Kreis Kaiserslautern Seltener Vogel mit metallischem Gesang

Nördlich von Kaiserslautern überrascht der metallene Gesang des Schlagschwirls die Ornithologen. Der gefiederte Sänger lässt sich sogar fotografieren und die Vogelkundler jubeln. Denn im Westen Deutschlands kommt der Vogel eigentlich nicht vor. In Rheinland-Pfalz wird auf der aktuellen Roten Liste ein einziges Brutpaar gelistet.

Es war Zufall, eine wunderbare Fügung, berichtet Alfred Klein, Vogelexperte und langjähriger Vorsitzender im Naturschutzbunds (NABU) Weilerbach, von der Entdeckung. Er hat die Sichtung mittlerweile der sogenannten Seltenheitskommission, der Avifaunistischen Kommission Rheinland-Pfalz, gemeldet. Ob es ein einsamer Sänger war oder sich sogar ein Brutpaar im Landkreis Kaiserslautern angesiedelt hat, kann Klein allerdings noch nicht sagen. Sicher ist nur, es ist ein Schlagschwirl. Aussehen, Gesang, Biotop, in dem er sich aufhält, und die Jahreszeit passen. Der Schlagschwirl ist ein Spätheimkehrer und damit ein Spätbrüter. Somit singt er Anfang Juni zur rechten Zeit. Zur Geschichte: Der Juni ist noch ganz frisch, Alfred Klein und sein Freund Reiner Urschel sind in der Natur unterwegs. Klein nutzt jede freie Minute um in der Natur Ausschau zu halten. Der gebürtige Siegelbacher Reiner Urschel, ebenfalls ein Naturschützer, macht ein paar Tage „Heimaturlaub“. Ihn hat es schon vor 20 Jahren beruflich nach München verschlagen. Ein Detail, das sich noch als wichtig erweisen wird. Unterwegs im Gebiet nördlich von Kaiserslautern hören sie einen nachhaltig singenden Vogel. „Ein komischer Feldschwirl. Der singt etwas blechern“, lautet das Urteil von Alfred Klein. „Dieser Nähmaschinengesang gehört eindeutig zu einem Schlagschwirl“, widerspricht Reiner Urschel. Er kennt dieses langanhaltende mechanische Vibrieren vom Ammersee. Dort leben Schlagschwirle. Und genau solch ein Sänger gibt gerade auf pfälzischem Terrain in unmittelbarer Nähe der beiden Vogelkenner alles. „Bei mir wäre er erst einmal als ein komischer Feldschwirl durchgegangen“, freut sich Alfred Klein, dass hier zwei Männer zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Es passt alles, das kleine Feuchtbiotop, das Schilf und die Jahreszeit. Nur dass hier noch nie ein Schlagschwirl zur Kenntnis genommen wurde. Die einschlägige Literatur führt ihn als „nicht vorkommend“. Für Rheinland-Pfalz ist in der Roten Liste ein Brutpaar aufgeführt, laut Klein dem Westerwald zuordnet. Doch jetzt gibt es den seltenen Vogel auch im Landkreis Kaiserslautern, wo er als Spätheimkehrer seine Balzlieder singt und sich ein paar Tage später sogar fotografieren lässt. Behutsam, ohne zu stören, so schildert es Klein, sei er drei Tage nach dem ersten „Verhör“ mit dem Naturfotografen Ingo Stiegemeyer wieder ins Biotop zurückgekehrt. Als Erster zeigt sich tatsächlich ein Schwirl aus der Familie der Grasmückenartigen, der zur Ordnung der Sperlingsvögel gehört. Allerdings handelt es sich um den weit verbreiteten Feldschwirl. Weil er gerade so schön seinen Heuschreckengesang zum Besten gibt, drückt der Fotograf auf den Auslöser. Prompt geht auch die Nähmaschine los, berichtet ein noch immer „total glücklicher“ Alfred Klein. Der Schlagschwirl ist tatsächlich da, singt seinen metallischen Gesang und posiert auch noch für den Naturfotografen. Um einen „Orni-Tourismus“ zu verhindern, rückt Klein mit der genauen Ortsangabe nicht raus. „Es ist zu verstehen, dass Vogelfreunde sich so ein Ereignis nicht entgehen lassen wollen“, zeigt Klein Verständnis für seine Kollegen. Mit Blick auf das sensible Biotop und die Hoffnung auf eine Brut des Schlagschwirls, will er den genauen Standort trotzdem nicht an die große Glocke hängen. (thea)

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