Kusel Bedesbach: Rettung für den letzten Wein vom Königsberg

Im Weinkeller (von links): Monika Blaß, Frieder Haag, Abdelkrim Nejjar, Herwart Dilly, Peter Blaß und Michael Rohr.
Im Weinkeller (von links): Monika Blaß, Frieder Haag, Abdelkrim Nejjar, Herwart Dilly, Peter Blaß und Michael Rohr.

Wenn die Rede auf den Wolfsteiner Wein kommt, wird Peter Blaß fast euphorisch. „Der Wein hat einen besonderen Charakter“, schwärmt er dann. Dieser besondere Charakter hat Peter Blaß dazu bewogen, eine Rettungsaktion zu starten für den edlen Tropfen, den letzten vom Königsberg. Denn im Herbst 2016 ernteten Mitarbeiter des Christlichen Jugenddorfes Wolfstein zum letzten Mal die Trauben an den Hängen unterhalb der Burg Neu-Wolfstein. Dann stellte das CJD seine Weinproduktion ein. 400 Liter sind übrig geblieben vom 2016er Jahrgang. Peter Blaß hat ihn gekauft.

Er will ihn allerdings nicht selbst trinken, sondern in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Verbandsgemeinde bewahren und zu besonderen Anlässen kredenzen. Er will auch kein Geld damit verdienen. „Dahinter steht kein wirtschaftlicher Gedanke“, sagt Blaß, lediglich die Kosten sollten gedeckt werden. Es geht ihm um die Weinbautradition in Wolfstein, um Erinnerung und Bewahrung. Blaß weiß viel über Wein und den Weinbau in der Region. Für Stadt und Verbandsgemeinde macht er Weinproben im Kalkbergwerk. Auch aus alten Birnensorten hat er schon Wein und Sekt erzeugt. Helferin an seiner Seite ist seine Ehefrau. Es geht ihnen darum, „die Spezialitäten aus der Region zu betonen“, formuliert er. Und dazu gehört für ihn auch der Wolfsteiner Wein, der „für Kenner sehr reizvoll ist, weil die Trauben auf Vulkangestein wachsen.“ Das Porphyrgestein verleihe dem Wein seinen besonderen mineralischen Geschmack.

Trockene und feinherbe Varianten geplant

Noch sind die 400 Liter sozusagen im Rohzustand. In Zusammenarbeit mit dem Winzer Michael Rohr, der ein Weingut in Raumbach führt, will Blaß den Wein veredeln und auf verschiedene Art ausbauen lassen. Eine trockene Version soll es geben und eine fruchtbetonte feinherbe Variante. Darauf verständigte sich Blaß kürzlich bei einer Weinprobe in Rohrs Weingut, an der auch Wolfsteins Stadtbürgermeister Herwart Dilly und sein Beigeordneter Abdel Nejjar teilnahmen. Im Frühjahr soll der Tropfen, der noch in den Rohrschen Weinkellern auf seine Verarbeitung wartet, abgefüllt werden. Seine Bezeichnung soll an die frühere Lage erinnern: „Wolfsteiner Riesling, Edition Erzengel“ könnte der letzte Jahrgang heißen. Man müsse das aber aus rechtlichen Gründen noch prüfen lassen. Ein Etikett braucht ein solcher Tropfen natürlich auch. Peter Blaß schwebt da ein historisches Abbild der Burg vor, umgeben von Weinbergen. Einen Entwurf hat er schon skizziert. Damit es keinen Zweifel an der Qualität des Weines gibt, will Blaß ihn auch zur Qualitätsweinprüfung anmelden. Für ihn steht aber schon jetzt fest: „Es ist der beste Wolfsteiner, den ich je getrunken habe.“

Blaß hofft auf Fortsetzung

Peter Blaß schmerzt es ein wenig, dass die Weinbautradition in Wolfstein mit dem 2016er Jahrgang zu Ende sein soll. „Wenn er schmeckt, finden sich vielleicht einige Bürger, die eine Reihe des Wingerts in Eigenregie bewirtschaften wollen“, ist eine Hoffnung, die Blaß noch hat. Im Fränkischen beispielsweise gebe es Liebhaber, die als Paten einen Weinberg bewirtschaften und die Ernte untereinander aufteilen, weiß Blaß - oder auch die Winzerbrüder in Offenbach-Hundheim seien ein Beispiel für die Fortsetzung der Weinbautradition. Winzermeister Michael Rohr sei bereit, fachliche Unterstützung zu geben. Auch Wolfstein Stadtbürgermeister Herwart Dilly gefällt Blaß’ Gedanke, fürchtet er doch, dass das Gelände unterhalb der Burgruine verbuscht, wenn es nicht mehr gepflegt wird. Er hat auch schon seine Fühler ausgestreckt. „Es gibt Leute, die Interesse hätten, eine Reihe in dem Weinberg zu pflegen und ihren eigenen Wein herzustellen“, weiß Dilly. Die Stadt kann darüber allerdings nicht entscheiden. Das Gelände gehört ihr nicht. Der Weinberg ist in Privatbesitz.

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