Kusel Erst begradigt, dann renaturiert

Der Kohlbach entspringt bei Frohnhofen, verlässt hinter Schönenberg-Kübelberg den Landkreis und mündet bei Bruchmühlbach in den Glan. Etwa einen Kilometer westlich von Frohnhofen, unmittelbar an der Grenze zum Saarland, liegt der Entenweiher, der schon im 16. Jahrhundert als „Entenpfuhl“ existierte. Hier entspringt in dem dichten Wald am Hirschberg der längste der drei Quellbäche, die von Frohnhofen an den Kohlbach bilden. Die Quelle liegt in etwa 370 Meter Höhe, die Mündung in den Glan auf 220 Meter. Der Lauf des Baches wurde in den Jahren 1933/34 verändert, als ihn der Reichsarbeitsdienst begradigte. Heute verschwindet er in der Talsohle zwischen Wiesen, Büschen und Waldinseln, ist aber an den Erlen und Weiden an seinen Ufern gut erkennbar. Bei Dittweiler wurde der Bach im vergangenen Jahr renaturiert und dadurch um 100 Meter verlängert. Neu gestaltete Böschungen, Störsteine und Totholz veränderten den geraden Lauf, der jetzt Mäander bildet. Das ruhige und idyllische Tal wird auf beiden Seiten von Hügeln eingerahmt, die etwa 100 Meter höher sind. Zu ihnen gehören der Neben- und der Schloßberg sowie der Wartenstein. Auf den ersten Kilometern durchquert der Kohlbach nacheinander Frohnhofen, Dittweiler und Altenkirchen, die viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Deshalb trifft die Geschichte von Altenkirchen, wie sie im Heimatmuseum dokumentiert ist, auch weitgehend auf die anderen Dörfer zu. Alle Siedlungen meiden die unmittelbare Nähe des Baches und bevorzugen die Hänge auf beiden Seiten. Zusammen bilden sie das „Kerscheland“, dem Liesel Höh aus Frohnhofen in ihrem Buch „Im Tal der Kirschenbauern“ ein Denkmal gesetzt hat. Sie schildert das Leben im Dorf, wie sie es in ihrer Kindheit erlebt hat. Zu den Erzeugnissen der Bauern auf den Streuobstwiesen gehörten neben Äpfeln, Birnen und Zwetschgen vor allem Süßkirschen, die seit dem 18. Jahrhundert geerntet wurden. Die Bauern verkauften sie anfangs auf den Märkten der benachbarten Städte, später kamen die Händler in die Dörfer oder die Kirschen wurden von der Obstbaugenossenschaft in der Auktionshalle in Altenkirchen versteigert. Wie bedeutend der Erwerbszweig einmal war, sieht man daran, dass Frohnhofen und Dittweiler die Kirschen in ihr Dorfwappen aufgenommen haben. Aber innerhalb von wenigen Jahrzehnten ist der Kirschenanbau fast völlig verschwunden. Ursachen sind die Überalterung der Bäume, das Ernterisiko und der Preisverfall. Fährt man heute durch das Tal, entdeckt man nur noch wenige alte Bäume. Aber inzwischen wurde begonnen, wieder junge Kulturen anzulegen. Gemeinsam ist den drei Dörfern auch die wirtschaftliche Entwicklung. Die Landwirtschaft wurde seit dem 19. Jahrhundert ergänzt durch den Bergbau in den nahe gelegenen Kohlengruben und die Diamantschleiferei, die sich vom benachbarten Brücken aus verbreitete. Vor allem die Elektrifizierung ermöglichte kleine Betriebe. Trotzdem reichten die Verdienstmöglichkeiten nicht aus, was eine Auswanderung in die Vereinigten Staaten, vor allem nach Ohio, zur Folge hatte. Jedes Dorf hat sein eigenes Gesicht. In Frohnhofen und Dittweiler gibt es noch die altehrwürdigen „Luitpoldlinden“, die 1891 zum 70. Geburtstag des Prinzregenten gepflanzt wurden. In Altenkirchen steht die gemeinsame Kirche der drei Dörfer. Der Ortsname verrät, dass sie bereits im 13. Jahrhundert erbaut wurde, auch wenn heute nur noch der spätromanische Turm an die Anfänge erinnert. In Altenkirchen mündet der Klaffenbach, an dem vom 17. Jahrhundert an die Kirchenmühle lag. Im Jahr 1877 musste sie wegen Wassermangels ihren Betrieb einstellen. Ein weiterer Zufluss zum Kohlbach ist der Romersbach in Dittweiler, Er wurde gestaut und aus einer sumpfigen Wiese entstand der „Römerweiher“, der heute der Mittelpunkt einer Freizeitanlage ist. Der Name des Baches stammt wahrscheinlich von einem fränkischen Siedler, aber die Anlage soll auch an die römische Geschichte der Region erinnern. Deshalb steht am Weiher ein römischer Pfostenstein. Ein Gebäude, dem man seine ursprüngliche Funktion noch ansieht, ist die „Paulengrunder Mühle“. Sie wurde im Jahr 1850 erbaut, nachdem man eine weiter bachaufwärts gelegene Mühle abgebrochen hatte. Das Wasser des Kohlbaches hätte für den Betrieb nicht ausgereicht. Aber es wurde durch ein Wehr in Dittweiler gestaut und in einem Mühlgraben am rechten Hang entlang bis zur Mühle geleitet. Dort besaß es dann das nötige Gefälle. Die Mühle wurde 1973 stillgelegt, auch das Wirtshaus ist seit 15 Jahren geschlossen. Von Paulengrund ist es nur ein kurzes Stück bis Schönenberg-Kübelberg. Am Ortseingang verschwindet der Kohlbach erst einmal. Einige Lehrer des Erich-Kästner-Schulzentrums, zu dem Verlauf des Baches befragt, hatten dafür keine Erklärung, obwohl das Schulzentrum „Im Kohlbachtal“ heißt. Der Bach ist hier auf einige 100 Meter verrohrt, damit man Parkplätze anlegen konnte. Dann taucht er wieder auf und bekommt auch gleich Verstärkung durch den Klingbach, der mit seinen Zuflüssen Dammbach und Mieselbach das waldreiche Gebiet um Dunzweiler entwässert. In Schönenberg-Kübelberg selbst ist der Bach nicht sehr attraktiv. Er läuft durch ein gemauertes Bett zwischen steilen Betonwänden. Kurz bevor der Kohlbach nach zwölf Kilometern den Kreis Kusel verlässt und im Kreis Kaiserslautern den Landstuhler Bruch erreicht, steht auf der nördlichen Anhöhe noch ein bemerkenswertes historisches Monument. Hier führt der „Ritter-Gerin-Weg“ vorbei, ein 27 Kilometer langer Themenweg, der einen Bogen um Schönenberg-Kübelberg schlägt und das Kohlbachtal mit dem benachbarten Ohmbachtal verbindet. An einer Station hat man einen historischen Galgen rekonstruiert. Auf den letzten fünf Kilometern fließt der Kohlbach an Miesau vorbei. Bevor er Buchholz erreicht, erhält er noch einen kräftigen Zulauf durch den Neuwoogbach, der zusammen mit dem Bruchbach den gesamten Peterswald durchquert hat. Deshalb ist der Kohlbach auf seinen letzten Metern ein ansehnlicher kleiner Fluss geworden, etwa drei Meter breit und zwei Meter tief. In einem unwegsamen Gebiet aus Wiesen, Büschen und Wäldchen mündet er schließlich in den Glan, der aber schon bald nach Norden und Westen schwenkt und so das Kohlbachwasser in den Kreis Kusel zurückbringt. Durch das Kohlbachtal kann man gut radeln. Eine sehr schöne Alternative für Wanderer ist der „Kirschenlandweg“, ein 22,5 Kilometer langer Themenweg, der am Rande des Kohlbachtales verläuft und Frohnhofen, Altenkirchen und Dittweiler verbindet.

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