Kreis Kaiserslautern Hans für die Alten, Jean für die Verliebten

Eine Verwechslungskomödie mit allerlei Irrungen und Wirrungen inszeniert der Tanz- und Theaterverein Bunte Bühne in Martinshöhe. An zwei Wochenenden im November präsentieren die Darsteller ihr Stück „Muscheldiekuschel“ in der örtlichen Turnhalle. Der Vorverkauf läuft.

Pensionswirt Hans trägt sich mit Selbstmordgedanken. Keine Frau, kein Geld und keine Gäste – das geht nicht mehr. Doch sein Freund Gustav, der Bürgermeister, verhindert diese allzu finale Lösung. Er hat einen Plan: Das Konzept des Gasthauses muss geändert werden. Zweigeteilt wird es sein: betreutes Wohnen für Senioren auf der einen Seite des Hauses, diskrete Arrangements für geheime Paare auf der anderen. Als „Hans“ soll der Wirt das Seniorengeschäft betreuen, unter dem gleich viel anzüglicher – weil französisch – klingenden Namen „Jean“ die speziellen Gäste. Der Verweis auf die vielbesungene Lebenshaltung unserer Nachbarn, „l’amour toujours“, ist in dem Stück allgegenwärtig und findet seinen Ausdruck in Chantal, der französischen Schönheit, die Hans – besser gesagt Jean – bei all den „Kuschelmuscheleien“ unterstützen soll. Da der Bürgermeister mit der Zeit geht, hat er auch gleich eine Internetanzeige geschaltet. Der gute Hans ist von dem ganzen Plan zunächst wenig überzeugt. Das Martinshöher Gemeinderatsmitglied Hartwig Schneider überrascht in dieser Rolle mit einer guten Portion Selbstironie. Genüsslich probiert er die Aussprache seines neuen Namens, versucht, möglichst viel Sinnlichkeit hineinzulegen und wirkt dabei urkomisch. Ratskollege Herbert Lahaye mischt die Pension als General a. D. Pfeiffer – mit drei „f“ und hartem „ei“ – gehörig auf. In militärisch-zackiger Sprechweise fordert er seine Rechte als Gast und potenzieller Liebhaber ein und erweckt dabei ständig den Eindruck, er habe die Armee nie vollständig verlassen – zumindest nicht im Geiste. „Lege Wert auf Ordnung und Disziplin. Habe deshalb nie geheiratet“, stellt er klar. Überhaupt seien Frauen doch der Untergang der Armee. Diese Sichtweise wird sich im Laufe des Stücks noch ändern. Der Bürgermeister brachte die Idee, intime Stunden für geheime Paare zu ermöglichen, nicht ganz uneigennützig aufs Tapet. Er erhofft sich selbst ein wenig ungestörte Zeit mit der heimlichen Geliebten. Was er jedoch nicht weiß, ist, dass seine Frau Erika dieselbe Idee hatte und ihrerseits ein Treffen mit ihrem Liebhaber verabredet hat. Schmunzeln ruft die Szene hervor, in der die Ehefrau und die Geliebte des Bürgermeisters sich bei einer Zigarettenpause über ihre Männer austauschen, freilich ohne zu ahnen, dass sie über denselben reden. Zusätzliche Verwirrung bringt Aise, die türkische Haushaltshilfe, die sich um die Gäste des betreuten Wohnens kümmert. Gespielt wird sie von der Vereinsvorsitzenden Maria Laborenz-Gemmel, die gleichzeitig auch als Regisseurin tätig ist. Als Putzfrau Aise legt sie eine sehr praktische Denkweise an den Tag. Ihre Schützlinge, die Senioren Balu und Momo, haben ihre ganz eigenen Schrullen. Die Hobbyschauspieler stammen größtenteils aus Martinshöhe. Trotzdem war es laut Maria Laborenz-Gemmel oft schwierig, Termine für die Proben zu finden, an denen alle Zeit hatten. „Wir haben dieses Mal spät mit den Proben angefangen, erst im August“, erzählt sie. Allerdings scheint jeder mit Feuereifer bei der Sache. Noch hapert es beim einen oder anderen mit dem Text oder dem richtigen Moment für den Einsatz. Mit Humor nehmen die Schauspieler ihre Fehler. Jetzt, da der Premierentermin näherrückt, werden bei den Proben auch Kleinigkeiten verbessert. So bricht Laborenz-Gemmel in Gelächter aus und bittet Tim Fricke, der den Liebhaber der Bürgermeisterin spielt, doch bitte nicht immer „so ein vergrätztes Gesicht“ zu machen, wenn er seine Liebesschwüre darbringt. So manche Szene wird neu begonnen, weil einer den Einsatz verpasst hat, die Bewegungen oder die Laufrichtung der Figuren geändert werden. Oder weil man überlegt: Soll die eifersüchtige Ehefrau die vermeintliche Geliebte ihres Mannes im Zorn nun besser auf die Couch werfen oder gegen die Wand drücken? Vielleicht am besten beides. Die Truppe ist bunt gemischt. Die jüngste Darstellerin ist gerade 17 Jahre alt, während es der Senior 70 Jahre bringt. Das Stück von Erich Koch wurde von der Bunten Bühne mit ein paar lokalen Färbungen versehen – etwa mit gelegentlichen Spitzen gegen die Nachbarn aus Knopp-Labach.

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