Kreis Kaiserslautern Tipps von der Paralympics-Starterin

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Als Kind hat Ines Krehbiel mit Pfeil und Bogen auf Heuballen geschossen. Dass ihr der Bogen später einmal helfen würde, zurück in ein sportliches Leben zu finden, ahnte sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Krehbiel hat Multiple Sklerose, sitzt im Rollstuhl, schießt für den SSV Schopp und hat sich jetzt bei den Deutschen Meisterschaften des Behindertensportverbandes über die Kurzdistanz im Bogenschießen in Reken bei Münster die Goldmedaille gesichert. Wenn man die 40-Jährige heute nach ihren Erinnerungen an den Wettkampftag fragt, fällt ihr vor allem die tolle Atmosphäre ein. „Es war einfach ein super Miteinander und ein gegenseitiges Helfen. Das ist eine ganz andere Atmosphäre wie bei Wettkämpfen mit nicht behinderten Sportlern“, schwärmt Krehbiel. Diese Atmosphäre führte unter anderem dazu, dass sie überhaupt nicht aufgeregt war. „Wir waren den ganzen Tag am Schießstand. Erst unterstützten wir befreundete Schützen, bevor dann mein Wettkampf um 15 Uhr stattfand“, erzählt Krehbiel. Die Nervosität sei dann erst gekommen, als ihre Schüsse zählten. „Das ist bei mir immer so. Beim Warmschießen bin ich überhaupt noch nicht aufgeregt“, erklärt die Sportlerin. Bei einem Wettkampf im Bogenschießen werden insgesamt 72 Pfeile geschossen. „Das läuft dann in zwei Sätzen à 36 Pfeilen ab. Für sechs Pfeile hat man vier Minuten Zeit. Dann wechseln die Sportler, die schießen. Somit dauert ein Wettkampf eineinhalb bis zwei Stunden. In dieser Zeit ist man von Anfang bis Ende angespannt. Zwischendrin lässt dann auch schon mal die Konzentration nach, ich vergesse, richtig zu atmen und so weiter. Dann brauche ich jemanden von außen, der mich darauf hinweist“, so die Sportlerin. Bei den Deutschen Meisterschaften wurde Krehbiel von ihrem Mann Ottmar und dem Vereinskollegen Ingo Josefs, der selbst in der Ersten Bundesliga schießt, unterstützt. „Mein Mann ist Trainer, Mentaltrainer, Zeugwart, Pfeilezieher, Techniker und Chauffeur in einem“, sagt Krehbiel. An den Deutschen Meisterschaften in Reken nahmen insgesamt 115 Sportler teil. Es wurden in allen Disziplinen 13 neue deutsche Rekorde aufgestellt. Die Athleten müssen vor ihrem Wettkampf zu einem Arzt, der die Klassifizierung der Sportler festlegt. Ines Krehbiel gehört der Klasse W2 an, der Klasse der Rollstuhlfahrer. „In meiner Klasse nahmen elf weibliche und neun männliche Sportler teil. Ich schoss 627 Ringe, was für den Titel bei den Damen reichte. Bei den Herren hätte ich mit meinem Ergebnis sogar noch die Silbermedaille gewonnen“, sagt Krehbiel. Durchschnittlich hat die 40-Jährige dreimal pro Woche Training. „Kurz vorher habe ich bis zu fünfmal in der Woche trainiert. Das brauchte ich vor allem für den Kopf“, erklärt die Sportlerin. Sie und ihre ganze Familie sind Ende September schon das vierte Jahr in der Bogenschießabteilung des SSV Schopp. „Wir wohnen in Schopp. Der Verein hat mal so Schnuppertage angeboten, und dann sind wir beim Bogenschießen hängengeblieben“, erzählt Krehbiel. Sie ist froh, dass sie mit Hilfe des Bogenschießens zurück zum Sport fand. „Durch meine Krankheit Multiple Sklerose wurde es mir nicht mehr möglich, Sport zu betreiben. Das änderte sich dann durch das Bogenschießen“, erklärt Krehbiel. Neben den Kreis-, Landes- und Deutschen Meisterschaften schießt sie bei Rundenkämpfen. „An den Rundenkämpfen nehme ich mit Mannschaften, die aus nicht behinderten Sportlern bestehen, teil. Von diesen Rundenkämpfen finden vier im Sommer und vier in der Halle statt“, so Krehbiel. Auch in der Halle war die Sportlerin schon erfolgreich: Im März feierte sie einen deutschen Meistertitel über die 18-Meter-Distanz. „Im Moment bereite ich mich auch wieder auf die Hallenrunde im November vor. In der Halle beträgt die Distanz 18 Meter, und die Scheiben werden mit zunehmendem Alter immer kleiner, während bei Wettkämpfen draußen die Entfernung immer größer wird“, erläutert Krehbiel. Sie startet am 6. November außerdem bei einem interationalen Turnier in Landau. „Das Turnier ist für mich sehr wichtig, weil ich sonst nicht international schießen darf, was mein großer Wunsch wäre. Das ist aber durch meine Krankheit nicht möglich, da die Sportärzte und die Klassifizierung es nicht erlauben. Bei der MS ist es ja immer ein Auf und Ab. Von daher wären die anderen Schützen manchmal benachteiligt“, erklärt Krehbiel, die in Landau einen Erfolg feiern und ihre Deutschen Meistertitel verteidigen will. Im Moment sind diese Titel auch das Höchste, was Krehbiel gewinnen kann. „Ich mag das Bogenschießen so sehr, weil ein absolutes Miteinander herrscht. Beim Bogenschießen herrscht zwar ein Wettbewerb, aber man muss sich auch immer auf sich selbst konzentrieren. In der Pause bei meiner Deutschen Meisterschaft habe ich mit der Paralympics-Teilnehmerin Jennifer Hess geredet. Sie hat beim Wettkampf über 70 Meter teilgenommen, aber hat mir noch Tipps gegeben. Das fand ich toll.“

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