Kreis Germersheim Kampf um Radwege und Fahrrad-Boxen
„Schon vor der Gründung waren die Gründer des Fahrradclubs als Fasnachtsgruppe unterwegs“, weiß der derzeitige ADFC-Vorsitzende Johannes Meichßner aus Erzählungen. Unter anderem ging es dabei um einen geplanten Kreisverkehr in Germersheim. „Sie haben sich dann am 7. April 1999 zu einer Gründungsversammlung getroffen, um ernst zu machen.“
25 Jahre sind auch Zeit für eine Bilanz. Sie betrifft nicht nur die rund 250 Mitglieder – womit der Kreis Germersheim eine ADFC-Hochburg in Rheinland-Pfalz ist. Denn Fahrradfahrer sind die meisten von uns ja auch mehr oder weniger häufig.
Radfahrer sollten waten
Auch als Radler wollen wir Bürger möglichst freie Fahrt, aber auf keinen Fall ausgebremst werden. Das war aber bei der ersten Aktion des ADFC 1999 der Fall. Eine Brücke über die Queich bei Ottersheim war baufällig und wurde vor dem Neubau kurzerhand abgerissen. „Die Radfahrer sollten durch das Wasser waten“, erzählt Gründungsmitglied Erhardt Vortanz. Die Proteste des ADFC hatten Erfolg: Das THW baute eine Behelfsbrücke.
Erste Erfolge waren auch die Beschilderung des Queichtal- und des Pamina-Radwegs. Zum Dauerbrenner sollte dagegen die Straße an der Hochschule in Germersheim werden – sie wurde jetzt erst ausgebaut. Und was ist mit der Pendler-Radroute, aus deren Planung gerade einige Gemeinden wieder ausgestiegen sind? „Das ist dann das Thema für die nächsten 20 Jahre“, meint Meichßner.
In Bellheim gab es schon 1997 Boxen
Wobei der Fahrradclub bewiesen hat, dass seine Aktiven einen langen Atem haben. Das Thema „Fahrradboxen“ stand von Anfang an auf seiner Agenda. „2002 hat man noch darüber gesprochen, vier Jahre später kamen die ersten.“ Wobei das nicht ganz stimmt, so Meichßner. In Bellheim wurden schon 1997 die ersten Fahrradboxen aufgestellt. Warum das Beispiel so wenig gefruchtet hat – das weiß keiner.
Von der To-do-Liste des Fahrradclubs sind die Fahrradboxen bis heute nicht verschwunden. „Sie stehen dort immer noch, weil es zu wenige gibt“, sagt Meichßner. Sie seien ausgebucht, es gebe lange Wartelisten. „In manchen Orten gibt es sie nur für Ortsansässige, einen Schlüssel gibt es nur beim Bürgermeister.“
Noch viele Schwachstellen im Kreisverkehr
Auch sonst werden die Aufgaben andere, aber nicht unbedingt weniger. Zwar wurde zum Beispiel für das Wörther Hafengebiet eine Lösung gefunden. Aber nach wie vor gibt es Schwachstellen im Kreisverkehr, die für Fahrradfahrer gefährlich sind: Der Rhein-Radweg im Hafengebiet Germersheim, die Unterführung am Schulzentrum Rheinzabern, den Grenzübergang nach Lauterbourg, kann Meichßner auch hier zunächst auf alte Bekannte verweisen.
Aber es tun sich auch neue Probleme auf. Durch das Kandeler Industriegebiet „Horst“ verläuft die Verbindung Kandel-Steinweiler. „Dort wird immer mehr Logistik angesiedelt“, sagt Meichßner. Und das bedeutet mehr Lastwagen, weshalb man über eine Umgestaltung der Wege nachdenken sollte, bevor etwas passiert.
Verkehrspolitisch sind Radfahrer Missachtung gewohnt, siehe das Gezerre um den Radweg auf der 2. Rheinbrücke. Die Fahrräder dagegen dürften mit zum beliebtesten Diebesgut seit 100 Jahren gehören. Die Codierung von Fahrrädern gehörte deshalb zu den ersten Angeboten des Fahrradclubs, anfangs noch mit einer Fräsmaschine, erinnert sich Vortanz: „Seit 2012 gibt es beim ADFC Germersheim ein neues Verfahren auf der Basis von Nadelprägung, das weniger in die Metallstruktur des Rahmens eingreift und insgesamt viel flotter geht, weil viele manuelle Schritte entfallen.“
Der Codier-Rekord wurde 2018 aufgestellt: Eine trainierte Mannschaft aus 3 bis 4 Personen codierte 43 Räder in etwas über 3 Stunden. „Normal sind aber mit allen erforderlichen Arbeitsschritten etwa 10 bis 12 Minuten pro Fahrrad“, so Vortanz.
Ein anderes Angebot hat der ADFC hingegen 2011 aufgegeben: Die Selbsthilfe-Werkstatt, mit der er Rad-Aktionstage in der Südpfalz begleitete, wie den „Erlebnistag Deutsche Weinstraße“ oder das „Radeln ohne Grenzen“ der Pamina. Der Grund: Das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ wurde nicht mehr verstanden. „Die Leute kamen, warfen uns das Fahrrad hin und sagten: Macht mal!“, erzählt Meichßner: „Da haben wir aufgehört.“ Aber sonst macht der ADFC munter weiter.