vor allem die Teile, die noch aus dem Mittelalter stammen: die drei Apsiden mit ihren rippenbesetzten Gewölben, die gebündelten Pfeiler der Vierung, die Kreuzgratgewölbe im Querschiff, der Übergang vom Viereck zum Achteck im Vierungsturm und das Schirmgewölbe in seiner Kuppel. Der stilistische Wandel von der Romanik zur Gotik lässt sich vor allem beim Betrachten der beiden Querarme erkennen. Im südlichen Arm gibt es noch rundbogige Fenster in der Ostwand und Säulen mit Schaftringen, die im nördlichen Teil fehlen. Vielfältig sind auch die Kapitelle der Säulen, angefangen mit dem älteren Schmuck in Form von Kelchknospen bis hin zu figürlichen Tier- und Menschendarstellungen. Auch bei den beiden großen Fenster im Querschiff ist der Stilwandel sichtbar. Die Südwand enthält ein relativ schlichtes Drillingsfenster. Dagegen ist das Fenster an der Nordwand durch Maßwerk sehr kunstvoll gestaltet. Von den vier Einzelfenstern sind jeweils zwei durch einen größeren Bogen zusammengefasst, der zusätzlich durch einen Fünfpass gefüllt ist. Den oberen Abschluss bildet ein Okulus, der einen Dreipass und sechs kleine Rundfenster einschließt. Die meisten farbigen Glasfenster stammen aus dem 19. Jahrhundert und stellen die Weihnachtsgeschichte (Nordwand des Querschiffes), die Verklärung (Südwand), Szenen aus dem Leben Christi (Mittelapsis) und die Seligpreisungen (Rosette über dem Haupteingang) dar. Einen wirkungsvollen Kontrast dazu bilden die sechs modernen Fenster in den Seitenapsiden, die 1970 von dem Trierer Künstler Werner Persy entworfen wurden. Auch neugotische Kunstwerke können sehenswert sein, wie das Orgelgehäuse von 1903 zeigt. Mit den geschnitzten und vergoldeten Rankenornamenten, die die Orgelpfeifen einrahmen, und den beiden musizierenden Engeln auf den Seiten erinnert es an einen gotischen Flügelaltar. Gegenüber der Ostseite der Kirche befindet sich das Lapidarium, in dem mehr als 200 Bausteine die Geschichte des Gebäudes anschaulich dokumentieren. Sie stammen noch vom Abbruch der ursprünglichen Kirche oder wurden bei den verschiedenen Renovierungen ausgetauscht.

x