Kreis Germersheim Schwitzen wie ein Profi

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Der Gürtel eines Boxchampions wiegt schwer. Nicht nur ideell, indem er seinen Träger über den Status eines Nobody heraushebt, sondern physisch. „Ihr könnt ihn ruhig mal in die Hand nehmen“, erlaubt Boxprofi Leon Bauer den Kampfsportbegeisterten, die am Samstag in den Jockgrimer im Fitness Club gekommen waren, um von Fight-Profis ein paar neue Tricks zu lernen.

Im Fernsehen sehen die Übergroßen Hüfttrophäen ja immer aus, als wären sie aus mit etwas Blingbling und Strass verkleidetem Blech. Nix da, die Dinger sind massiv und bringen gefühlt fünf Kilo auf die Waage. Womöglich wird der Eindruck verstärkt, durch die zwei Stunden Training, die alle in den Armen haben. „Ich war auch überrascht“, gibt Leon Bauer zu. Der Hatzenbühler hat den Titel des Juniorenweltmeisters im Supermittelgewicht nach der IBF-Version seit Anfang Dezember inne. Ein „richtiger Champion“ ist der 18-Jährige für Boxpuristen damit zwar noch nicht – dazu müsste schon der Weltmeistertitel her –, aber immerhin ist der Boxverband IBF keine Klitsche, sondern gehört neben der World Boxing Association (WBA), der World Boxing Organization (WBO) und dem World Boxing Council (WBC) zu den vier größten Verbänden im Profiboxen. Und: „Es sollen noch viele weitere Titel folgen“, so der „Löwe aus der Pfalz“. Im Moment tritt Bauer sportlich etwas kürzer, da er sich auf das Abitur vorbereitet. Für etwas Fanpflege mittels Selfies und Autogrammen hier im Fitnessstudio hat sich der volksnahe Jungprofi aber dennoch Zeit genommen. Und die Kursteilnehmer nutzen gerne die Chance, sich – verschwitzt wie sie sind – mit dem Profi ablichten zu lassen. Ayhan Bostanci (44) und Num Siam (44), die es zu ihrer Zeit in ihren Disziplinen ebenfalls zu Titelwürden gebracht hatten, haben die Teilnehmer an diesem Samstagmorgen ordentlich rangenommen. Bei einigen sorgte schon das Aufwärmprogramm des Thailändischen Kampfkunstmeisters Num Siam für Schnappatmung: Eine Viertelstunde von einem Bein aufs andere hüpfen und dazu mit den Armen diverse Bewegungsabläufe zu absolvieren, ist anstrengender, als man annehmen möchte. Den zweiten Teil des Warm-up-Programms übernimmt Kickbox-Experte Ayhan Bostanci: Dehnung bis zur Schmerzgrenze. Im Fokus stehen dabei wenig überraschend Hüfte und Beine. Eine Herausforderung, selbst für fitte Teilnehmer, da diese Körperregionen sonst oftmals nicht im Vordergrund stehen. Nur einer macht das Stretching keine Probleme. Sarah vollführt die Verrenkungen mit einem Lächeln und schlägt zwischendurch noch ein Rad. „Ich habe früher getanzt“, sagt die 30-Jährige, die bei einer Sicherheitsfirma arbeitet. Nach dem Aufwärmen erklärt Num Siam einige Grundlagen seiner Disziplin, des Muay Thai.: „,Thai’ bedeutet ,frei’ und ,Muay’ beutet ,frei’“, sagt er. „Wir betreiben also ,freies Boxen’.“ Soll heißen gegenüber dem klassischen Boxsport kommen hier auch Schienbein, Knie und Ellenbogen zum Einsatz. Das erhöht die Variationsbreite erheblich. Allein beim Stoß mit dem Ellenbogen gebe es 7 Elemente. „Aber wir machen heute nur zwei“, beruhigt Siam. Zum Reinkommen gibt das Trainergespann zunächst ein Paar einfachere Kombinationen vor, die allerdings für Kursteilnehmer ohne kampftechnische Vorbildung schon sehr anspruchsvoll. Schließlich stellt schon Boxen allein gesteigerte Anforderungen ans Zusammenspiel von Armen, Hüfte und Bein. Kommen nun noch Tritte hinzu, erhöht das die Koordinationsanforderungen noch einmal erheblich.„Führhand, Schlaghand, Linker Haken, Lowkick, Sidekick“, fordert Bostanci. Auch hier kann Tänzerin Sarah mit ihrer Gelenkigkeit auftrumpfen: Mühelos trifft sie den Kopf des Gegners mit dem Fuß. Ihr Gegenüber schaut recht überrascht und achtet fortan darauf, die Fäuste zur Deckung am Kopf zu haben. Insbesondere, da die Kombinationen zunehmend komplexer werden. Am Ende zeigen sich die Teilnehmer zufrieden mit der Veranstaltung: „Etwas Neues gelernt habe ich nicht unbedingt, aber es war eine schöne Auffrischung“, sagt Christian aus Freckenfeld, der bereits Kampfsporterfahrung hat. „Beeindruckt hat mich, wie fit die beiden Coaches waren in ihrem Alter“, meint der 22-Jährige. Die nächste Trainingsveranstaltung im Fitness Club in der Prälat-Kopp-Straße in Jockgrim organisiert Veranstalter Peter Gschwind von der „Detektei & Eventservice Gschwind“ aus Rülzheim, am Samstag , 4. Februar. Thema diesmal: Messerkampf und Selbstverteidigung. Info und Anmeldung: 0176/67753283 oder per E-Mail: info-detektei-eventservice@t-online.de. |fex

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