Kreis Kaiserslautern „Muss es erst Tote geben?“

Nur einen Tag nach dem Zusammenstoß eines Pkw mit einer Regionalbahn in Sambach hat sich das Geschehen in Katzweiler wiederholt: Auf dem unbeschrankten Übergang an der Freilichtbühne kollidierte am Sonntagabend ein Pkw mit einem Zug. Die Polizei teilte gestern Nachmittag mit, es habe an der Schafmühle einen Leichtverletzten gegeben. Der Schaden wird auch diesmal auf 30.000 Euro geschätzt.

Der Lokführer sah nach eigenen Angaben den Pkw aus Richtung Bühne kommen. Auf die Warnzeichen der Bahn reagierte der Autofahrer zwar, doch blieb er mit seinem Pkw auf den Schienen stehen. „Wenn er nicht im letzten Moment weitergefahren wäre, hätte der Zug den Pkw voll in der Flanke getroffen“, schilderte der Zugführer die brenzlige Situation. Etwa 25 Reisende saßen nach Auskunft des Notfallmanagers der Bahn in dem Zug, der in Richtung Kaiserslautern unterwegs war. Sie alle blieben unverletzt. Ein Teil von ihnen machte sich nach dem Nothalt zu Fuß auf den Weg. Die restlichen Bahnfahrer konnten mit einer Taxe die Weiterfahrt antreten. Bürgermeister Harald Westrich (SPD) zeigte sich schockiert von den zwei Unfällen kurz hintereinander. Dies zeige, wie dringend das Problem Bahnübergang gelöst werden müsse. Erst vor Tagen habe er ein Gespräch mit der Bahn gehabt und dabei auf eine rasche Regelung der Angelegenheit gedrängt. Von der Bahn war über die Pläne für mehr Sicherheit auf der Lautertalstrecke gestern nichts zu erfahren. Der Sachbearbeiter in Stuttgart verwies auf RHEINPFALZ-Anfrage auf die Zuständigkeit der Frankfurter Pressestelle, die bis zum Abend keine Stellungnahme abgab. Nach Angaben Westrichs sieht die bisherige Konzeption eine „komplette Beschrankung des Bahnübergangs an der Schafmühle“ vor. Um einen Rückstau auf der B270 zu verhindern, sei in Höhe des Bahnübergangs eine dritte Straßenspur notwendig. Die Bahn hat laut Bürgermeister zwischenzeitlich eine Planungsalternative vorgelegt, die den Kommunen bis zu 60.000 Euro sparen würde. „Allerdings müsste dann das komplette Verfahren von vorn aufgerollt werden und würde bis zu zwölf Monate länger dauern“, so Westrich. Er favorisiert daher eine Umsetzung der bisherigen Pläne: „Es besteht akuter Handlungsbedarf. Die neuen Vorfälle zeigen dies in aller Deutlichkeit.“ Dringenden Handlungsbedarf sieht auch der Katzweilerer Ortsbürgermeister Otto Hach (FWG) – allerdings nicht erst seit dem Vorfall am Sonntagabend. „Seit Jahren finden Gespräche mit Vertretern der Bahn und des Landesbetriebs Mobilität statt“, sagte er gestern. „Immer an der gleichen Stelle. Und immer wieder heißt es, nächstes oder übernächstes Jahr soll was passieren. Aber es passiert nichts. Schon mein Vorgänger war vor über zehn Jahren an diesem Thema dran. Muss es erst Tote geben?“ Der Ortsbürgermeister ist enttäuscht vom Vorgehen der Bahn – und wird deutlich: „Ich fühle mich seit zehn Jahren verarscht.“ Ein neues Schild allein bringe nichts. Hach fordert eine schnelle Übergangslösung, bis die Arbeiten „dann auch wirklich einmal“ am unbeschrankten Bahnübergang starten: „Zumindest eine Ampel sollte her.“ Wie berichtet, soll es laut Planung künftig an der B270 eine Ampel geben. In dem Moment, in dem sich ein Zug nähert, schaltet diese zunächst auf Gelb und dann auf Rot. Auf der anderen Seite wird es auch eine Ampelanlage geben, zudem aber auch eine neue Brücke über die Lauter, die deutlich breiter als die bisherige sein wird, damit ein Begegnungsverkehr möglich ist. Außerdem wird es am Bahnübergang auch eine Schranke geben. Start der Bauarbeiten wird voraussichtlich jedoch erst 2016 sein. Die Gleise der vor 131 Jahren eröffneten Lautertalbahn laufen parallel zur B270. Der Übergang der Katzweilerer Schafmühle wird vor allem vom Verkehr zu Sporthalle und Fußballplatz genutzt. Außerdem muss er von den Gästen der Freilichtbühne und des Restaurants in der Schafmühle passiert werden. (rs/rik/ssl)

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