Kreis Germersheim Der Sonne ganz nah

Rülzheim. Wer keine Brille mehr ergattern konnte und der Einladung der Sternwarte Bellheim folgte, sich auf einem Feldweg in Rülzheim zu treffen, der hatte großes Glück: Er konnte die partielle Sonnenfinsternis durch mehrere Spezialteleskope, die einige Mitglieder der Sternwarte zur Verfügung stellten, live erleben. Alle Teleskope, auch die beiden Kameras waren mit Sonnenfilterfolien ausgestattet, so dass jedermann gefahrlos hindurch schauen konnte.

Uwe Baron aus Karlsruhe trifft um halb neun als Erster am vereinbarten Treffpunkt ein. Er nutzt die Zeit, um sein Equipment aufzubauen, die elektronische Astrokamera zu justieren und sein Teleskop auszurichten. Kurz nach neun Uhr kommen dann auch weitere Mitglieder der Sternwarte und die ersten Zuschauer. Einige von ihnen bringen ihre Sonnenfinsternisbrillen von 1999 mit. Andere wiederum haben sich noch schnell eine Brille von Bekannten organisiert. Aber nur wenige kauften sich welche beim Optiker. Bernd Homberg aus Hagenbach hat sich sogar eine Brille selbst gebastelt. Er habe die spezielle Sonnenfilterfolie ND 5 verwendet, sagt er. „Jetzt geht’s los“, ruft Baron um 9.29 Uhr. „Der Mond schiebt sich von rechts vor die Sonne. Man sieht echte Sonnenflecken.“ Rund 25 Personen sind plötzlich ganz aufgeregt, schauten durch die Brillen und die vier Teleskope, die durchschnittlich eine 50-fache Vergrößerung der Sonne und des Mondes abbildeten. „Ja, es ist richtig viel los auf der Sonne, sie ist heute sehr aktiv. Das habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Mit meinem H-Alpha-Teleskop kann man Protuberanzen, das sind Sonnenfetzen, ganz deutlich sehen“, sprudelt es aus Michael Jedral, Rülzheim, heraus. Auch Angelika Busch, Rülzheim, bringt ihre Begeisterung für mit wenigen Worten zum Ausdruck: „Phänomenal, einfach toll“. Renate Hoffmann aus Rülzheim beobachte die Sterne und das Weltall schon sehr lange. „Ohne Sonne können wir nicht leben“, sagt Hoffmann. „Ich bin sehr glücklich, die Sofi heute erleben zu dürfen.“ Rosi Arbogast aus Bellheim ist wie alle an diesem Morgen fasziniert davon, „was die Natur alles zu bieten hat.“ Bevor sie sich auf den Weg nach Rülzheim machte, habe sie zuhause noch lange auf dem Balkon gestanden und in den Himmel geschaut, „ob sie nicht doch noch den Mond sehe.“ Die Schülerinnen Marie Stein (18) und Janina Mahla (17) kommen extra mit dem Bus aus Hassloch. Unvorhergesehene Freistunden haben den Ausflug ermöglicht. „Wir haben so was noch nie gesehen. Da dachten wir, wir sollten die Sofi nutzen und sie uns anschauen. Wir finden sie fantastisch“, so die beiden Mädchen. Stein versucht mehrmals vergeblich ihre Handykamera an die Linse des Teleskops zu halten. Auch Hagen Steiner (9) aus Rülzheim, der mit seiner Mutter Tanja gekommen ist, versucht eine gute Aufnahme zu machen. Doch Vincenco Pignatelli, Vorsitzender der Sternwarte, raubt ihnen jegliche Hoffnung. „Dafür braucht man leider einen speziellen Kameraaufsatz.“ Unter Hochspannung stehen auch die Mitarbeiter der Stromversorger. Doch von den im Vorfeld der Sofi befürchteten Stromausfällen ist nichts zu spüren. Alles lief problemlos, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerke Germersheim, Wolfram Baumgartner, kurz nach dem Himmelsspektakel. Man sei zwar vorbereitet gewesen, bei Bedarf die Photovoltaikanlagen vom Netz wegzuschalten, aber das sei nicht erforderlich gewesen.

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