Kreis Kaiserslautern „Eindeutig zu wenig!“

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Beim Sondertreffen der EU-Agrarminister am Montag waren unter Tausenden europäischen Landwirten auch 70 Bauern aus der Nord- und Westpfalz bei den Demos dabei. Nach ihrer Rückkehr berichten sie von Chaos, Tränengas und einer verhaltenen Hoffnung auf Zukunft.

Unter dem Druck der aufgebrachten Bauern sagte die EU den europäischen Bauern rund 500 Millionen Euro als Ausgleich für den Preisverfall bei Agrarprodukten zu. Das Geld werde kurzfristig zur Verfügung gestellt und könne unter anderem für zinsgünstige Darlehen und die Stabilisierung der Märkte genutzt werden, teilte die Brüsseler EU-Kommission beim Krisentreffen mit. Das Treffen war dem drastischen Preisverfall bei Milch, aber auch bei Schweinefleisch, im Obstbau und im Getreidesektor geschuldet. „Eindeutig zu wenig“, zeigt sich Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, enttäuscht. Er war mit der Pfälzer-Delegation nach Brüssel gereist. Allein die Milchbauern hätten in der Vergangenheit 900 Millionen Euro, die sogenannte Superabgabe, die bei Überlieferung der Milchquote als Strafzahlung fällig wurde, an Brüssel gezahlt. Dieses Geld müsse den Landwirten nun wieder vollständig zu Gute kommen, lautet seine Forderung. Das Russland-Embargo, unter dem die Landwirtschaft massiv leide, sei politisch ausgelöst. Deshalb sei es nun auch Sache der Politik, andere Märkte zu erschließen. Anders als auf einigen Plakaten in Brüssel zu sehen, hält der hiesige Bauernverband überhaupt nichts davon, die Milchquote wieder einzuführen, um den Milchsektor zu beruhigen. Die Milchmenge habe sich seit April, seit dem Fall der Quote, kaum verändert. Lothar Ohliger, Bauern- und Winzerverbands-Bezirksgeschäftsführer Nord- und Westpfalz aus Kaiserslautern, sprach nach der Rückkehr aus Brüssel von absolut chaotischen Verhältnissen. Einige seiner Bauern waren direkt den Tränengas-Einsätzen der Polizei ausgesetzt, erzählt er. Die Pfälzer waren laut Ohliger mit dem massiven Auftreten einiger ihrer Kollegen – die Strohballen in Brand setzten und mit Frontladern die Absperrungen ignorierten – nicht einverstanden, auch nicht mit der Berichterstattung, die sich in vielen Schlagzeilen und Bildern rein auf die Milchkrise beschränkt. „Die Landwirtschaft in der Nord- und Westpfalz steht insgesamt vor schweren Herausforderungen. In vielen Betrieben geht das Geld aus“, kommt der Geschäftsführer auf die Liquiditätskrise zu sprechen, die sich vom Milch- über den Getreide- bis zum Schweinebauern zieht. „Es ging in Brüssel nicht nur um die Milch!“, betont Ohliger. Der Bauernverband werde nicht locker lassen und sich bei der Bundesregierung weiterhin massiv für eine wirtschaftliche Verbesserung der Betriebe einsetzen. (thea)

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