Kreis Kaiserslautern Beim Straßenrennen Feuer gefangen

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STELZENBERG. Die Begegnung mit Rudi Altig im April 1952 in Queidersbach hat Arnold Littigs Radfahrerleben ohne Frage geprägt. Bei Altigs erstem Radrennen, das er gleich gewann, standen die beiden gemeinsam an der Startlinie. Über die etwas abschätzige Frage „was hast du denn für einen Hirsch?“ amüsiert Littig sich noch heute. Denn Altig stand mit abgeschnittenen Manchesterhosen neben ihm. „Unser Herz schlägt für die Radfahrer“. Temperamentvoll springt Ingrid Littig auf. Ihre Begeisterung für diesen Sport ist deutlich spürbar. Vor 40 Jahren sei sie zufällig zum Radfahren gekommen. Ihr Mann habe sie animiert, einmal ein Straßenrad auszuprobieren. Leicht, beinahe schwerelos sei ihr das Fahren damit erschienen. Seitdem hat die Faszination dieser Sportart sie nicht mehr losgelassen. Dass das Radfahren in den Jahren ihrer Anfangszeit noch für Frauen als exotischer Sport galt, hat sie und ihre Mitradlerinnen nie gestört: „Unsere ganze Familie ist Mitglied im Stelzenberger Radfahrer-Verein.“ Arnold Littig erinnert sich gern an die 1950er und ’60er Jahre, in denen alles begann. Ein altes Fahrrad der Marke Opel nannte er sein eigen, als er mit zwölf Jahren vom Stelzenberger Otto Reh zu seinem ersten Straßenrennen mit nach Schopp genommen wurde: „Dabei habe ich Feuer gefangen.“ Ein Sprint von einem Kilometer plus eine Rundfahrt waren damals zu bewältigen. Im Lauf der Zeit und mit einigem Training verbesserten sich die Fähigkeiten des Nachwuchstalents. „Morgens musste ich im Aschbachertal Heu machen, danach bin ich in Ramstein oder Pirmasens Rennen gefahren“, erinnert sich Littig. Wohlgemerkt hat er die Strecken zu den Rennveranstaltungen und zurück nach Hause an solchen Tagen ebenfalls mit dem Fahrrad zurückgelegt. Ein bisschen stolz ist er schon, wenn er in den Erinnerungen seiner sportlichen Glanzzeiten schwelgt. Vielleicht hätte er nach etlichen Siegen auch das Zeug zum Radprofi gehabt, aber: Sein Vater sei gar nicht erfreut gewesen über die sportlichen Ambitionen des Sprösslings. „Lern’ lieber etwas Gescheites“, hieß es. So begann Arnold Littig eine Lehre zum Dreher im Guss- und Armaturenwerk in Kaiserslautern und arbeitete lange Jahre als Ausbildungsmeister bei Opel. Von seinen 25 Mark Ausbildungsbeihilfe stotterte er ein 300 Mark teures Rad ab − ein Vermögen für den ehrgeizigen jungen Mann. Traurig wird er noch heute, wenn er von der mangelnden Unterstützung durch sein Elternhaus erzählt. Nach einem Sturz kam er mit blutigem Gesicht und aufgeschürften Händen und Füßen nach Hause. Sein Vater nahm daraufhin wütend die Axt und schlug das heiß geliebte Fahrrad des Filius kurz und klein. Aber auch viele schöne Erinnerungen und Anekdoten ranken sich um die Jahre, als sich der Radsport in Deutschland zu einer populären Sportart entwickelte. Littig bekommt glänzende Augen, wenn er von den Größen vergangener Tage wie Karl Rau und Anton „Toni“ Merkens schwärmt. In seinem sechsten Lebensjahrzehnt nahm Littig mehrfach an Friedensfahrten teil. Von Berlin aus starteten die Fahrer über mehrere Etappen nach Barcelona, Rom, Prag und Südfrankreich. Die Alpen galt es zu meistern, eine fast 3000 Kilometer lange Fahrt zu bewältigen. Heute tritt Littig kürzer. Zwei- bis dreimal in der Woche fährt der rüstige Rentner allein oder mit Radlerkollegen im Durchschnitt eine 60-Kilometer-Tour. „Zum Fitbleiben“, erzählt er schmunzelnd.

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