Germersheim Festungsmuseum: Eröffnung ist nicht in Sicht

Einige Uniformträger sind bereits entkleidet.
Einige Uniformträger sind bereits entkleidet.

Beim Gang durch das Germersheimer Festungsmuseum ist schnell klar: Wiedereröffnung wird hier nicht so bald gefeiert. Für die Sanierung fehlt der Stadt momentan das Geld. Und die Digitalisierung der Ausstellungsstücke ist eine Sisyphosaufgabe.

Einige der 43 Räume sind komplett leer, andere noch vollgestopft mit Inventar. Der Ort wirkt etwas verstaubt und – auch für ein historisches Museum – aus der Zeit gefallen. Baulich hat sich in den drei Jahren seit der Schließung nicht viel getan. Es ist kein Geld dafür da. Die Digitalisierung der Exponate, die seither läuft, ist aufwändig. „5800 waren es angeblich“, sagt Frauke Vos-Firnkes, die sich um die Inventarisierung und ein neues Konzept kümmert. Die echte Zahl der Ausstellungsstücke liege deutlich drüber. Das hat sich mittlerweile herausgestellt. Von einigen wird man sich trennen müssen.

Bei der Eröffnung des Museums im Ludwigstor 1976 wollte man nicht nur städtische Geschichte erzählen, sondern hatte den Landkreis im Blick. „Wir haben viele Exponate, die es in jedem anderen Dorfmuseum auch gibt“, sagt Bürgermeister Marcus Schaile. Einige, etwa aus dem Ackerbau, sollen in die Dörfer wandern. Andere gehen an Leihgeber zurück – wie die Modelle von Ozeandampfern. 80 Objekte, darunter Uniformen und Pistolen, wurden zurück ins Historische Museum ihn Speyer gegeben. „Entsammeln“ nennt man das in der musealen Praxis. Man könnte auch sagen: Abgeben, was man nicht mehr braucht. „Wir wollen ausstellen, was Germersheim auszeichnet“, sagt Schaile. Festungsgeschichte und ziviles Leben werden eine Rolle spielen.

Ohne Zuschüsse utopisch

Davon ist man aber noch weit weg. Das Gebäude müsse energetisch saniert und barrierefrei werden. Will man die „große Lösung“ für das ganze Haus, rechnet der Bürgermeister mit Kosten von rund 5 Millionen Euro – die Innenausstattung und Ausgaben für die inhaltliche Neuausrichtung nicht eingerechnet. Eine „utopische Summe“, sofern nicht viele Zuschüsse fließen. Was das betrifft, sind Schaile und Vos-Firnkes ernüchtert: Ablehnende Bescheide gab es schon. Töpfe für museale Förderung seien rar und wegen des Haushaltsdefizits des Bundes aktuell auf dem Prüfstand. „Oft werden die schon bekannteren Museen berücksichtigt“, sagt die Historikerin. Ein Ziel hat sie sich jedenfalls gesetzt: 2026 soll es anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt eine Ausstellung zu König Rudolph von Habsburg geben. Er verlieh 1276 Germersheim die Stadtrechte.

Eine günstigere Alternative wäre, nur Teile des Museums zu eröffnen, so Schaile. „Wir haben verschiedene Konzeptionen im Kopf. Alles steht und fällt mit der Finanzierung.“ Man „hangele“ sich mit wenigen Fördermitteln „vorwärts“, ergänzt Frauke Vos-Firnkes. Auch die Digitalisierung, die finanziell vom Land unterstützt wird, schreitet langsamer als gedacht voran. Man müsse jedes Teil von allen Seiten fotografieren sowie Material und Gewicht und historische Daten angeben, erläutert die Museumschefin. Und man erlebt dabei so manche Überraschung: Hinter dem Eintrag „Schreibmaschine“ auf der Inventarliste verbargen sich 46 Exemplare. Wie in diesem Beispiel habe sich die Anzahl der tatsächlichen Exponate im Ganzen vervielfacht.

Mehr Zeit fürs Museum

Eine Teilzeitkraft unterstützt Vos-Firnkes bei der Digitalisierung. Bis vor Kurzem leitete die Historikern auch das Tourismusbüro im Weißenburger Tor. Seit Jahresbeginn ist sie voll im Festungsmuseum tätig, dessen Ruder 2021 die Stadt übernommen hat. Damals war der Betreuungs- und Betriebsvertrag mit dem Historischen Verein der Pfalz ausgelaufen. Im Januar hat die Verwaltung zudem einen weiteren Mitarbeiter eingestellt, der Fördermittel – auch für andere städtische Vorhaben – auftreiben soll. Bis sich die Tore irgendwann öffnen, sind einzelne Aktionen in den Gemäuern des früheren Stadttors angedacht, beispielsweise musikalische Veranstaltungen. „Damit das Museum im Gedächtnis bleibt“, sagt Frauke Vos-Firnkes.

Info

„Museum digital“ nennt sich ein Projekt des Landes, bei dem Einrichtungen ihre Exponate im Internet zeigen können, die ansonsten im Depot verschwinden würden. Auch das Stadt- und Festungsmuseum hat hier Objekte eingestellt.

Inventar eines ehemaligen Germersheimer Friseursalons.
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Die Stadt will das Museum moderner und lebendiger gestalten.
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Das Festungsmodell soll einen exponierten Platz in der Sammlung erhalten.
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Manche Räume sind seit Jahrzehnten unverändert: Blick in das Bürgerzimmer um 1900.
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Die Emailleschilder-Produktion in der Region hatte einst große Bedeutung.
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