HATZENBÜHL Nachfolger gesucht und gefunden

Praxisübergabe v.l. Hans Gartner und Felix Stoll machen Gesundheitscheck beim Fridolin.
Praxisübergabe v.l. Hans Gartner und Felix Stoll machen Gesundheitscheck beim Fridolin.

Vier Jahre lang hat Dr. med. Hand Gartner nach einem Nachfolger für seine Hausarztpraxis gesucht. Mit Felix Stoll übernimmt ein klinischer Facharzt und Allgemeinmediziner nun die medizinische Versorgung der Hatzenbühler. Gartner freut sich, seine Patienten nicht unversorgt lassen zu müssen. Stoll freut sich auf engere und längere Patientenkontakte. Erneut wird die technische Ausstattung, bleiben wird Fridolin.

Zum Jahreswechsel geht in Hatzenbühl eine Ära zu Ende. Der örtliche Hausarzt Dr. med. Hans Gartner übergibt seine Praxis, nach 30 Jahren im Dienst seiner Patienten, an Dr. med. Felix Stoll.

Lange, insgesamt vier Jahre, musste der 68-jährige Mediziner suchen, bis er mit Felix Stoll endlich einen passenden Nachfolger gefunden hatte. Denn er wollte, dass nach seinem Berufsende die Gemeinde mit knapp 3000 Einwohnern nicht ohne Hausarzt dasteht, seine Patienten sich nicht eine neue Hausarztpraxis außerhalb der Gemeinde suchen müssen. Die Suche dauerte so lange, weil kaum noch Ärzte eine Landarztpraxis übernehmen wollen, „es gibt immer weniger Hausärzte“ wie Hans Gartner in einem Gespräch erklärte. Der aus Weinheim stammende Arzt begann 1990 in Hatzenbühl zu arbeiten, damals noch mit einem Kollegen. Nach den ersten Jahren im Gebäude des Gemeinde-Rathauses erfolgte der Umzug der Praxis in ein Haus in der Luitpoldstraße, das der Raiffeisenbank gehört. Im Obergeschoß liegen die Behandlungs- und Funktionsräume. Dort behandelt der engagierte und beliebte Arzt seine Patienten, unterstützt von seiner Ehefrau Christine, die sich auch um die organisatorischen Aufgaben kümmert. Als Gartner bereits die 60 deutlich überschritten hatte und gesundheitliche Probleme dazukamen, entschied er sich für den Übergang in den Ruhestand, aber nicht, bevor ein Nachfolger gefunden wäre. Deshalb ließ Dr. Gartner, unterstützt durch die Orts- und Verbandsgemeinde, nichts unversucht, damit im Ort auch künftig ein Hausarzt praktizieren würde. So wurden Anzeigen in passenden Publikationen geschaltet, die Ortsgemeinde reservierte in einem Neubaugebiet einen Bauplatz für den künftigen Hausarzt und überlegte, welches gemeindeeigene Gebäude noch besser als Standort für eine Praxis geeignet wäre. Und das Regionalfernsehen drehte über die Sucher der Ortsgemeinde eine Kurzreportage vor Ort. Sogar einen Fernsehauftritt absolvierte Hans Gartner in 2018, zusammen mit Dr. Jonas Hofmann-Eifler vom Verein SüdpfalzDocs, in dem er für den Ort und seine Praxis warb.

Raus aus der Klinik, rein in die Praxis

Diesen Fernsehbeitrag sah auch der heute 43-jährige Felix Stoll, der in Schriesheim bei Heidelberg aufwuchs und in Heidelberg Medizin studiert hatte. Er war zehn Jahre in Bayern als Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin tätig, merkte aber, dass „die Tätigkeit in der Klinik nicht mehr die war, die ich dauerhaft wollte. Ich wollte ein selbstbestimmteres Arbeiten mit mehr Kontakt zum Patienten, länger mit ihnen verbunden sein.“ Deshalb sattelte er um und schlug den Weg des Allgemeinmediziners ein. In diesem Sommer erhielt er seine Zulassung als Allgemeinmediziner. Weil der Vater von zwei Mädchen, sie sind fünf und sieben Jahre alt, und seine Ehefrau wieder näher in die Heimat zurückwollten, zogen sie aufgrund familiärer Bande nach Kandel. Stoll nahm noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie Kontakt zu Gartner auf, denn er erfuhr über Mund-zu-Mund-Propaganda, dass für die Hatzenbühler Praxis immer noch ein neuer Chef gesucht wurde. Die Beiden wurden sich einig, bald darauf erhielt Felix Stoll auch die Kassenzulassung.

Der Allgemeinarzt, der gerne lacht, genauso wie sein humorvoller Vorgänger, und sich selbst als „Mediziner mit Herz und Verstand“ beschreibt, plant, die Ausstattung der jetzigen Räume zu modernisieren. „Ich möchte ein ganz neues Ultraschall-Gerät anschaffen, die gesamte Medizintechnik wird auf den neuesten Stand gebracht“, zählt er einige Punkte auf. „Eine zukunftsorientierte Praxis auf einem technisch modernen Stand ist mein erklärtes Ziel.“ Dass die Praxis im ersten Obergeschoß liege sei nicht optimal, muss er jedoch einräumen. Aber der Einbau eines Aufzuges würde die Gesamtfläche um ein Zimmer verringern, das möchte der neue Hausarzt nicht. Eher sei zu überlegen, ob er und sein Mitarbeiter-Team, „es steht schon“, nicht später in ganz neue Räume umziehen. Die Praxis öffnet nach einer Modernisierungspause ab dem 11. Januar für alle alten und neuen Patienten wieder ihre Pforten.

Darüber freut sich besonders Ortsbürgermeister Karlheinz Henigin. „Es ist toll, dass wir einen Arzt aus der Region als Nachfolger bekommen, der hervorragend zur Dorfgemeinschaft passt. Damit hat sich das Engagement der Ortsgemeinde ausgezahlt.“ Gleichzeitig dankt Henigin dem scheidenden Hausarzt Dr. Gartner, dass er solange durchgehalten habe, bis ein neuer Hausarzt gefunden war.

Ach ja, einer bleibt der Praxis erhalten: es ist das Skelett Fridolin, das Hans Gartner in seiner Studentenzeit eigenhändig zusammenbaute und von ihm jetzt an Felix Stoll weiter gegeben wird.

x