Kreis Germersheim Wochen-Spitzen

Es ist eine besondere Woche, diese 26. Kalenderwoche, die gerade zu Ende geht – das Jahr hat Halbzeit. In 26 Wochen ist Weihnachten! Dabei meint man doch, es wäre noch gar nicht so lange her, dass wir „Prost Neujahr“ gerufen und mit Sekt angestoßen haben auf das neue Jahr. Sommersonnenwende war am 21. Juni, dem längsten Tag dieses Jahres 2014. Und obwohl im Kalender dieser Tag den „Sommeranfang“ markiert, ist es auch der Tag, an dem es, sachte zwar, aber stetig, bergab geht mit dem Sommer und dem Jahr. Allmählich werden die Tage wieder kürzer, die Nächte länger. Es wird, abends wieder früher dunkel werden. Das ist kein Grund, trübselig zu werden; vielmehr Grund genug, sich zu freuen über jeden schönen Tag, über Biergartenwetter und Eis(café)zeit. Genießt den Sommer – der nächste Winter kommt bestimmt. Der Knittelsheimer Ortsbürgermeister Ulrich Christmann (CDU) hatte vor der konstituierenden Sitzung Bammel, war vor Eintritt in die Tagesordnung schon erschöpft. Dabei hätte er sich doch freuen können: Bei den Kommunalwahlen wurde er wiedergewählt. Seine CDU ist erneut stärkste Fraktion, wird wieder einen Beigeordneten stellen. Und: Die Freunde aus der ungarischen Partnergemeinde sind zu Besuch und verfolgen seine Wiederernennung. Zugegeben: Christmann musste, bevor er Punkt eins der Tagesordnung aufrief, etliche Ratsmitglieder verabschieden. Aber deshalb aufgeregt und erschöpft zu sein? Nein. Der Grund: Christmann leidet offenbar an einer leichten Form der Xenoglossophobie, der Angst vor Fremdsprachen. Er hatte sich nämlich vorgenommen, die Ungarn in deren Landessprache zu begrüßen. Hochkonzentriert meisterte er sein Vorhaben mit Bravour. Der Ortschef hat quasi versucht, sich selbst zu therapieren. Bei den Ungarn kamen die Worte sehr gut an. Und Christmann gestand: „Ich hoffe, dass nun das Schwerste geschafft ist. Wir sind noch nicht einmal bei der Tagesordnung. Und ich bin schon geschwitzt.“ Was wäre ein Mittelalterspektakel ohne Hanffladen oder Ochs am Spieß? Beim 1. Germares konnten es die Besucher erleben. Waren sie an sich vom „Markttreyben“ rund um die Fronte Beckers begeistert, vermisste doch so mancher hier seine von anderen Märkten vertrauten Lieblingsgerichte. Überhaupt gab es bei der ersten Auflage des Mittelalterfestivals vergleichsweise wenige Speis- und Trank-Stationen. Wer zum Beispiel ein „Sarazenenmaul“, ein mit Putengegrilltem gefülltes Fladenbrot ergattern wollte, musste ein geraumes Weilchen Zeit mitbringen, um anzustehen, derweil die mittelalterlich gewandeten Grillmeister ganz schön ins Schwitzen kamen. Dass sich doch viele am überschaubaren Essensangebot stießen, offenbart wohl eins der Geheimnisse der andauernden Beliebtheit solcher Mittelalter-Veranstaltungen: Nicht das fahrend’ Volk ist’s, nein, die körperliche Labsal verlockt die Zeitgenössischen seit Jahren immer wieder, den Wegezoll in die Vergangenheit zu berappen. Dass es in den alten Zeiten wohl nicht wirklich Hanffladen gab: geschenkt. Hauptsache, es gibt beim nächsten Germares in zwei Jahren welche. Die Veranstalter haben ja nun Zeit, den Markt nach dem ersten gelungenen Anlauf weiter zu verbessern. Zu verbessern gibt es auf jeden Fall etwas. Denn das seltsam gekleidete Fußvolk und die hohen Herren der Stadt haben für ihr „Markttreyben“ kurzerhand die Straße An Fronte Beckers gesperrt – eine Straße, die ein wichtiger Verbindungsweg in die Innenstadt ist, kommt man aus Germersheim West. So mussten nicht nur Autofahrer abdrehen, sondern auch die Reiter von Drahteseln oder gemeines Fußvolk umkehren, wenn sie nicht einen gewissen Wegezoll entrichten wollten. Der wurde lauthals von wegelagernden Gesindel erhoben. Weiß das Gesindel nicht, dass Stadtluft frei macht? Freie Wege, für freie Bürger! Wenn es in zwei Jahren nicht zum Aufstand gegen hohe Herren und Gesindel kommen soll, sind diese gut beraten, den Weg frei zu geben. Ansonsten könnte passieren, dass der Mob, der nichts mit Mittelalter am Hut hat, für freie Wege sorgt. Schließlich werden beim Festungsfest auch nicht Hauptverbindungsstraßen gesperrt. Und wenn doch, dann nur kurzzeitig. Am ungetrübten Blick des beigeordneten Architekten der Stadt entzündet sich der Ärger. Norbert König sind im Durchgang des Weißenburger Tores abgestellte Fahrräder ein Dorn im Auge. Sie stören den freien Blick auf und durch die architektonische Pracht des Stadttores. Woran sich der Ärger tatsächlich entzündet, ist sein in der Zeitung gedruckter Hinweis, Fahrräder gehören in den Fahrradständer. Der aber ist hinter Pflanzkübeln ein Stückchen abseits vom Eingang der Tourist-Info im Torbogen. Von Radlern, die von der Rheinseite zur Tourist-Info kommen ist er gar nicht zu sehen, für bepackte Touristenräder sowieso absolut untauglich – und alles in allem auch noch viel zu klein. Denn nicht nur die jahreszeitgemäß vielen Radtouristen suchen Stellplätze für die Drahtesel, auch andere Besucher und Mitarbeiter der über dem Torbogen liegenden Büros nutzen den Ständer. Das zu ändern wäre doch eine echte Herausforderung für Stadtplaner. Übrigens: Ein Bild vor Ort – nicht nur vom Fahrradständer – kann man sich besonders heute und morgen machen. Beim „Tag der Architektur“ ist das Tor mit allen seinen Räumen jeweils ab 10 Uhr geöffnet. Schönes Wochenende

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