Kreis Germersheim Das sagen die Hausärzte

„Mit ländlichen Hausbesuchen ist man in der Statistik auffällig“, sagt Dr. Ekkehard Pilz, Leimersheim. Und der 69-Jährige absolviert viele Hausbesuche: Er versorgt chronisch Kranke, kommt im Notfall nach Hause, wird von den Sozialstationen alarmiert, wenn ihnen bei der Betreuung eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes auffällt. „Das gehört doch auf dem Land einfach dazu“, sagt er. „Alleinstehende kann man nicht alleine lassen.“ Über die Jahre kennt man die Familien. Von manchen hat er den Schlüssel, gelegentlich bringt er auch mal Brötchen mit. Sein Radius umfasst etwa 14 Kilometer, außerhalb von Leimersheim hat er unter anderem Patienten in Kandel, Wörth, Rülzheim. Jeden Tag absolviert er zwischen 7 und 9 Hausbesuche, dazu kommen die normalen Sprechstunden. „Das hat sich seit 35 Jahren so bewährt“, schmunzelt er. Zu Hochzeiten kam er auf etwa 520 Hausbesuche im Quartal, inzwischen hat er altersbedingt diese Zahl auf 250 reduziert. Aber daran, die Praxistür endgültig zu schließen, denkt er noch nicht – schließlich sucht er schon seit zwei Jahren vergeblich einen Nachfolger. Der anstrengendste Teil seiner Arbeit ist der Papierkram. „Die Bürokratie ufert langsam aus“, sagt er. Ein Beispiel: Bei Raphael musste er jeden Monat aufs Neue begründen, warum der junge Mann 35 und nicht 30 Windeln benötigt. Insgesamt sei der Kostendruck gewachsen: Zum Beispiel, wenn man wegen der Hausbesuche in der Statistik auffällt. „Dann muss man vor die Prüfkommission“, erklärt Pilz. Die Regressforderungen in Höhe von mehreren Tausend Euro muss man dann schlucken – oder gut begründen. „Das hatte ich fast jedes Jahr“, so Pilz. Auch seine Nachfolgerin bei Familie Weber geht mit viel Idealismus ans Thema Hausbesuche heran. „Was soll das, er braucht das doch“, sagt Maria Rubio. „Da gibt es gar keine Diskussion.“ Die 56-jährige Spanierin hat seit 2001 ihre Praxis in Jockgrim und schaut jetzt regelmäßig bei Raphael vorbei. „Ich bin Ärztin aus Berufung“, sagt sie und lacht: „Und eine schlechte Geschäftsfrau.“ Sie betreut Patienten in den beiden Jockgrimer Altersheimen und macht Hausbesuche bei allen, die es nicht mehr selbst in die Praxis schaffen. (tnc)

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