Kusel Es kommen viele her

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Elschbach. Wo einst schnaubende Dampfloks ratternde Waggons vorbeizogen, „wohnt man heute wie im Urlaub“. So empfindet das Marion Beisecker, die seit fünf Jahren mit ihrem Mann Olaf das Erdgeschoss des ehemaligen Elschbacher Bahnhofs bewohnt. Der frühere Warteraum mit Fahrkartenschalter ist zu Wohnräumen umgebaut, der Bahnsteig nun mit Tisch und Sitzgarnitur zu einer Oase im Grünen geworden.

Die Gleise der in diesem Bereich 1904 erbauten und in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts nach und nach stillgelegten Glantalbahn sind vor rund 30 Jahren verschwunden. Die heute asphaltierte Trasse ist Teilstrecke des Glan-Blies-Wegs, einem rund 130 Kilometer langen Rad- und Wanderweg, der von Sarreguemines bis Staudernheim führt. Olaf Beisecker, der früher in Gries wohnte, erinnert sich noch an die Bahnstrecke. Als Bahnreisender hat er sie nie benutzt, denn zu seiner Zeit fuhren nur noch ganz wenige Personenzüge am Tag. „Man hat hier seine Ruhe und ist trotzdem unter Menschen“, unterstreicht Marion Beisecker. „Es kommen viele Leute auf dem Radweg hier vorbei. Etliche grüßen oder bleiben sogar stehen und es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Manche von ihnen kennen wir schon, denn sie fahren auf dieser Strecke regelmäßig.“ Zwei dieser Radwanderer sind Bettina und Michael Klein aus Börsborn. Sie haben den Weg schon zum Joggen benutzt, sind jetzt aber öfter mit dem Fahrrad unterwegs. Mit von der Partie ist zurzeit ihr Neffe Tom Knieper aus der Eifel, der bei Onkel und Tante seine Ferien verbringt. Er kennt die Strecke von früheren Ausflügen und es macht ihm immer wieder viel Spaß. Michael Klein hat hier ebenfalls als Fahrgast im Zug gesessen. Sein Vater hatte ihm einmal erzählt, dass im Krieg, wenn die Tiefflieger im Anflug waren, der Zug im Elschbacher Tunnel angehalten und so den Fahrgästen Schutz geboten hat. Seine schönsten Erinnerungen an den Glan-Blies-Weg hat er an die Fahrradtage, bei denen er mit dem TuS Börsborn aktiv war. „Diesen Tag gibt es leider nicht mehr, zu oft war schlechtes Wetter und damit keine hohe Beteiligung und so ist dieser Erlebnistag eingestellt worden.“ Heute erinnert nur noch der auf der Gebäudewand an zwei Stellen gepinselte Ortsname Elschbach an Bahnhof und Zugstrecke. Eine Strecke, die ursprünglich aus militärisch-strategischen Gründen gebaut wurde. Deren landschaftlicher Reiz war wohl der Grund dafür, dass sie nicht gänzlich verschwunden, sondern, zumindest teilweise touristisch weitergenutzt wird. Sei es wie hier als Rad- und Wanderweg oder von Altenglan bis Staudernheim als Draisinenstrecke. Die Serie „Aufgeklappt“ wird in den Sommerwochen in der „Saarpfalz-Rundschau“ ein orangefarbener Klappstuhl und zwar an verschiedenen Orten der Region, dort wo es sich gemütlich verweilen lässt.

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