Kommentar Geschichtsunterricht: Keine Angst vor Kontroversen

Irgendwann werden aus Schülern auch Wähler. Dann sollten sie sich eine qualifizierte politische Meinung gebildet haben.
Irgendwann werden aus Schülern auch Wähler. Dann sollten sie sich eine qualifizierte politische Meinung gebildet haben.

Applaus für ein Gymnasium, das seine Schülerinnen und Schüler alle Facetten des politischen Spektrums kennenlernen lässt.

Eine jüdische Autorin warnt bei einer schulischen Veranstaltung vor der AfD. Das darf sie, denn sie äußert ihre Meinung, nach der Lesung aus ihrem Buch. Und auch wenn der Kreisvorsitzende der AfD auf Grundsatzbeschlüsse zu Israel oder die Gruppierung „Juden in der AfD“ verweist – die Sorgen einer Jüdin sind durchaus begründet.

Dabei muss man nicht auf die Äußerungen des ehemaligen Vorsitzenden Alexander Gauland zurückblicken, der mit Blick auf den Nationalsozialismus von einem „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte sprach. Es reicht ein Blick in die aktuellen Nachrichten, wenn vor wenigen Tagen der junge AfD-Abgeordnete Daniel Halemba in Würzburg festgenommen wurde. Der Verdacht lautet auf Volksverhetzung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, konkret geht es um „Sieg Heil“-Slogans und antisemitische Schriften. Halemba wird damit zitiert, dass er auf einen baldigen Machtwechsel hoffe.

Politische Bildung ist derzeit wichtiger denn je. Da wäre zum einen der Blick zurück in die deutsche Vergangenheit. Aber da ist auch die Auseinandersetzung mit den politischen Parteien in der Gegenwart. Deshalb: Respekt für die Haltung des Germersheimer Goethe-Gymnasiums. Die Schule lädt eine Antisemitismus-Aktivistin ein, scheut aber auch nicht davor zurück, AfD-Politiker zu Veranstaltungen einzuladen oder mit Schülern deren Wahlkampfveranstaltungen zu analysieren.

Die Positionen der AfD werden dann, wie die der anderen Parteien, kontrovers im Unterricht diskutiert. Genau wie es im Beutelsbacher Konsens für die politische Bildung gewünscht wird.

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