Kusel Ärztemangel: Stadt betritt Neuland

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Gibt es bald ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Wolfstein, um die Ärztenöte zu beheben? Stadtbürgermeister Herwart Dilly und Landrat Winfried Hirschberger haben gestern RHEINPFALZ-Informationen bestätigt, wonach über ein solches Projekt am Freitag gesprochen worden ist. Auch mehrere mögliche Standorte sind diskutiert worden – darunter das alte SB-Gebäude in der Innenstadt sowie Räume im derzeitigen Fitnesszentrum an der B 270.

„Mit einem Medizinischen Versorgungszentrum begeben wir uns auf völliges Neuland. Das kann man nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln“, berichtete Dilly auf RHEINPFALZ-Anfrage aus dem Gespräch, an dem neben ihm und Hirschberger auch Verbandsbürgermeister Egbert Jung sowie der Direktor des Westpfalz-Klinikums, Peter Förster, teilgenommen haben. Zunächst benötige man für diese Form der Einrichtung einen entsprechenden Träger, der laut Dilly die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein sein könnte. Hirschberger bringt darüber hinaus das Westpfalz-Klinikum als Träger ins Spiel, verweist jedoch auf ein anderes Problem: „Man bräuchte für ein MVZ mindestens zwei Fachärzte, die dann vom Krankenhaus angestellt würden.“ Und bislang hat die Stadt Wolfstein bekanntlich Schwierigkeiten, einen Arzt für die Tätigkeit zu gewinnen. Schon deshalb „können wir nicht einfach einen Gebäudekomplex bauen oder zur Verfügung stellen“, sagt der Stadtbürgermeister. Dennoch sei bei dem Gespräch am Freitagabend über mehrere Immobilien gesprochen worden. Dabei handelte es sich laut Dilly einerseits um das alte SB-Gebäude in der Wolfsteiner Innenstadt sowie über mehrere Räume im Gebäudekomplex des Wolfsteiner Fitnessstudios an der Bundesstraße 270. Wie die Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein oder das Westpfalz-Klinikum zu einer möglichen MVZ-Trägerschaft stehen und welche Voraussetzungen hierfür geschaffen werden müssten, konnte bis Redaktionsschluss nicht in Erfahrung gebracht werden. Wegen Außenterminen waren Förster und Jung nicht erreichbar. „Am schönsten wäre, wenn wir jemanden finden, der eine der bereits vorhandenen Arztpraxen übernimmt“, sagte Dilly. Wie berichtet, geben Walter Christian Rubel zum 31. März und Gerd Schworm zum 30. Juni ihre Praxisräume in Wolfstein auf. Gemeinsam betreuen die Mediziner derzeit rund 1700 Patienten, die sich dann auf die Suche nach einem neuen Arzt begeben müssen. Damit das nicht passiert, hatte Dilly kürzlich die Initiative ergriffen und eine Werbeaktion gestartet. Er ließ Blätter drucken, die für den Standort Wolfstein werben und sich gezielt an Mediziner richten. Diese liegen nun in den Kliniken in Kaiserslautern und Homburg sowie bei zahlreichen Apotheken aus. Ob sich bereits ein interessierter Mediziner gemeldet hat, dazu wollte sich Dilly gestern nicht äußern. Hirschberger hingegen sprach von einem möglichen Interessenten, der sich jedoch noch nicht entschieden habe. Es sei aber die Aufgabe von Stadt, Verbandsgemeinde und Landkreis, die Region für junge Ärzte attraktiver zu machen, ergänzt der Stadtbürgermeister. Für einen jungen Mediziner sei es nie günstiger als in diesen Tagen gewesen, an eine Allgemeinarztpraxis zu kommen, meinte Dilly. Kommunen könnten den Ärzten aber auch die Verwaltungsarbeit etwas erleichtern, sagte er und verwies darauf, dass diese im MVZ vom Träger abgewickelt werde und die Ärzte dadurch mehr Zeit für ihre Patienten hätten. Hirschberger betonte, dass man sich auch auf Kreisebene dauerhaft mit der Sicherung der ländlichen Ärzteversorgung auseinandersetzen wolle. So habe sich der Landkreis für das Programm ,Landaufschwung’ beworben, das sich mit diesem Thema beschäftigt. So habe man die Idee, für Studenten (finanzielle) Anreize zu schaffen, sich nach Abschluss ihres Studiums in einer Praxis im Landkreis niederzulassen. „Das setzt aber voraus, dass wir ins Programm aufgenommen werden“, sagte Hirschberger. (hlr)

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