Kreis Kaiserslautern „Es ist ein langsames Antasten“

Ramstein-Miesenbach. Die halbe Welt kommt am Samstag im Mehrgenerationenhaus in Ramstein-Miesenbach an einem Tisch zusammen. Das Lokale Bündnis für Familien hat zu seinem vierten Internationalen Frühstück geladen. Platz an der Tafel gibt es nicht mehr. Alles ausgebucht. Das freut Volker Hammel. Er ist Leiter des Jugendbüros und Mitorganisator des bunten Brunchs. Andreas Schlick sprach mit ihm.

Herr Hammel, beim Thema Frühstück gehen die Philosophien auseinander. Die einen verlassen das Haus nicht ohne ein Marmeladenbrötchen im Bauch, andere bleiben lieber länger im Bett und holen das Essen in der Mittagspause nach. Wie halten Sie es mit dem morgendlichen Mahl?

Ich gönne meinem Magen jeden Morgen Haferflocken und Orangensaft, denn Frühstück ist ganz wichtig. Vor allem ist es eine soziale Angelegenheit, denn man kommt mit der Familie oder mit Freunden ins Gespräch. Bei den Migranten ist die Tischgemeinschaft teilweise noch viel enger als bei uns. Da kann man von ihnen lernen. Sie laden zum Internationalen Frühstück ein. Was kommt dort neben Kaffee und gekochten Eiern auf den Tisch? Es haben sich Menschen aus Guatemala, USA, Australien, Syrien, Griechenland, Polen, Afghanistan, Ägypten, Tschechien, Türkei, Ukraine und Mazedonien angemeldet. Ein Drittel der Leute sind Einheimische. Das heißt, dass das Buffet ziemlich bunt wird, weil die Gäste landestypische Produkte mitbringen. Jedes Essen, ob Süßspeise, Gemüse oder Obst bekommt sein Schildchen, damit die Gäste wissen, was sie sich auf den Teller packen. Sie erwarten 130 Gäste. Welche Menschen kommen zu Ihnen? Mich freut es zunächst einmal, dass wir total ausgebucht sind. Angemeldet fürs Frühstück haben sich auch Asylsuchende, aber es kommen auch türkische Freunde, die schon lange hier sind. Bei den Flüchtlingen merke ich eine hohe Bereitschaft, die Sprache zu lernen, auch die Kinder sind in der Schule sehr fleißig. Das ist schon bemerkenswert. Was wird an der Tafel miteinander gesprochen? Es geht erstmal darum, mit dem Tischnachbar in Kontakt zu kommen. Die allermeisten Gäste besuchen Deutschkurse, können sich also schon recht gut verständigen. Dann geht es bei den Gesprächen oft darum, wo die Leute her kommen oder warum sie nach Deutschland gezogen sind. Das ist ein langsames Antasten. Es sind Alltagsbefindlichkeiten, über die die Leute sprechen. Und es strömt einem eine wahnsinnige Höflichkeit der ausländischen Menschen entgegen, das ist sagenhaft. Warme Worte bei einer Tasse Tee sind eine ehrenvolle Sache, doch was bringt es den Menschen aus anderen Kulturkreisen, beim Internationalen Frühstück dabei zu sein? Das bringt viel, denn es entstehen ganz viele Kontakte. Wenn man auf dem Bürgersteig läuft und einem begegnen Menschen, die man beim Frühstück kennengelernt hat, dann grüßt man sich, spricht miteinander. So erfahren die Menschen Anerkennung und Achtung. Wir wollen mit dem Frühstück erreichen, dass Willkommenskultur nicht nur eine hohle Phrase ist, sondern gelebt wird. Der Begriff Willkommenskultur wabert auch durch die Polit-Talkshows und wenige wissen so richtig, was er eigentlich bedeutet. Anders gefragt: Ist Ramstein-Miesenbach eine offene Gemeinde? Auf jeden Fall. Durch die Arbeit des Jugendbüros und anderer Institutionen wie dem Lokalen Bündnis für Familien oder dem FV Olympia Ramstein wird dieser Geist in die Bevölkerung getragen. So ein Frühstück soll auch dokumentieren, dass Ausländer hier geachtet werden. Und das löst wiederum eine Debatte bei den Bürgern aus, bei der auch mal ein kritisches Wort fällt. Aber genau so ist man auf dem richtigen Weg zur Integration, denn die Menschen müssen sich mit ihrem Gegenüber auseinandersetzten.

x