Kreis Germersheim Leserbriefe an die Lokalredaktion Germersheim-Wörth:

Gegen diese Erschütterungen hilft die beste Lärmschutzwand nichts! Als Anwohner der Bahnstrecke Germersheim-Wörth, bin ich erschüttert über die Pläne der Deutschen Bahn. Da haben sich die Verantwortlichen der Bahn wohl tatsächlich zurückgelehnt und die Dörfer und den Kreis den Ausbau der Strecke bezahlen lassen und ihre eigenen Karten unter dem Tisch behalten, da dieser Schachzug, gegenüber einem 4-spurigen Ausbau der Schnellbahnstrecke Mannheim-Karlsruhe, Hunderte von Millionen Euro Investitionseinsparungen bringen würde. Übrigens: Den Leserbriefschreibern, welche gerne „St. Florian“ zitieren sei gesagt, dass die Schnellbahnstrecke bereist planerisch für 4 Spuren vorbereitet ist und für auch nicht direkt durch Wohngebiete führt, somit würden keine Anwohner einer Mehrbelastung ausgesetzt sein. Um mal klar zu stellen: Gegen den „normalen“ Bahnnahverkehr ist nichts einzuwenden. Damit muss sich jeder abfinden, der an der Strecke wohnt. Das war jedem im Voraus klar, als er sich hier häuslich niedergelassen hat. Nicht abfinden kann man sich jedoch mit den Plänen bis zu 46 Güterzüge täglich, bzw. 40 Züge nur NACHTS, zusätzlich auf dieser Strecke ins „Rennen“ zu schicken. Die Betonung liegt hier auf „Rennen“. Da wir in den letzten Jahren verstärkt feststellen mussten, dass einerseits die Zahl der Güterzüge bereits jetzt schon auf dieser Strecke zugenommen hat, andererseits solch ein Zug noch bis zu 500 Metern Länge haben soll und die Zugführer wohl keinen Unterschied machen, ob sie gerade durch bewohntes oder unbewohntes Gebiet fahren. Wenn bereits heute solch ein Zug an den Häusern vorbei fährt, ist dies nicht nur wegen der Lärmbelästigung ein nicht vergleichbarer Zustand zu einem herkömmlichen Nahverkehrszug/S-Bahn, sondern es entstehen auch immense Erschütterungen im Erdreich, welche sich bis in die Häuser überträgt. Gegen diese Erschütterungen hilft die beste Lärmschutzwand nichts. Jeder der sich einmal neben die Gleise gestellt hat, wenn solch´ ein Konvoi vorbeifährt, der wird dies mit Sicherheit bestätigen können (mit Ausnahme vielleicht von dem Sprecher des BUND, Herr Mohr). Seien Sie bitte nicht so blauäugig und glauben, dass die Entwicklung neuer Güterzugwaggons jetzt voll vorangetrieben wird um diese leiser werden zu lassen. An alle Anwohner und Gegner dieses Bahnvorhabens: Lasst Euch das nicht gefallen. Selbstverständlich sind alle Meinungen und Stimmen, die sich für eine „Kleine Pfalzlösung“ aussprechen zu akzeptieren. Was aber nicht akzeptabel ist, wenn die Behauptung aufgestellt wird, „die Bahn würde an den Pranger gestellt“ und einem Redakteur der RHEINPFALZ unterstellt wird, dass diesem das Thema „unter den Nägel brennen würde“. Dieses Thema brennt nämlich – spätestens wenn die Güterzüge rollen – Zehntausenden von Menschen zwischen Speyer und Karlsruhe-Dammerstock unter den Nägeln. Denn was Herr Fingerle unterschlägt, die Trasse Schifferstadt-Wörth mag es seit 1876 geben, die direkte Trasse Schifferstadt-Wörth-Karlsruhe- Basel gibt und gab es aber bisher noch nicht. Diese wird es erst nach der Realisierung der „Kleinen Pfalzlösung“ geben. Im Klartext: Ohne den Bau der Dammerstocker Kurve in Karlsruhe mit Anbindung an das Bahnnetz in/aus Richtung Süden, wird es weder eine kleine noch eine große Pfalzlösung und somit auch keine wesentliche Zunahme des derzeitigen Güterverkehrs auf der Strecke Wörth-Germersheim-Speyer geben. Und die Menschen die sich vor kurzem in einem Neubaugebiet ein „Häusle“ gekauft haben oder wie wir vor 10 Jahren in der Nähe der Bahnstrecke, konnten nicht wissen, dass es einmal zu einem Bau der Dammerstocker Kurve in Karlsruhe kommen soll und somit die Strecke Wörth-Germersheim-Speyer sich in ihrem gesamten „Verlaufs- und Nutzungscharakter“ grundlegend verändern wird! (...) Ich habe ein Schreiben der Deutschen Bahn vorliegen, dass gerade einmal 7 Monate alt ist. Darin heißt es: „...allerdings gehen wir aufgrund der örtlichen Restriktionen, sowie der derzeit dichten Zugfolge der S-Bahnen mit den Linien S51 und S52 von keiner signifikanten Zunahme der Güterverkehrs zwischen Wörth und Germersheim aus.“ Und genau der Verfasser dieses Schreibens stellt 7 Monate später die „Kleine Pfalzlösung“ vor, die in Ihrer Umsetzung eine Steigerung des Güterzugverkehrs auf dieser Strecke von täglich 1500 Prozent nach sich zieht! Wenn man so „ehrlich“ ist, muss man sich nicht wundern, wenn die Menschen den Verantwortlichen der Bahn nicht trauen. Deshalb ist es auch gut, dass es Zeitungen und Journalisten gibt! Und auch der Hinweis in dem Leserbrief von Herrn Fingerle, dass das Bauland an dem Rangierbahnhof, wo er vor 21 Jahren lebte, billiger war als an einem ruhigen Ort, hinkt. Denn hier in den betroffenen Gemeinden war das Bauland – zumindest bevor die Pläne für die „Kleine Pfalzlösung“ auf den Tisch kamen - auch in der Nähe der Bahnstrecke keinen Deut billiger. Die Strecke hatte ja seit Jahrzehnten einen ländlichen Charakter. Dass die Bahn nun vor hat, aus dieser eine Autobahn für schwere und lange Güterzüge zwischen Genua und Rotterdam zu machen, das hätte und hat nun wirklich niemand wissen können. Weder Käufer noch Verkäufer. Und selbst wenn: Die Bahn sagte ja noch offiziell vor 7 Monaten, „dass zukünftig von keiner signifikanten Zunahme der Güterverkehre zwischen Wörth und Germersheim auszugehen ist“. (...) In Jockgrim gibt es zwei Bahnübergänge. Wenn man noch die rund 50 Stadtbahnverbindungen zu den geplanten 42 Güterzügen hinzunimmt, werden die beiden Bahnübergänge, über den Tag verteilt mindestens vier bis fünf Stunden komplett geschlossen sein. Wer möchte in einem Ort leben, der 5 Stunden am Tag „geteilt“ ist, ohne dass es möglich ist von einer Seite auf die andere des Ortes zu gelangen? Möchten Sie das Herr Fingerle? Ich nicht! (...) Ferner stellen sich neben dem Lärmschutz noch viele weitere Fragen: Wie sieht es mit dem Rettungsdienst/Notarzt aus, der in Kandel stationiert ist? Der dann noch 4 Minuten vor einem geschlossenen Bahnübergang stehen muss, nach der langen Anfahrt aus Kandel, um in die östlichen Teile Jockgrim mit den zahlreichen Altersheimen zu gelangen? Wie sieht es mit dem Gefahrgut aus, dass dann tagtäglich mit diesen Ferngüterzügen in unmittelbarer Nähe der Wohnzimmer der Menschen mit 120 Stundenkilometer vorbei donnert? Was sagt der BUND Südpfalz, Herr Mohr eigentlich dazu, dass tagtäglich tonnenweise gefährliche Güter transportiert werden und Wasserschutz- und Naturschutzgebiete auf der Strecke Speyer-Wörth, zumindest tangieren? Wie sieht es mit der Unfallgefahr an den zahlreichen Bahnübergängen auf dieser Strecke aus? Was ist bei einer Entgleisung mitten in den Ortschaften? Es gibt praktisch keine Pufferzonen zwischen den Häusern und der Bahnstrecke! Ist der Kreis und sind die Kommunen für einen wirksamen Katastrophenschutz überhaupt personell und materiell ausgestattet? (...) Man sollte von Seiten der „Befürworter“ nicht so tun, als sei es das Normalste der Welt, dass aus einer kaum befahrenen ländlichen Eisenbahnstrecke, sozusagen über Nacht, und das auch noch still und heimlich, diese zu einer Autobahn für Güterzüge zwischen Genua und Rotterdam ausgebaut werden soll. (...) Es geht bei der „Kleinen Pfalzlösung“ nämlich nicht darum, dass sich Bürger über 3 Züge mehr am Tag beklagen, sondern dass der Zugverkehr um täglich 1500 Prozent zunehmen wird, dass sich somit die Wohn -und Lebensqualität deutlich verschlechtern wird, dass viele Sicherheitsfragen ungeklärt sind, es geht um enorme Wertverluste von Immobilien, es geht darum, dass viele Gemeinden stark an Attraktivität verlieren und ihr Erscheinungsbild (Lärmschutzwände, lange Staus vor geschlossenen Bahnschranken usw.) grundlegend verändern werden.

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