Kreis Kaiserslautern Ortshistorie statt Vögel

Trotz des etwas stürmischen Wetters ließen es sich Vogelfreunde und Wanderer nicht nehmen, am Sonntag an der vogelkundlichen Winterwanderung des Nabu Weilerbach teilzunehmen. Da sich die Vögel eher von ihrer schüchternen Seite zeigten, blieb für Lukas Schaan mehr Zeit, um Historisches über die Landschaft zu erzählen.

Ausgangspunkt der etwa vier Kilometer langen Strecke ist das alte Schulhaus bei der Sulzbachhalle in Kottweiler-Schwanden. Von dort aus führen Michael Schröder, Vorsitzender des Nabu Weilerbach, und der ehemalige Ortsbürgermeister Lukas Schaan die rund 50-köpfige Gruppe durch die Gemarkung in und um Kottweiler-Schwanden. Nach der Überquerung des Sulzbachs erreicht die Gruppe ein kleines Waldstück, das eines der Naturdenkmäler der Region darstellt. Durch den „Beerenbusch“ – so der Name des Waldstücks – fließt der Ochsenbach. „Der wird von der Trinkwasserquelle des Orts gespeist und führt nur vier Monate im Jahr Wasser. Im Sommer fällt er trocken“, weiß Schaan. An einer Streuobstwiese treffen die Wanderer den ersten Vogel: Ein Erpel zieht auf einem Teich seine Runden. Auch zu dem kleinen Gewässer weiß der ehemalige Ortsbürgermeister einiges: Der mit Hilfe der Dorferneuerung angelegte und durch den Sulzbach gespeiste Teich sei durch seinen gestuften Aufbau und die Bepflanzung nicht nur ökologisch wertvoll, sondern fungiere auch als Indikator für Giftstoffe im Sulzbach. Nicht weit vom Teich entfernt ist ein historisches Göpelwerk zu sehen. Das an einer Sandsteinmauer befestigte Getriebe besteht aus mehreren Zahnrädern und wird in der Regel von einem Pferd oder Ochsen angetrieben. „Am historischen Dorffest wurde eine alte Dreschmaschine durch das Göpelwerk in Bewegung gesetzt“, berichtet Schaan. In der Triftstraße ist ein altes Bauernhaus zu bestaunen. Es ist im Stil eines Streckhofs errichtet. Charakteristisch dafür ist, dass sich Scheune, Wohnhaus und Stall in einem einzigen langgezogenen Gebäude befinden. „Dieses wunderbare Gebäude konnte nur mit Hilfe einer Investorin erhalten werden“, schildert Schaan. Vor dem Gebäude ist eine Vogelfutterstelle eingerichtet. Dort fressen sich Kohl- und Blaumeisen satt. Die Triftstraße geht am Ortsausgang in einen Wirtschaftsweg über. Entlang von Äckern und Wiesen sind immer wieder alte Bäume zu entdecken, die für die Vogelwelt von großer Bedeutung sind, informieren die Vogelexperten Peter Schmidt und Alfred Klein. Eine Wegkreuzung ist von kleinen Bäumen und Sträuchern umgeben. „Das gehört zur Ausgleichsmaßnahme für ein Neubaugebiet in der Gemeinde“, sagt Schaan. Er erklärt weiter, dass es besser wäre, die angrenzenden Täler vor einer weiteren Verbuschung zu schützen. Ungefähr nach der halben Wegstrecke gibt es eine kleine Pause. Zum Aufwärmen sind Kaffee und Tee auf einem Tisch aufgebaut. Lukas Schaan reicht auch Schnaps und Likör des Obst- und Gartenbauvereins. Die pausierende Gruppe wird unterdessen von einem Turmfalken beobachtet. Der Raubvogel hat sein Nest in einer nahe gelegenen Scheune. „Früher gab es hier im Hainbuchental zwei Wooge zur Fischzucht“, informiert Schaan. Die Gruppe hat Kottweiler verlassen und wandert auf Schwandener Gebiet. Der überquerte Schwanderbach habe früher die Gebietsgrenze zwischen Zweibrücken und Lauterecken markiert. Heute befindet sich hier ein Wohngebiet mit Spielplatz. „Früher war hier auf der Lautereckener Seite ein Tiergarten für wohlhabende Herren. Auf dem angrenzenden Hang stand ein Haus mit einem Wächter, der darauf zu achten hatte, dass die Schwandener Bürger keine Tiere aus dem Park erlegten.“ Auf der Reichenbacher Straße geht es zurück. Die Wirtin der nahe gelegenen Sulzbachhalle hat auf Anfrage von Michael Schröder ihr Restaurant etwas früher geöffnet, damit sich die Wanderer nach der gut eineinhalbstündigen Tour aufwärmen und stärken können. (msim)

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