Kreis Germersheim Schienenverkehr nach Landau wirtschaftlich sinnvoll

So wünscht sich der BUND eine reaktivierte Schienenverbindung zwischen Germersheim und Landau.
So wünscht sich der BUND eine reaktivierte Schienenverbindung zwischen Germersheim und Landau.

Die Reaktivierung der Bahnstrecke Germersheim-Landau fordert Ulrich Mohr vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Stellungnahme zum Bericht „Kürzester Weg Richtung Süden“ vom Samstag. Darin wird der Bau der genannten Bahnstrecke geschildert, damals ein Höhepunkt der Technisierung – heute seit langem stillgelegt. Mohr erinnert daran, dass der BUND diese Forderung seit Jahren erhebe und auch Wirtschaftsminister Volker Wissing (FDP) dementsprechend angeschrieben habe.

Den BUND treibe nach wie vor die Frage um, wie es mit der einst wichtigen Strecke weitergehen soll. Es solle in Lingenfeld, das von der Bahnstrecke „geteilt“ wird, Überlegungen geben oder gegeben haben, die stillgelegte Strecke LandauGermersheim als sanierte Fläche an die Ortsgemeinde zurückzugeben. In Zeiten des zügig umzusetzenden Pariser Klimapaktes und abnehmenden Interesses der nachwachsenden Generation an Führerschein und Pkw-Besitz müssten bisherige verkehrspolitische Prioritäten auf den Prüfstand gestellt werden, so der BUND-Sprecher. Wichtig sei auch die ökonomische Bedeutung einer Schienenanbindung, beispielsweise für das wirtschaftlich starke Offenbach, durch das die Verbindung Germersheim-Landau führt. Erwähnenswert sei in diesem Zusammenhang die Annahme von Landrat Fritz Brechtel (CDU), dass im Rülzheimer Gewerbegebiet Nord-Ost mittelfristig circa 1000 Arbeitsplätze entstehen werden – auch dank der guten Anbindung mit Bahn und Stadtbahn. Zur Bahnstrecke Landau-Germersheim, circa 25 Kilometer lang, Fahrzeit etwa 25 Minuten, sei auch folgendes zu bedenken: Sie würde bei Reaktivierung nicht nur zwei Universitätsstädte und zwei Schulstädte (alleine etwa ein halbes Dutzend Gymnasien und zwei Berufsbildende Schulen) verknüpfen, sie könnte auch die verkehrliche Verbindung zweier wirtschaftlich außerordentlich dynamischer Standorte verbessern. Für nicht wenige Pendler könnte sie attraktiv werden, so der BUND. Es dränge sich der Gedanke an einen Haltepunkt auf für das rund um das Hornbachzentrum Bornheim entstandene Angebot an Einkaufsgelegenheiten, Freizeiteinrichtungen sowie Gastronomie. Bei Germersheim/Lingenfeld ergäbe sich eine wünschenswerte Anbindung an den Regionalverkehr der Rheinschiene mit Stadtbahn und S-Bahn. In umgekehrter Richtung wäre für Germersheimer ein schneller und leichter Zugang ins Zentrum Landaus möglich. Diese Schienenstrecke berühre in Lingenfeld und Germersheim auch den europäischen Fahrradweg Veloroute Rhin. Für Radreisende böte sich die Strecke für einen Abstecher zu der Weinregion am Haardtrand oder in das Biosphärenreservat Pfälzerwald an. Fazit des BUND: Für die Strecke Landau-Germersheim ergäbe sich mit Sicherheit ein Fahrgastaufkommen, das jeden Vergleich aushielte mit der aktuell projektierten S-Bahn-Erweiterung zwischen Homburg/Saar und Zweibrücken. Im Übrigen müsse sie keineswegs in ruinösem Wettbewerb mit der Buslinie 590 stehen. Das Nachdenken über die Schienenverbindung zwischen Landau und Germersheim sollte nicht ausblenden, dass diese Strecke auch unter historischen Gesichtspunkten gesehen werden könne. Seit 1872 sei sie viele Jahrzehnte lang ein kleiner Abschnitt in einer weitgespannten Fernverbindung gewesen, die von Westen kommend ihren Endpunkt in München hatte. Die Südpfalz habe ein Recht darauf, dass sie für den Ost-West-Verkehr schienenpolitisch mehr ins Bewusstsein der Verkehrspolitiker gerückt werde. Zum Aspekt Nachholbedarf für die Südpfalz gehöre auch die Reaktivierung der Strecke Landau-Herxheim und die schon lange nicht mehr zu rechtfertigende Schienenlücke zwischen Winden und Wörth.

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