Kreis Germersheim Schritttempo fährt keiner

Der Bus der Linie 557 in Richtung Neupotz nähert sich mit eingeschaltetem Warnblinklicht der Haltestelle Ortsmitte Kuhardt und hält an. Es ist 13.20 Uhr; ein silbergrauer Audi, ein weißer VW und ein schwarzer Opel überholen den Bus in zügigem Tempo. Auch im Gegenverkehr drosseln die Fahrer eines silbergrauen Mercedes und eines weißen VW ihre Geschwindigkeit nicht, während auf der anderen Seite zahlreiche Schüler aussteigen.

Bereits seit vier Wochen beobachten Mario Schmidt und Karl-Heinz Danzscher vom ACE das Verhalten von Verkehrsteilnehmern an gefährlichen Haltestellen. In Rülzheim, Hördt, Offenbach, Wollmesheim und Klingenmünster waren sie schon. Mainz, Kaiserslautern und Ludwigshafen sollen noch folgen. „Man ist deprimiert, weil sich keiner an die Regeln hält“, sagt Schmidt, Regionalbeauftragter des ACE für Rheinland-Pfalz. Von circa 60 Fahrzeugen, die sie in Kuhardt während der Anfahrt von Schul- oder Linienbussen beobachtet haben, hat sich keines an die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit gehalten (Stichwort). Auch werde das Parkverbot im Umfeld von Haltestellen oft ignoriert, weiß Schmidt zu berichten. Ein weiteres Problem sind die Busfahrer selbst, die teilweise das Warnblinklicht nicht einschalten, obwohl sie sich einer gefährlichen Haltestelle nähern. Ob eine Haltestelle als gefährlich einzustufen ist, legen die Busunternehmen gemeinsam mit den Verkehrsämtern fest. An der Haltestelle Ortsmitte in Kuhardt kommt aus Sicht von Schmidt noch ein spezielles Problem hinzu. Das Haltestellenschild an einem der beiden Haltepunkte wird von einer Kastanie verdeckt. Laut ACE gab es im Jahr 2012 4541 Verkehrsunfälle an Haltestellen. 904 Menschen wurden dabei schwer verletzt, 54 getötet. Sinn der Aktion sei es, die Verkehrssicherheit in kleinen Schritten zu erhöhen. „Wir hoffen, dass die Bevölkerung sensibilisiert wird“, so Schmidt.

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