Kreis Kaiserslautern Eingekreist:

Spaß muss sein − und das nicht nur auf jeder Beerdigung, wie treuherzig der Volksmund sagt. Spaß machen soll auch der in Bälde stattfindende Rheinland-Pfalz-Tag, auf den sich derzeit Ramstein-Miesenbach vorbereitet. Spaßig geht’s bekanntlich fast immer zu, wenn die Deutsche Bahn in der einen oder anderen Weise beteiligt ist. Selten lachen wir doch herzlicher, als wenn im Mainzer Stellwerk gleichzeitig 15 Fahrdienstleiter krankheits- oder urlaubshalber nicht da sind; wenn Züge ausfallen, weil′s im Berliner Bahnhof gravierende Bauschäden gibt; wenn Klimaanlagen und Klospülungen versagen; wenn Sturm, Wasser oder Frost zum Zusammenbruch des kompletten Fahrplans führen; wenn Türen unterwegs verloren gehen und Lokführer an Haltepunkten vorbeisausen; wenn in der Bundeshauptstadt wegen Reparaturen nur noch ein Viertel der S-Bahn-Flotte zur Verfügung steht. Das Stichwort S-Bahn führt uns zurück zum Rheinland-Pfalz-Tag. 40 zusätzliche S-Bahn-Taktungen stellt die Deutsche Bahn für den Rheinland-Pfalz-Tag in Aussicht. Das ist erfreulich und wurde anlässlich einer Pressekonferenz in der vorvergangenen Woche mit dem üblichen Trara kundgetan. Aber ach, auch hier hat das selbst ernannte Unternehmen Zukunft eine klitzekleine, aus DB-Sicht womöglich vernachlässigbare Petitesse übersehen: Ramstein ist kein S-Bahn-Haltepunkt. Die zusätzlichen Taktungen verkehren zwischen Kaiserslautern und Homburg. Sie halten also in Landstuhl, derweil der Rheinland-Pfalz-Tag im benachbarten Ramstein begangen wird. Aber die Festlichkeit findet ja erst am letzten Juni-Wochenende statt. Bis dahin findet die Deutsche Bahn gemeinsam mit der Stadt Ramstein-Miesenbach und der Landesregierung sicherlich eine Lösung. Man kann ja zum Beispiel auch im Shuttle-Bus seinen Spaß haben. Der römische Kaiser Gaius Augustus Germanicus, genannt Caligula, war ausgesprochen spaßfixiert. Wäre er heute unter uns, so würde er sich zweifelsohne der „Generation Fun“ zugehörig fühlen. Er hatte seinen Spaß, indem er sein Ross zur Gottheit erhob, mit der eigenen Schwester ins Lotterbett stieg und diverse Anverwandte um die Ecke brachte. Als ihm ein Bote unerfreuliche Kunde überbrachte, ließ er den Bedauernswerten auf der Stelle ans Kreuz nageln. Das Kreuzigen der Überbringer schlechter Nachrichten ist seit den Tagen Caligulas weitgehend aus der Mode gekommen. Aber es kommt auch heutigen Tags noch vor, dass Boten verantwortlich gemacht werden, wenn sie unliebsame Nachrichten übermitteln. Nehmen wir das Beispiel Mehlbach. Dort streiten sich der Ortsbürgermeister und eine Bürgerinitiative um den geplanten Bau eines Windparks − und dies mit zunehmend härteren Bandagen. Aufsichtsbeschwerden, Strafanzeigen und die Anrufung der Gerichte gehören ebenso zum Repertoire wie gegenseitige Verdächtigungen, Anschuldigungen und Herabsetzungen. Umflort sind die spitzen Klingen von Flugblättern, Unterschriftenlisten für und wider Windkraft, auch von böswilligen Gerüchten und zumindest einer Sachbeschädigung. Das alles ist schlimm, schändlich und überaus bedauerlich. Angesichts der erbitterten Auseinandersetzungen droht eine Kluft im dörflichen Miteinander. Nachbarn sind zerstritten, Vereine entzweit. Der Streit pflanzt sich fort bis auf die häusliche und/oder familiäre Ebene. Wem wird die Schuld gegeben? Den Amts- und Mandatsträgern, die den Vorwurf einer unzureichenden Informationspolitik rundweg bestreiten, statt nach seiner Ursache zu fragen? Nein. Den Windkraft-Gegnern, deren ehrliche Empörung verstellt wird durch die Zuziehung aller erreichbaren Gutachten, Rechtsvorschriften und Veröffentlichungen? Nein. Hat einer der Streithähne jemals bedacht, dass unbeherrschtes Auftreten sowie die Unterstellung ausschließlich bösartiger Absichten beim Gegner vielleicht am Kern der Sache vorbeigehen könnten? Nein. Aber es ist auch nicht so, dass ein Berichterstatter sich automatisch auf die Seite eines der Kontrahenten schlägt, sobald er dessen Position wiedergibt. Er ist nur der Bote, bemüht sich redlich um Objektivität und will möglichst viele Aspekte eines öffentlich ausgetragenen Streitfalls aufzeigen, indem er die Öffentlichkeit über die Motive der beteiligten Parteien informiert. Caligula hat das nicht bedacht, als er den Nachrichten-Überbringer ein für alle Mal mundtot machte. Der Römerkaiser stellte sein Handeln ja auch unter die schurkische Devise: (Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten). Der Ortsbürgermeister von Mehlbach dagegen setzte jüngst einem Schreiben die lateinischen Worte voran: (Man soll immer auch die andere Seite hören). Verneigen wir uns vor einem Pfälzer Kommunalpolitiker, dessen humanistische Allgemeinbildung sogar lateinische Kernsätze des römischen Rechts umfasst. Beherzigen wir diesen Grundsatz, indem wir in Mehlbach, Schopp, Stelzenberg, Ramstein und anderswo auch fürderhin die Meinung der Andersdenkenden anhören, respektieren − und überdenken! Wenn wir morgen in zwei Wochen − am 3. Mai nämlich − den Internationale Tag der Pressefreiheit begehen, dann gehören die Grundrechte der Meinungs- und Informationsfreiheit, der freien Persönlichkeitsentfaltung und der Versammlungsfreiheit untrennbar dazu. Leben wir und lassen wir leben! Dann macht das Leben Spaß. Und ein bisschen Spaß muss sein. Das wusste nicht nur Roberto Blanco, sondern auch der allen ein schönes Wochenende wünschende

x