Kreis Germersheim Neue Feldkreuzpfleger

„30 Jahre sind genug“, meint Werner Murgoth auf die Frage, warum er die Pflege des Feldkreuzes an der Straße nach Hördt jetzt aufgegeben hat.

Das Feldkreuz an der Hördter Straße existiert schon seit 1880, früher stand es aber an einer anderen Stelle als heute, nämlich viel näher am östlichen Ortsrand von Rülzheim. Als Mitte der 1970er Jahre die neue B 9 gebaut wurde, die nun nicht mehr durch Rülzheim durch, sondern um das Dorf herum führte, und daher für die Straße nach Hördt eine Brücke über die neue B 9 gebaut werden musste, verschwand das Feldkreuz plötzlich fast unter dem als Lärmschutz aufgeschütteten Damm. „Nur der Kopf von Jesus hat noch herausgeschaut“, so Murgoth. Er konnte nicht verstehen, warum das Kreuz so einfach zugeschüttet wurde und somit verschwinden sollte. Bei einer Sitzung des Obst- und Gartenbauvereins, bei dem er Mitglied war, sprach er dessen damaligen Vorsitzenden Richard Bahlinger, der gleichzeitig auch 1. Beigeordneter war, auf das Problem an und bot an, das Feldkreuz auf seinen an der Straße nach Hördt liegenden Acker zu versetzen. Die dafür benötigte Grundfläche schenkte er der katholischen Pfarrgemeinde. Also wurde das Kreuz vom Straßenbauamt kostenlos versetzt, der entlang der Straße neu entstandene Fahrradweg wurde um das Feldkreuz herum verschwenkt. Auf Bitte des Beigeordneten übernahm Werner Murgoth zusammen mit seiner Frau Therese dann auch die Pflege für das Kreuz. Vorher hatte sich Paul Ehses um das Kreuz gekümmert. Dreimal hat das Ehepaar Murgoth seitdem das Feldkreuz auf eigene Kosten renoviert. Gleich mit der Übernahme der Pflege im Jahr 1976, dann noch einmal 1994 und schließlich im Jahr 2008. Der Sandstein wurde abgestrahlt, die Inschrift wieder leserlich gemacht. Diese nennt Anna Jochim, Witwe von Johann Georg Leingang, als Stifterin des Kreuzes, das auf einem Sockel mit zwei Stufen steht, im Jahr 1880. Warum sie das Kreuz gestiftet hat, ist nicht bekannt. Die Inschrift an den anderen drei Seiten des Sockels lautet: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn hingab, Joh. 3.16“, „Er ist verwundet um unserer Missetaten willen, zerschlagen um unserer Sünden willen, JS 53.3“ sowie „Es ist vollbracht, Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist, Luk 23.46“. Auf der Fläche rund um das Kreuz hat Murgoth, der aus Rheinzabern stammt und seit 1961 in Rülzheim wohnt, zwei große Sandsteine platziert, Büsche und Sträucher gesetzt und jedes Jahr frische Blumen gepflanzt, „mehrere hundert“, wie er stolz äußert. Damit das Ganze auch akkurat aussieht, hat er sich ein oft wechselndes Pflanzmuster überlegt, auf dem Boden aufgezeichnet und danach gepflanzt. Um den Boden vor Austrocknung zu schützen, hat er etliche Kubikmeter Rindenmulch aufgebracht. Dennoch musste regelmäßig gegossen werden. So fuhren er oder seine Frau mehrmals die Woche mit einem kleinen Traktor, auf dessen Anhänger ein Wasserfass stand, zum Kreuz, das nur wenige hundert Meter von seinem Wohnhaus im Rülzheimer Unterdorf steht. Aber noch öfter, beinahe täglich, fuhr er zu seinem Kreuz, „um zu gugge wie´s aussieht“ und „ob ach nix kaputt isch“, denn immer wieder musste er Abfall und Müll entsorgen. Fast immer haben Therese und Werner Murgoth die Pflege zusammen erledigt, nachdem seine Frau aber nicht mehr „so gut auf den Beinen war“, machte er es in den letzten 18 Jahren allein. „Aber jetzt reicht´s“, meint er, der im Jahr 2008 zusammen mit den anderen Rülzheimern, die die Feldkreuze rund ums Dorf pflegen, vom Bürgermeister mit einem Präsent geehrt wurde, im RHEINPFALZ-Gespräch; schließlich ist er mittlerweile fast 80 Jahre alt. Seine Nachfolge treten jetzt Stefan Seelinger und Guido Acker an. (rud)

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