Kreis Germersheim Polizei soll öfter kontrollieren

Was bringt Tempo 30 den Anwohnern wirklich? – Diese Frage soll das Pilotprojekt in der Kandeler Hauptstraße beantworten. Zu diesem Zweck werden dort seit 1. März regelmäßig Geschwindigkeiten und Lärmpegel gemessen. Jetzt stellte Professor Kerstin Giering (Hochschule Trier) ein Zwischenergebnis vor.

Das Ergebnis der Geschwindigkeitsmessungen ist schwer zu beurteilen. Denn das Raster ist recht grob, schreitet in Schritten von jeweils 10 Stundenkilometern fort. Gemessen wurde bisher an fünf Tagen, jeweils eine Stunde tagsüber, abends und nachts. Das Ergebnis: Tags und abends hält sich ein Viertel der Fahrer an Tempo 30, nachts nur 14 Prozent. Zwischen 40 und 50 Stundenkilometer fahren nachts 37 Prozent, tags und abends um 13 Prozent; schneller als 50 Stundenkilometer fahren nur wenige. Der Großteil der Fahrer war in der Rheinstraße zwischen 30 und 40 Stundenkilometer schnell: tagsüber 49 Prozent, abends 57 Prozent und nachts immer noch 46 Prozent. Offen bleibt dabei, wie viele Fahrer mit 31, 32 oder 33 Stundenkilometer unterwegs waren und damit im Grunde die Geschwindigkeitsbegrenzung akzeptiert haben. Dennoch kommt die BI „Kandel Tempo 30“ in einer Pressemitteilung zu dem Schluss, „dass nur ein geringer Teil der Autofahrer bereit“ sei, aus Lärmschutzgründen Tempo 30 einzuhalten. Deshalb sinke der Lärmpegel vor alle nachts nicht unter die Grenzwerte – wobei die BI allerdings von den Grenzwerten für ein allgemeines Wohngebiet ausgeht, während Professor Giering die Rheinstraße als Mischgebiet sieht, in dem ein höherer Lärmpegel zulässig ist. Laut BI habe ein „Runder Tisch“ nun Maßnahmen über die Anordnung von Tempo 30 hinausgehend beschlossen: „Damit sich die Autofahrer mit einem Druck aufs Gaspedal nicht wie bisher gedankenlos und ungestraft über die Interessen der lärmgeplagten Anwohner hinwegsetzen.“ Teilgenommen haben an diesem Gespräch laut BI Vertreter der Verbandsgemeinde und der Stadt Kandel sowie des Landesbetriebs Mobilität Speyer. Beschlossen wurden von diesem „Runden Tisch“ häufigere und unangemeldete Geschwindigkeitskontrollen durch die Polizei und eine Geschwindigkeitsanzeige, so die BI. Ferner sollen Banner über der Straße aufgehängt werden. „Mit dem Umbau der Rheinstraße könnten später auch Pförtner-Ampeln an den durch Zebrastreifen geschützten Fußgänger-Überwegen installiert werden, die automatisch auf rot umschalten, sobald die zulässige Geschwindigkeit überschritten wird“, schreibt die BI in ihrer Pressemitteilung. Hierbei bleibt unklar, ob dies ein Vorschlag der BI oder die Meinung des „Runden Tisches“ ist. Momentan noch kaum einzuordnen sind im übrigen die Ergebnisse der Lärmmessungen. Es handele sich lediglich um Stichproben, so Giering. Mit ihnen solle lediglich überprüft werden, ob und wie weit die gemessenen Werte von den errechneten Lärmpegeln abweichen. Rechtlich ausschlaggebend seien aber die errechneten Pegel: „Gemessen hat bisher noch niemand.“ Den Berechnungen werden die für den Bürger günstigsten Annahmen zugrunde gelegt, da in einer Straße die Lärmbelastung in verschiedenen Häusern stark voneinander abweichen können. „Es macht aber keinen Sinn, Geschwindigkeitsbeschränkungen nur vor einzelnen Häusern anzuordnen“, so Giering. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Messwerte unter den errechneten liegen; dieses Bild zeichnet sich auch in Kandel ab.

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