Kreis Kaiserslautern „Covern“ heißt nicht nachspielen, sondern nachleben

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Nur auf den ersten Blick präsentierte das dritte Platzkonzert in Weilerbach mit der Formation „Simply Unplugged Acoustic Music“ eine weitere Coverband. Der Name verrät, dass hauptsächlich akustische Instrumente eingesetzt werden, auf elektronische Klangmittel verzichtet wird, die Anlage lediglich der professionellen Abmischung dient.

Mehr als 60 Besucher in einem ständigen Kommen und Gehen, dazu einige Pärchen, die der Versuchung nicht widerstehen konnten und das Tanzbein zu Countryklängen schwangen − da waren rundum zufriedene Gesichter zu sehen: „Es hat sich wieder mal gelohnt“, lautete das Resümee von Ortsbürgermeister Horst Bonhagen (SPD) im RHEINPFALZ-Gespräch, der übrigens vorab tatkräftig Tische und Bänke aufstellte, mit gutem Beispiel voranging. Keine Selbstverständlichkeit. Die engagierte Formation entpuppte sich auch als ein spielerisch sehr versiertes, bestens aufeinander abgestimmtes Ensemble, das musikalische Vorlagen der Stilrichtungen wie Classic Rock, Pop und sogar Country und Folk nur als Ausgangspunkt eigener interpretatorischer kreativer Auseinandersetzungen und Annäherungen sieht. Der Text legendärer Erfolgstitel − Balladen von Lady Gaga oder der Pop-Rockband „Supertramp“, der australischen „Little River Band“ sowie des hiesigen Musikers Klaus Lage − bleibt vollständig erhalten. Mit ihrer eigentümlichen Besetzung aus immerhin vier vokalistischen Stimmen sind sie jedoch in der Lage, einen eigenen Vortragsstil zu entfalten: Vom klassischen A-cappella-Gesang über Scat mit lautmalerischen Wirkungen die Instrumente nachahmend oder im Tonfall die elektrisierende Melodik der Titel genau treffend, hat diese Band eine Marktnische gefunden und überzeugend besetzt. Mit Ausnahme des Percussionisten Steffen Bürthel singen die Alt-Saxophonistin Bettina Bohn, der Pianist und Gitarrist Harald Bürthel ebenso wie der ebenfalls auf der akustischen Gitarre die Rhythmen und Riffs gestaltende Markus Hemmer. Wenn man so will, begeht lediglich der Hintergrundsänger Thilo Schank einen verzeihlichen Stilbruch, weil er auf der elektronischen Bassgitarre für den passenden Groove sorgt, was sich aber bald ändern soll. Die eigenen Arrangements von Harald Bürthel gefallen durch ihre harmonische Vielfalt und ideenreiche Ausgestaltung, die über stereotype Floskeln und Wiederholungen gängiger, einfacher rhythmischer Grundmuster weit hinausgeht. Das ständige Wechselspiel aus vokalen und instrumentalen Episoden, das Alternieren der Musikstile und das solistische Hervortreten oder gemeinsame Unterordnen und Begleiten gelingt nahtlos, spricht für die intensive und produktive Zusammenarbeit der „Simply Unplugged Acoustic Music“ auf hohem Niveau. Dabei wurde im bauchigen, rauen Gesang im Soulfeeling (Frontsängerin Bettina Bohn!) der musikalische Nerv ebenso gut getroffen wie im lebhaft pulsierenden Notenflug mitreißender Achtelrhythmen sowie den geschlagenen Gitarrenakkorden im Western- und Countrystil. Auffällig war aber bei allen Vorträgen in Weilerbach zwischen Stellwerk und Wasserstrahler, dass die Erfolgstitel nicht nur abgesungen wurden, sondern tatsächlich „gelebt“ werden. Differenzierte Stimmgebung, ausdrucksstarke Gestik und Mimik belegen eine hohe Identifikation mit den Textinhalten, die von Liebeslyrik bis zum Alltagsverdruss („I don’t like Mondays“ von Bob Geldof) reichten und die Zeitspanne der 1970er und 1980er Jahre als zentralen Schwerpunkt hatten.

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