Kreis Kaiserslautern „Ich hatte einfach Lust, mich zu engagieren“

Dieter Hirsch vor dem Kreisel am Schwedelbacher Ortseingang: Er war eines seiner ersten Projekte.
Dieter Hirsch vor dem Kreisel am Schwedelbacher Ortseingang: Er war eines seiner ersten Projekte.

«Schwedelbach.» 20 Jahre ist Ortsbürgermeister Dieter Hirsch (SPD) im Amt. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai wird er nicht wieder antreten. Mit Stolz, aber auch mit ein wenig Abschiedsschmerz blickt er auf seine langjährige Amtszeit zurück.

„Wenn ich ehrlich bin, gehe ich schon mit Wehmut, freue mich aber auch auf das Neue und meinen letzten Lebensabschnitt“, sagt der 72-Jährige in seinem geräumigen Arbeitszimmer im Bürgerhaus. Beinahe sein ganzes Leben hat er in Schwedelbach verbracht: Seit seinem dritten Lebensjahr ist er dort zuhause, geboren wurde er aber im November 1946 in Reichenbach-Steegen. Genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite seines heutigen Amtssitzes in der Hauptstraße verbrachte er als jüngstes von fünf Geschwistern seine Kindheit und Jugendzeit. Der Vater betrieb als Sattler und Polsterer ein kleines Geschäft im Ort. Aufgewachsen in der Nachkriegszeit habe ihn diese Ära nachhaltig geprägt. „Wir lebten nicht im Luxus, ganz im Gegenteil“, beschreibt Hirsch seine Kindheitstage. „Tugenden wie Einsatz und Fleiß habe ich in dieser Zeit gelernt. Das hat mir in meinem späteren Leben zu Erfolg verholfen.“ Nach der Hauptschule erlernte Hirsch den Beruf des Kaufmanns beim damaligen BMW-Autohaus Kunz in Kaiserslautern. Insgesamt arbeitete er bis zur Rente 51 Jahre bei BMW, zuletzt als Filialleiter einer Niederlassung in Landstuhl. Zusammen mit seiner Frau Käthe hat Dieter Hirsch eine Tochter. Das Ehepaar hat Vanessa als Baby direkt nach der Geburt in Brasilien adoptiert. „Das hat mich auch sehr geprägt“, spricht er heute noch vom Hoffen und Bangen im Kampf um die rechtmäßige Adoption des kleinen Mädchens. Mit etwa drei Jahren stellte sich heraus, dass Vanessa geistig beeinträchtigt ist. Sie lebt heute in einer Behinderteneinrichtung in Herxheim bei Landau und kommt an den Wochenenden zu Besuch nach Hause. Die Mitgliedschaft in der SPD verdankt Hirsch seinem Vorgänger im Amt, dem ehemaligen Ortsbürgermeister Hans-Joachim Schmidt. Dieser kam eines Tages auf Hirsch zu und meinte: „Mensch, Dieter, du könntest doch ein bisschen mitmachen.“ Aus dem „Bisschen“ erwuchsen 30 Jahre Amtszeit im Gemeinderat, davon fünf Jahre als Erster Beigeordneter, 25 Jahre im Verbandsgemeinderat Weilerbach und ab 1999 schließlich 20 Jahre Ortsbürgermeisterschaft. „Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn mich damals jemand von der CDU oder FWG angesprochen hätte, wäre ich dort auch Mitglied geworden. Ich hatte einfach Lust, mitzumachen und mich zu engagieren.“ Eine seiner Herzensangelegenheiten und gleichzeitig eines der ersten Projekte ist der 2000 angelegte Verkehrskreisel am Ortseingang aus Richtung Weilerbach kommend. Gepflegt wird der Kreisel von Gemeindearbeitern. Es kommt aber durchaus vor, dass Hirsch selbst zu Spaten oder Hacke greift oder mit der Gießkanne öffentliche Blühflächen bewässert. Seit 16 Jahren ist der SPD-Mann Vorsitzender des Kindergarten-Zweckverbands der Gemeinden Schwedelbach, Kollweiler und Erzenhausen. Wenn es nötig sei, helfe er auch hier schon mal bei der Betreuung der Kleinen aus, sagt Hirsch. Zweimal war Schwedelbach während seiner Amtszeit Sieger im Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Darauf ist der Bürgermeister stolz. Sein Wunsch für die noch verbleibende Amtszeit wäre es, einen Dorfladen in der Ortsmitte zu installieren. Der Bau der Bauhofhalle im Neubaugebiet Am Kiefernkopf, der Neubau einer Rettungswache im kommenden Jahr und über die Erschließung neuer Baugebiete – darüber freut sich Hirsch besonders. „Es macht so viel Spaß, junge Familien mit Kindern hier wohnen zu haben.“ Etwas mehr als 1100 Einwohner zählt Schwedelbach aktuell, Tendenz leicht ansteigend. Zusätzlich leben auch noch etwa 550 US-Amerikaner im Dorf. Den Bebauungsplan zur Innenentwicklung hätte Hirsch gerne weiter vorangetrieben. Das scheint bis zum Ende der Amtszeit aber nicht mehr möglich zu sein. Auch die fällige Sanierung des Bürgerhauses mit seinen teuren Brandschutzauflagen stelle jetzt „ein Riesenproblem“ dar. Mit viel Energie habe er stets seine Aufgaben erfüllt. Dennoch: „Man muss wissen, wann es Zeit ist aufzuhören“, meint Hirsch heute. Zum einen möchte er sich aufgrund seines Alters keiner weiteren Amtszeit mehr stellen. Und er sieht auch „sehr bedauerliche Veränderungen im politischen Miteinander“, die er nicht mitmachen möchte. Selbst auf den unteren Ebenen sei der Politikstil aggressiv geworden. „Man hat keine Hemmungen mehr, sich anzufeinden. Ein Gespräch von Mensch zu Mensch ist kaum noch möglich. Über die digitalen Medien werden Konflikte ausgetragen. Das ist nicht meine Welt. Ich habe jetzt den Schlussstrich gezogen. Werde mehr Zeit für meine Familie und Hobbys haben.“ Er wird sich aber auch weiterhin ehrenamtlich engagieren. Voller Dankbarkeit und Anerkennung sagt er außerdem: „Ohne meine Frau hätte ich den Job nicht machen können. Sie hat mich in jeder Hinsicht unterstützt und über die Zeit getragen.“

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