Maximiliansau Das Rezept der Grumbeerworscht bleibt ein Geheimnis
In der Pfanne auf dem Herd brutzelt ein wenig der Masse, die gegenüber auf dem Arbeitstisch roh in Wurstform gebracht wird. Das regelmäßige Probieren ist schließlich Pflicht, um zu wissen, ob die Würze passt, erklärt Rupert Kauter. Dass das fertig angebratene Brät sehr würzig ist, passt. Schließlich verliert sich ein wenig Würze beim Sieden der Würste, weiß Kauter. In der Küche seines Partyservices wird die „Grumbeerworscht“ gemacht – und das ist hier eine Männer-Domäne.
Am Donnerstag begann alles mit dem Schälen der namensgebenden Zutat, der Kartoffel. Das Knollengemüse wird in der Pfalz und teils auch in Nordbaden als „Grumbeer“ oder ähnlich bezeichnet. 80 Kilogramm Kartoffeln wurden verarbeitet, erzählt Heinz Heimbach, Vorsitzender der Sängervereinigung. Dazu kam etwa die gleiche Menge an Fleisch, darunter Speckschwarten. Auch Zwiebeln, Eier und Gewürze wie Salz, Pfeffer und Majoran dürfen nicht fehlen. Das genaue Rezept? Natürlich ein Vereinsgeheimnis, erklären die Wurst-Macher augenzwinkernd. Neben Kauter und Heimbach sind Reinhold Demal (stellvertretender Vorsitzender der Sängervereinigung), Dieter König und Franz Angst auch am Freitag und Samstag an der Arbeit. Die Zutaten müssen so klein geschnitten werden, dass sie für den Wolf geeignet sind – also für das Gerät zum Zerkleinern und Vermengen.
Würste sind rund 300 Gramm schwer
Die fertige Masse wird in Naturdarm gefüllt. Dieter König dreht fleißig am Füller. Auf dem Füllrohr ist der Darm aufgezogen. Demal wirft ein prüfendes Auge darauf, dass das Abfüllen gleichmäßig gelingt und hilft mittels Klopfen nach. Bei 80 Grad sieden die Würste, die je etwa 300 Gramm schwer sind, dann in heißem Wasser. Drei Öfen mit Kochstellen stehen bereit.
Das Grumbeerworscht-Essen hat eine lange Tradition, erzählt Heimbach. Früher war es das Fastnachts-Dienstag-Essen beim Fußballverein Pfortz-Maximiliansau, bei dem Heimbach lange Vorsitzender war. Später übernahm Heimbach mit der Sängervereinigung diese Tradition und tischte in der Tullahalle auf, oft zweimal im Jahr. Während der Corona-Pandemie konnte das Fest so nicht stattfinden und das Team entschied sich zum Außer-Haus-Verkauf. Das kam an und die Sänger erkannten, dass sich so ein weiteres Problem lösen ließ: die Anzahl der Helfer wird weniger, auch weil der Altersschnitt im Verein weiter ansteigt. Eine Halle vorbereiten, Würste braten und Beilagen zubereiten: das alles braucht helfende Hände.
Helfer gesucht
Nun also der Verkauf der ungebratenen Würste. Die Abnehmer, die sie daheim selbst fertig braten, sind auf jeden Fall da: am Freitag gab es bereits eine Warteliste. Als eine weitere Kundin im Hof auftaucht, um zu fragen, ob eine Bestellung noch möglich ist, muss Heimbach absagen: „Wir können absehen, dass wir die Warteliste schon jetzt nicht erfüllen können.“
Und was essen die Wurstmacher am liebsten dazu? Sauerkraut und Brot! Da ist man sich einig. Die Tradition soll fortleben, doch hier ist es wie bei den aktiven Sängern: ohne Nachwuchs wird es schwer. „Junger Mann zum Mitfahren gesucht!“, kommentiert Kauter die Situation mit einem Lachen.
Grumbeerworscht, die ein wenig mit dem Saumagen verwandt ist, ist nicht überall in der Pfalz ein Begriff. Im Pfälzischen Wörterbuch steht sie als „Grundbirn(en)-wurst“ als „dicke Wurst mit Füllsel aus Fleisch und Kartoffeln“. Varianten sind zum Beispiel auch im Hunsrück, in Unterfranken oder im Saarland bekannt.