Kreis Germersheim Mittelstand mit Rückenschmerzen

Trotz einer grünen Wirtschaftsministerin ist die Partei Bündnis 90/Die Grünen doch eher für umwelt- und sozialpolitische Themen bekannt. Beim Besuch des Fraktionsvorsitzenden der grünen Landtagsfraktion, Daniel Köbler, ging es dagegen um die Wirtschaft und zwar ganz konkret um den Mittelstand. Vertreter des gerne als „Rückgrat der Gesellschaft“ titulierten Mittelstandes machten den Politiker auf diverse Rückenschmerzen aufmerksam.

„Für uns ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema“, führte Köbler aus. Er zeigte sich von der Besichtigung des mittelständischen Betriebs Zawisla in Jockgrim beeindruckt. Familienbetriebe müssten unterstützt und passgenaue Lösungen gefunden werden, um eine zukunftsfähige Wirtschaft zu stärken, sagte Köbler. Danach wurde in der „Tenne“ in Rheinzabern mit Vertretern der Mittelstandsvereinigung (MIT) des Kreises diskutiert, Kreistagsmitglied Günter Logé (Grüne) moderierte. „Wir kämpfen täglich darum, gehört zu werden“, betonte MIT-Mitglied Michael Gaudier (Kandel) und klagte: „Nach jeder Wahl werden für den Mittelstand die Rahmenbedienungen geändert.“ Er nannte konkrete Zahlen. „Mittelständische Unternehmen stellen über 90 Prozent der Ausbildungs- und Arbeitsplätze.“ Es wurde eifrig debattiert, so über die Schwierigkeiten einer betrieblichen Expansion und über die Konkurrenz unter den Orten in der Südpfalz. „Speziell angelegte Gewerbezentren können eine Alternative zu den kleineren Gewerbegebieten jeder einzelnen Gemeinde sein“, regte Köbler eine Lösung für die Problematik der ländlichen Gemarkungsgrenzen an, die eine Zusammenarbeit oft erschweren. Hinsichtlich der Infrastruktur erklärte der Grünen-Politiker, dass der Erhalt „oft sinnvoller als ein Neubau“ sein könne. Die digitale Infrastruktur - Stichwort Breitband-Internet - weise noch ein Defizit aus. Auch Probleme mit Banken und der Fachkräftemangel wurden diskutiert. Dabei war allen Beteiligten die gute Situation in der Südpfalz, im „Speckgürtel“ von Baden-Württemberg, bewusst. Mehr Bürgerbeteiligung und eine stärkere Kooperation wünschten sich die Mittelständler von der Politik, aber keine Reglementierung. „Wir haben keine Lobby und keine Zeit, weil der Betrieb laufen muss“, brachte es der Mittelständler Hermann Häusler auf den Punkt. Natürlich können nicht alle Probleme an diesem Tisch gelöst werden, sagte Köbler und versprach: „Ich werde aber sehr viel davon mit nach Mainz nehmen.“

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