Kuhardt Praxisschließung: Bis zum Schluss keine Patienten abgewiesen

Der Schreibtisch ist fast leergeräumt. Am Mittwoch hat die Praxis von Manuela Neuschl letztmals geöffnet.
Der Schreibtisch ist fast leergeräumt. Am Mittwoch hat die Praxis von Manuela Neuschl letztmals geöffnet.

Am 31. Januar ist endgültig Schluss. Dann schließt die Praxis von Manuela Neuschl. Die Patienten haben es schon lange gewusst. Nur eine kleine Schwierigkeit erschwert den Wechsel für sie.

Die Praxis von Manuela Neuschl war die einzige Hausarztpraxis in Kuhardt. Von nun an müssen Patienten raus aus dem Dorf, wenn sie einen Arzt aufsuchen müssen. Doch ist es schon viel ruhiger geworden, das Wartezimmer eigentlich schon leer. Denn den Patientinnen und Patienten „haben wir vor einem Jahr kundgetan, dass wir am 1. November 2023 aufhören“, sagt Manuela Neuschl. Dass es dann doch drei Monate länger waren, ist der verzögerten Eröffnung des Bellheimer Ärztehauses zu verdanken, zu dem auch einige Patienten gegangen sind. Viele sind aber in den bei den Ärzten in Rülzheim und Hördt sowie der näheren Umgebung untergekommen. Sie selbst habe durch die Schließung der Praxis in Leimersheim einst bis zu 150 Patienten aufgenommen.

Etwa 1800 Patienten hatte die Praxis im Schnitt. „Wir waren ein kleines Unternehmen mit einigen Angestellten“, sagt die Hausärztin. Waren es früher durchschnittlich etwa „800 Scheine“, im Monat, waren es „am Ende rund 1000“. Diese Zahl von Kunden oder Patienten sei behandelt worden. Alleine. Denn einen zweiten Arzt oder Ärztin habe es nicht gegeben, nachdem ihr Onkel, dem die Praxis einst gehörte, aufhören musste.

Hier beginnt der Blick zurück. Denn Manuela Neuschl ist keine gebürtige Kuhardterin, auch wenn sie Kuhardt als ihre Heimat bezeichnet. Oft sei sie gefragt worden, ob sie nach der Schließung wieder heimgehe. Die Hälfte ihres Lebens hat die gebürtige Thüringerin in der Nähe von Erfurt gelebt, die restliche Zeit hier. Nach Schule und Medizinstudium habe sie an einer Poliklinik gearbeitet, etwa wie „das heutige Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Germersheim“, fügt sie lächelnd an. Dann habe sie einen Ausreiseantrag gestellt und Jahre danach sei sie aus der DDR „hinausgeworfen worden“. Das war „eine Woche vor dem Fall der Mauer“. Da ihr Onkel seit 1963 in Kuhardt eine Praxis hatte, kam sie zu ihm und gemeinsam „haben wir zehn Jahre lang praktiziert“, erzählt die Medizinerin. Ihr Onkel habe mit 68 Jahren aufhören müssen, das sei damals Vorschrift gewesen. Heute sei das nicht mehr so. Doch Vorschriften und Bürokratie haben immer mehr zugenommen, so dass Neuschl froh ist, viele Neuerungen nicht mehr mitmachen zu müssen.

Auch im Januar seien noch Papierrezepte ausgestellt worden, sagt Neuschl. Bis April gebe es eine Übergangsfrist für das E-Rezept, danach gebe es eine Strafe von der Kassenärztlichen Vereinigung. Bis zum Mittwoch seien auch Notfälle noch behandelt worden. „Wenn jemand Schmerzen hat, schicken wir den nicht weg“, sagt die Ärztin. Viele Patienten seien aber inzwischen bei ihren Kollegen. Und denen habe sie ihre Patientenakten mitgeben wollen. Um Papier zu sparen, seien diese digitalisiert und auf Speichersticks mitgegeben worden. Doch einige ihrer Kollegen wollen diese Sticks nicht nutzen, weil sie Angst vor Computerviren haben. Dieses kleine Problem gebe es, ansonsten sei alles reibungslos verlaufen. Zukünftig wollen sich Manuela Neuschl und ihr Mann um ihren großen Garten kümmern und schauen, was sie mit ihrer Freizeit anfangen werden. Bestimmte Pläne habe sie nicht.

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