Germersheim Entflohener Strafgefangener: Die Großfahndung läuft weiter

Der Strafgefangene war bei einem Spaziergang am Baggersee Germersheim entkommen.
Der Strafgefangene war bei einem Spaziergang am Baggersee Germersheim entkommen.

Was sagt die Staatsanwaltschaft zum angeblichen Brief des entflohenen Mörders und was haben die Polizeihunde zu Beginn der Fahndung erschnüffelt? Das ist der Sachstand dreieinhalb Wochen nach der Flucht.

Eine europaweite Fahndung nach einem verurteilten Mörder, der sich auf der Flucht befindet, läuft nun schon seit dreieinhalb Wochen. Der 43-jährige Deutsch-Kasache verbüßte eine lebenslange Freiheitsstrafe in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal. Am 30. Oktober durfte Aleksandr Perepelenko einen Spaziergang mit seiner Frau und den beiden minderjährigen Kindern am Baggersee in Germersheim unternehmen. Trotz der Begleitung von zwei JVA-Beamten und einer elektronischen Fußfessel gelang ihm die Flucht. Seitdem ist der Mann verschwunden.

Vor knapp zwei Wochen war bei mehreren Redaktionen ein Schreiben eingegangen, das von dem entflohenen Strafgefangenen stammen soll. Verteilt wurde der Brief von einem Mann, der sich als ehemaliger Mithäftling des Gesuchten bezeichnet. Man prüfe, ob die Inhalte des Schreibens für die Fahndung relevant seien, sagte eine Sprecherin des Landeskriminalamts Baden-Württemberg gegenüber der RHEINPFALZ. Eine Prüfung der Authentizität obliege jedoch der Justiz.

Hier ist man zurückhaltend. „Wir kommentieren den Brief nicht näher“, das Schreiben werde wie jeder andere Hinweis auch berücksichtigt, sagt Staatsanwalt Henrik Blaßies, Pforzheim, am Mittwoch auf Anfrage. Solange man den Geflohenen nicht gefunden habe, gebe es keine Aussage zur Authentizität. Auch könne man wegen der laufenden Fahndung „jede Form von Kontaktaufnahme nicht kommentieren“. Das gilt zum Beispiel für den Mann, der den Brief von Perepelenko weitergegeben haben will. Aber das gilt genauso für die Ehefrau des 43-Jährigen.

Ehefrau bezeichnet Flüchtigen als unschuldig

Diese war am Tag der Flucht mit den gemeinsamen Kindern vor Ort. In der BILD-Zeitung wird die Ehefrau damit zitiert, dass sie mit der Flucht nicht gerechnet habe. An den Moment der Flucht selbst könne sie sich nicht erinnern, die JVA-Beamten hätten „ihren Job gemacht“. Sie verweist darauf, dass ihr Mann unschuldig sei. Auch in dem Schreiben an die Medien beschreibt sich der Autor, der Perepelenko sein soll, als „kein Straftäter“. Der ehemalige Mitgefangene sprach gegenüber der RHEINPFALZ davon, dass die Verurteilung wegen Mordes auf Falschaussagen eines Zeugens beruhen soll und versuchte ebenfalls, den Flüchtigen als Justizopfer darzustellen.

Perepelenko war 2012 vom Landgericht Karlsruhe zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Der damals 32-Jährige hatte mit einer Frau Anfang 2011 einen Ukrainer aus Pforzheim nach Gotha gelockt. Dort haben die beiden ihn gefesselt, geschlagen und verletzt. Danach fuhren sie mit ihrem Opfer in die Südpfalz, wo der Verletzte von Perepelenko mit einem Autogurt stranguliert wurde. Die Badischen Neuesten Nachrichten verweisen darauf, dass ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens im März vom Landgericht Mannheim als unzulässig verworfen worden sei.

Was haben die Polizeihunde entdeckt?

Am Tag der Flucht des 43-Jährigen war die Polizei mit einem Großaufgebot in Germersheim unterwegs. Sowohl ein Polizeihubschrauber als auch Kräfte der Diensthundestaffel waren laut Polizeibericht vor Ort, um den Geflüchteten ausfindig zu machen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Tiere an dem betreffenenden Montag einer Fährte gefolgt sind: Die Diensthunde des Polizeipräsidiums Rheinpfalz seien keine Personenspürhunde, erläutert Polizeisprecher Thorsten Mischler auf Anfrage der RHEINPFALZ . Bei solchen Einsätzen fahndeten die Hundeführer mit den Hunden wie eine normale Polizeistreife. Sie könnten sowohl mit im Auto unterwegs sein als auch mit den Hundeführern durch ein bestimmtes Gebiet laufen und sich so an der Suche beteiligen. Eine spezielle Fährte aufnehmen und nach dieser suchen könnten sie dagegen nicht, da sie darauf nicht trainiert seien. Wenn sich aber eine gesuchte Person in einem Gebäude verstecken würde, wird dieses Mischler zufolge umstellt und die Hunde könnten dann das Haus generell auf Personen durchsuchen.

Die europaweite Fahndung nach Perepelenko läuft. Man gehe weiter Hinweisen nach, so Staatsanwalt Blaßies.

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