Kreis Germersheim Kommentar: Essen ist kostbar

Der Supermarkt-Kunde will jeden Tag frische Lebensmittel.

Die Folge: Was schon einige Tage alt ist, ist nichts mehr wert.

Über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel werfen die Deutschen im Jahr weg, wie eine Studie des WWF ais dem Jahr 2015 belegt. Mit diesem Essen könnte ganz Afrika ein Jahr lang ernährt werden, meint Thomas Stuhlik, Vorsitzender der Tafel Wörth. Gleichzeitig hungert eine Milliarde Menschen auf der Erde. Da passt etwas nicht zusammen. Wenn ein Supermarkt an einem Tag rund 20 Kisten Obst und Gemüse für die Tafel bereitstellt, ist das für die Tafel erfreulich. Sie können die Bedürftigen mit genügend frischen Lebensmitteln versorgen. Gleichzeitig offenbart sich ein riesiges Mentalitätsproblem der Deutschen: Weshalb hat ein Supermarkt pro Tag so viel Obst und Gemüse übrig? Der Kunde will jeden Tag frisches und vor allem makelloses Obst und Gemüse in den Regalen haben. Die Wenigsten bedienen sich an Lebensmitteln vom Vortag. Andererseits bekommt es der Kunde von der Politik ja auch so vorgelebt: In Zeiten, in denen die Wirtschaft jährlich um jeden Preis zwei Prozent wachsen muss und in denen es EU-Verordnungen zum Krümmungsgrad von Gurken gibt, müssen wir uns nicht wundern. Zwar wurde die EU-Verordnung längst wieder abgeschafft, doch das Mentalitätsproblem bleibt: Weshalb müssen das ganze Jahr über Tomaten aus Spanien in unseren Regalen stehen? Weshalb muss das Schweinefleisch aus dem Supermarkt immer günstiger werden? Das alles trägt dazu bei, dass unser kostbares Essen, das uns nebenbei auch noch am Leben hält, nichts mehr wert ist. Und dass die Supermärkte so viel wegwerfen müssten, wenn es die Tafeln nicht dankbar annehmen würden.

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