Kreis Kaiserslautern „Dort werd die Weltachs ingeschmeert“

In Waldleiningen wird am morgigen Samstag das 50. Jubiläum der Weltachs’ begangen. Der 1964 errichtete Sandsteinklotz auf dem „Kleinen Rossrück“ erinnert an die Verse des Mundartdichters Paul Münch, der hier das Paradies und den Mittelpunkt der Pfalz verortete.

Ob der Pfarrersohn, Lehrer, Stückeschreiber und Poet Paul Münch (1879−1951) wirklich jemals in Waldleiningen war, ist nicht mehr nachvollziehbar. In seiner 1909 erschienenen „Pälzisch Weltgeschicht“ jedenfalls ist nachzulesen, dass das biblische Paradies im Herzen der Pfalz lag. Und hier werde eine Querachse durch den Erdball bis heute geschmiert, auf dass sich die Welt im Gleichklang drehe. „Das mit der Mitte der Pfalz ist durchaus richtig“, erläutert der Waldleininger Heimatkenner Klaus Becker. „Waldleiningen bildete den Mittelpunkt der königlich-bayerischen Rheinpfalz, zu der allerdings auch Teile des heutigen Saarlands gehörten.“ Becker kennt die Geschichte des Sandsteins im Pfälzerwald, der auf Betrieb und Wartung − auf gut Pfälzisch: „Schmeerung“ − der Weltachs’ hinweisen soll. Demnach wurde der Stein anno 1838 von der bayerischen Regierung aufgestellt, als die seit den Napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress ihr unterstellte Pfalz neu vermessen und kartografiert wurde. Was später aus dem „Kleindenkmal“ wurde, hat der Vermessungsdirektor Karl Dick 1988 in einem Beitrag fürs „Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern“ zusammengetragen: Als in den frühen 1950er Jahren Waldrodungen stattfanden, um die B48 bauen zu können, fiel eine Buche ausgerechnet auf den einstigen „Niveaustein“. Seine Trümmer blieben unbeachtet liegen, bis 1963 der Forstmeister Ludwig Ponader von seinem Bruder Hans − einem Dichter wie Paul Münch − angeregt wurde, den Stein wieder aufzustellen und damit an den Mittelpunkt der Pfalz zu erinnern. Der Forstmann griff diesen Vorschlag auf, der Mölschbacher Steinhauer Emil Neger brachte das Monument wieder in Façon und der Bildhauer Walter Bauer aus Erfenbach versah ihn mit einem Relief und einem Zitat aus Münchs „Weltgeschicht“. Am 28. Juni 1964 schließlich stellte Forstmeister Ponader den Weltachs’-Stein auf dem Kleinen Rossrück seinen Mitbürgern vor. Danach wurde der Standort unweit von Waldleiningen ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Wanderer. In unmittelbarer Nähe erinnert ein weiterer Gedenkstein an den ersten Gemarkungsumgang im Jahr 1980, eine Miniaturausgabe der Weltachse steht außerdem neben der Paul-Münch-Scheune im Herzen der 400-Einwohner-Gemeinde. Das Original wird bereits seit Jahren vom örtlichen Pfälzerwald-Verein betreut und gepflegt. Zur morgigen Festivität haben sich außerdem die Kinder von Forstmeister Ponader angesagt. (rik)

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