Kreis Kaiserslautern Frisches vom eigenen Baum

Mit dem Herbst kommt die Zeit der Fülle. Aber woran erkennen Gartenfreunde, dass Apfel, Birne & Co. bereit für die Ernte sind? Wollen sie gleich gekostet werden oder müssen sie zunächst noch ins Lager? Gärtnermeisterin Sabine Günther kennt die Antworten und hat in der Gartensprechstunde am morgigen Dienstag wieder viele Tipps parat.

Über 1500 Apfelsorten gibt es, doch nur 20 bis 30 kommen für Hobbygärtner in Frage. Geeignete Sorten sind Boskop, Cox Orange, der historische Blutapfel, der Gelbe Fritz oder Retina. „Sie schmecken sehr gut und sind wenig anfällig für Schädlinge und Krankheiten“, erläutert Günther. Auch historische Sorten, von denen die ältesten bis zu 400 Jahre alt sind, seien gut geeignet. Als Beispiele nennt die Fachfrau den Roten Eisenapfel oder den Königlichen Krummstiel. Für kleine Gärten empfiehlt sie Halbstämme und Spindel-, Säulen- oder Spalierobst, denn hier muss die Leiter nicht angestellt werden. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts seien viele Obstbäume an Straßen und Wegen gepflanzt worden: „Sie haben sich untereinander gekreuzt. So sind die Streuobstsorten entstanden.“ Wer einen alten Apfelbaum hat und ihn nicht bestimmen kann, dem empfiehlt Günther, sich an einen Sortenkenner, einen so genannten Pomologen zu wenden. Denn selbst ein Gärtner könne diese Vielfalt kaum überblicken. Dass nicht jeder Apfel frisch vom Baum schmeckt, weiß die Expertin. „Es gibt einen Unterschied zwischen der Genuss- und der Ernte- oder Pflückreife“, weist Günther hin. Können manche Früchte direkt verzehrt werden, müssen andere erst Tage oder Wochen lagern, um ihren Geschmack zu entfalten. Gepflückt werden darf dann, wenn der Apfel die Kippprobe bestanden hat. „Man kippt ihn ganz vorsichtig um 90 Grad. Löst er sich vom Stiel, ist er reif“, beschreibt sie das Vorgehen. „Der Stiel muss dran bleiben.“ Fehlt er, stellt dies genauso eine Verletzung dar wie Druckstellen und Abschürfungen der Außenhaut − und führt zu Verderbnis. Das bedeutet aber nicht, dass Fallobst nicht verwertet werden kann. „Man kann es zum Beispiel zum Schnapsbrennen nehmen“, merkt Günther an. Vorsicht ist beim Ernten oberstes Gebot, ob Apfel, Birne oder Pflaume in den Korb kommt. Deshalb ist es auch wichtig, das Lager gut vorzubereiten. „Es muss trocken und nass gereinigt werden“, unterstreicht die Fachfrau. Der Platz zum Reifen sollte dunkel, trocken und gut durchlüftet sein. Einige Krankheiten und Schädlinge plagen den Apfelbaum. Zu den meistverbreiteten gehört der Schorf, der an schwarzen Flecken zu erkennen ist und häufig durch eine feucht-warme Witterung hervorgerufen wird. Nach dem Herausschneiden der befallenen Stellen kann die Frucht gegessen werden. Aber: „Die Blätter am Boden müssen entfernt werden und der Baum muss ausgelichtet werden“, betont Günther. Zudem können Kupfer- und Schwefelpräparate verwendet werden. Eine andere Krankheit ist die Monilia-Fruchtfäule, auch Spitzendürre genannt. Zu erkennen ist dieser Pilz an braunen Flecken, später entwickelt sich auf den Früchten ein Sporenlager aus hellen Pünktchen, das die anderen Äpfel infiziert. Auch können Schimmel und Schwarzfäule auftreten. Umso wichtiger ist es, das Lager wöchentlich zu kontrollieren und verdorbene Äpfel auszusortieren. Der September ist die Zeit, in der Gartenfreunde grüne Leimringe gegen den Frostspanner anbringen sollten. Eine andere Variante zum Schutz vor Schädlingen ist der Raupenleim. „Er sollte 20 Zentimeter breit auf den Stamm gepinselt werden“, empfiehlt sie. „Allerdings muss er im Januar abgekratzt und neu aufgetragen werden.“ Trotz Krankheiten und Schädlingen wichtig: „Als Hobbygärtner sind wir nicht auf den Ertrag angewiesen. Wir wollen weg von Pflanzenschutzmitteln.“ Manchmal setzen Obstbäume zu einer zweiten, kleineren Blüte an: „Das kann in trockenen Sommern oder bei Wassermangel vorkommen.“ Angeregt werde dies auch durch die Feuchte des Herbsts nach trockenen Sommern. „Man sollte sie entfernen, denn sie kosten den Baum Kraft und im Winter würden sie sowieso erfrieren“, empfiehlt Günther. (lmo)

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