Kusel Erkennungsmarke und Uhr entdeckt

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Am 14. April 1945 stürzte ein britischer Bomber bei Homburg-Sanddorf in den Wald. Nun forscht Uwe Benkel mit der Arbeitsgruppe Vermisstenforschung nach dem Schicksal der Besatzung. In diesem Sommer unterstützte die AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums die Untersuchungen. Kurz vor den Sommerferien präsentierten Benkel und die Schüler ihre aktuellen Ergebnisse im Karlsberger Hof.

Der Tod hält reiche Ernte in jener Nacht vom 14. auf den 15. April 1945. 161 britische Bomber laden ihre Last über Homburg ab, 230 weitere legen fast zeitgleich Zweibrücken in Schutt und Asche. Allein in Homburg sterben in dieser Nacht über 200 Menschen. Fast schon unbemerkt schlägt der Tod aber auch über Homburg zu: Der Halifax-Bomber des französischen Piloten Captain Clement Bertrand Brunet – französische Piloten flogen im Dienst der Briten – wird vom Feuer eines deutschen Nachtjägers getroffen. Die schwere Maschine zerbricht in der Luft und reißt die gesamte siebenköpfige Besatzung mit in den Tod. Auf einer Wiese bei Sanddorf endet der Flug von Halifax LA-8 der 347. Squadron der Royal Air Force. Er ist einer von zwei Bombern der britischen Formation, die in jeder Nacht nicht zu ihrem Stützpunkt zurückkehren. 71 Jahre später wird das Schicksal der Besatzung zur erlebten Geschichte für 15 Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums. Unter Anleitung von Uwe Benkel und Geschichtslehrer Eberhard Jung graben sie nach entsprechender Vorbereitung im Juni an der Absturzstelle nach weiteren Hinweisen. Sie finden Trümmerteile der Maschine, Ausrüstungsteile, Bombensplitter, Uniformreste. Dann schlägt der Metallsucher erneut an. Zum Vorschein kommt eine Uhr, daneben die ungebrochene Erkennungsmarke von Gaston Fauchet. Sie liegen nah beieinander, zusammen mit Resten menschlicher Knochen. „Das war sehr emotional“, erinnert sich Tillman Braul. „Es war sehr ergreifend, an einem Ort zu stehen, an dem vor so langer Zeit ein Mensch sein Ende gefunden hat.“ Eberhard Jung nennt es „ein Gänsehauterlebnis“. Im Karlsberger Hof präsentierten die Schüler zusammen mit Uwe Benkel ihre Funde interessierten Mitbürgern und den Medien. Das erklärte Ziel: Weitere Informationen und verbliebene Zeitzeugen finden. Denn noch immer sind laut Benkel „einige Rätsel offen“. Was genau geschah mit der Besatzung? Sie wurden beim Absturz verbrannt und zerfetzt, ihre Überreste an der Absturzstelle verstreut. Was damals zu finden war, das wurde geborgen und liegt heute in einem Gemeinschaftsgrab auf dem Soldatenfriedhof Pierrepont. Doch warum fand man ein Besatzungsmitglied, Sergeant Pierre Lugaro, erst im Oktober 1945 in der Apfelallee? Wer war der Tote, der äußerlich unverletzt an der Absturzstelle gefunden wurde? Wurden wirklich die Überreste aller sieben Männer gefunden? Es gibt außer von Lugaro keine Sterbeurkunden. Gerüchte sprechen sogar von einem Besatzungsmitglied, das sein Grab in einem Brunnenschacht fand. Bei der Veranstaltung erzählten Zeitzeugen wie der heute 79-jährige Albert Steis von den Ereignissen jener Tage; auch einige neue Hinweise kamen auf. Diesen wollen Uwe Benkel und seine Helfer schnellstmöglich nachgehen. Ungefährlich ist das nicht. Der Bomber ging mit seiner gesamten Bombenlast im Wald nieder. Einen Blindgänger haben Benkel und seine Leute auf Luftbildern und mit Sonden ausgemacht. Um diese explosive Altlast kümmert sich nun schnellstmöglich der Kampfmittelräumdienst. Danach soll die Erkundung auch in diesem Bereich weiter gehen. Für die Schüler bestand bei ihrer Suche indes keine Gefahr, Benkel und Jung haben den gefährlichen Bereich bewusst gemieden. Den Einsatz der Schüler und der Arbeitsgruppe Vermisstenforschung lobten bei der Veranstaltung sowohl Sanddorfs Ortsvertrauensmann Manfred Rippel wie auch Homburgs Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind. „Nur wer sich mit der Geschichte auseinander setzt, kann für die Zukunft lernen“, sagte Schneidewind. Er bedankte sich bei Uwe Benkel für dessen ehrenamtliches Engagement. Für die Schüler, die übrigens weiter bei der Suche helfen wollen, gab es zur Erinnerung Urkunden. Die sterblichen Überreste von Gaston Fauchet gehen nun an die Staatsanwaltschaft. Währenddessen wird in Frankreich nach Angehörigen gesucht. Laut Benkel werden die Überreste wahrscheinlich in Pierrepont beigebettet. Er selbst wird weiter versuchen zu klären, was in jener Nacht und den Tagen danach mit Clement Bertrand Brunet, Gaston Fauchet, Pierre Lugaro, Paul Julien Trollard, Jean Eugene Miller, Maurice Delauzun und Bernhard Georges Giraudon geschah. Damals vor 71 Jahren. Information Uwe Benkel sucht seit mehr als 25 Jahren mit seiner Arbeitsgruppe nach vermissten Flugzeugen und deren Besatzung. Über 140 Maschinen und 50 Besatzungen hat er bereits gefunden. Für seine Arbeit ist er dabei auf Informationen und Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Wer Hinweise auf abgestürzte Maschinen und Grablagen hat, kann sich bei ihm melden, und zwar bei der Arbeitsgruppe Vermisstenforschung im Internet unter www.flugzeugabstuerze-saarland.de, Telefon 06333/602570

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