Kreis Kaiserslautern Ein Bankraub, ein Koffer und eine Verlobung

Im Prozess um den Überfall auf die Sparkasse in Olsbrücken hat gestern nicht nur der Angeklagte selbst ausgesagt. Auch seine Verlobte wagte sich in Kaiserslautern in den Zeugenstand. Die Studentin glaubt an die Unschuld ihres Partners. Doch was sie erzählt hat, könnte auch gegen ihn verwendet werden.

Was für ein Zufall, denkt sich der 29-Jährige. Gerade kommt er mit seiner Freundin aus dem USA-Urlaub zurück, und prompt sieht er auf dem Bahnsteig einen alten Bekannten. Der war mit ihm auf der Schule, und jetzt ist er ebenfalls bei der Polizei – beim Mobilen Einsatzkommando, einer Spezialeinheit, die sich möglichst unbemerkt an gefährliche Straftäter heranschleicht. Gleich darauf kapiert der Rückkehrer, dass sein Kollege im Einsatz ist. Und dass es dabei um ihn selbst geht. Der 29-Jährige wird vom Fleck weg verhaftet, weil er ein paar Wochen zuvor, kurz vor seiner Abreise, die Sparkasse in Olsbrücken überfallen haben soll. Mittlerweile steht er wegen des Bankraubs vom Februar 2015 vor Gericht. Gestern hat er dort nicht nur von seiner Festnahme berichtet, sondern vor allem seine Unschuld beteuert (mehr dazu auf „Südwest“). Auch seine Partnerin ging in den Zeugenstand, beantwortete unter anderem Fragen zu einem Alu-Koffer aus der gemeinsamen Wohnung. Die Studentin berichtete: Er gehörte schon seit Jahren zum Hausstand, enthielt ursprünglich eine DVD-Kollektion mit James-Bond-Filmen. Bei ihren Ermittlungen allerdings fanden Beamte in dem Metallkasten 40.000 Euro in bar. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Scheine aus dem Bankraub stammen. Der Angeklagte hingegen hat gestern behauptet, dass ihm ein inzwischen verstorbener Angehöriger das Geld schon Monate vorher geliehen habe. Seine Partnerin will davon ebenso wenig gewusst haben wie von dem Schuldenberg, den der inzwischen 30-Jährige angehäuft hatte. Allenfalls an einzelnen seiner Anschaffungen habe sie sich gestört, weil sie die für unnötig hielt. Erst im Nachhinein habe sie verstanden, dass er sich wegen beruflicher Rückschläge „glücklich kaufen“ wollte. Auch im gemeinsamen USA-Urlaub habe er relativ viel Geld ausgegeben, zum Beispiel für Kleidung – 3000 bis 4000 Euro in drei Wochen, überschlug die 28-Jährige. Diese Aussage könnte zum Beleg dafür werden, dass ihr Partner seine Reisekasse tatsächlich mit einem Bankraub befüllt haben könnte. Die Studentin sagte: Seine Verhaftung auf dem Bahnsteig habe sie komplett überrascht, doch auch sie habe sich danach ihre Gedanken gemacht. Zum Beispiel über den Tag des Überfalls. Als ihr Freund abends heimkam, da sei er wie immer gewesen. Und auch bei einem Telefonat kurz vorher habe sie nichts an ihm bemerkt, was irgendwie auffällig war. Mittlerweile jedenfalls ist sie sich sicher: Ihr Partner ist unschuldig. Und so hat sie einen Schritt getan, nach dem sie den Richtern gestern jede Auskunft hätte verweigern können: Sie hat sich mit dem Angeklagten verlobt. Wie genau es dazu kam, hat gestern der 30-Jährige erläutert: Eigentlich habe er ihr nach der USA-Reise einen Antrag machen wollen – am Jahrestag ihrer Beziehung. Doch dann saß er in Untersuchungshaft und hatte keinen Mut mehr. Stattdessen habe sie bei einem Besuch im Gefängnis die Initiative ergriffen – „und da habe ich natürlich Ja gesagt“. (häm) Südwest

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