Kreis Germersheim Wie die alten Rittersleut’

Die Welt der Burgen hat sich das Terra-Sigillata-Museum mit seiner neuen Sonderausstellung ins Haus geholt. Unter dem Motto „Burgen in der Pfalz und im Kraichgau“ werden zahlreiche Burgenmodelle und Ausgrabungsfunde gezeigt. Doch nicht nur Texte bringen den Besuchern das Leben in den mittelalterlichen Burgen näher, sondern auch Repliken von mittelalterlicher Kleidung und Teilen von Ritterrüstungen.

Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit einem Burgenmodell der Anlage „Neckarsteinach“. Gebaut wurde das Modell von Marco Keller aus Helmstadt (Rhein-Neckar-Kreis), der dem Museum Burgenmodelle und Exponate für die Ausstellung geliehen hat. Das Modell der wenig bekannten Burg Schlössel bei Klingenmünster steuerte das Landesamt für Denkmalpflege Speyer bei. Breiten Raum in der Ausstellung nimmt die Burg Lemberg bei Pirmasens ein. In der früheren Schachtzisterne der westpfälzischen Felsenburg wurden bei Ausgrabungen viele Funde getätigt: Gürtelschnallen, ein Zahnrad von einer Uhr, Messer und Schwerter sind Zeugen des Lebens inmitten der Burgmauern. Die Burg Weiler in Aglasterhausen zählt zu den Turmburgen. Um zu zeigen, wie das Leben in solch einer kleinen Burganlage ausgesehen haben könnte, schnitten die Modellbauer Frank Buchali und Marco Keller eine Außenwand auf und erlauben somit einen Blick auf die Etagen in dem wehrhaften Wohnturm. Wie wurden eigentlich Burgen gebaut? Welche Geräte konnten damals bereits eingesetzt werden? Fragt sich sicher jeder einmal. Deshalb wurde der Ausstellung eine große „Greifzange“ beigefügt, mit der Sandsteine mittels Flaschenzug auf das Mauerwerk gehoben werden konnten. Das Leben auf Burgen war im Mittelalter oft hart und entbehrungsreich. Für Abwechslung sorgten Minnesänger, die in der Sonderausstellung auch thematisiert werden. In einer Ecke mit Minnefenster, Rosenranken und zwei Stühlen werden auf einer Schautafel die sechs Sinne dargestellt, die durch die Minnekunst angesprochen werden sollten. Neben zwei Puppen mit Kleidung von höfischen Damen werden Küchenfunde von der Burg Lemberg ausgestellt. Besonders ins Auge fallen komplett erhaltene, feine Trinkgefäße aus hellgrünem Glas. Viel Platz nimmt das Modell der Burg Neuscharfeneck ein, sie liegt zwischen Dernbach und Ramberg. Dass Burgen nicht immer dauerhaft bewohnt waren und nicht fest gebaut wurden, zeigt das Modell einer Fliehburg daneben. In den Vitrinen sind Nachbildungen von Waffen, wie Streitaxt, Langbogen, Armbrust oder Schwert zu sehen, Teile von Ritterrüstungen, hierbei handelt es sich auch um Nachbildungen wie ein normannischer Schild und ein Pferdehelm, werden ausgestellt. Auch die mittelalterliche Esskultur, die je nach gesellschaftlichem Stand sehr unterschiedlich ausfiel, kann gut nachvollzogen werden. So sind unterschiedliche Getreidesorten als Grundnahrungsmittel zu sehen, eine Feuerstelle veranschaulicht, wie Essen zubereitet wurde. Speziell für Kinder wurde eine hölzerne Spielburg aufgebaut. Und um sich auch mal wie ein Ritter zu fühlen, können Kinder und Jugendliche auch ein gut acht Kilogramm schweres Kettenhemd anprobieren. Die Idee zur Ausstellung hatte Vereinsmitglied Andrea Weigel, die auch den Kontakt zu Leihgeber Marco Keller herstellte. Die Funde rund um die Burg Lemberg ergänzte Dr. Rüdiger Schulz von der Landesarchäologie Speyer. Der in Rheinzabern lebende Archäologe Dr. Fridolin Reutti stellt seine Forschungsergebnisse zur Burg Lemberg vor.

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